Hitzewelle: Modetrends und Accessoires für heiße Sommertage – Stil | ABC-Z

In Unterwäsche raus!
„Beating the heat“, so fasste die britische Vogue unlängst einen Minitrend zusammen, der angesichts der ersten heißen Sommertage offenbar wurde: Unterwäsche-Looks, wie sie zum Beispiel Zoë Kravitz und Ashley Graham bei Events zeigten. Der Guardian legte nach und analysierte diese neuen Lingerie-Styles: „Wispy camisoles, lace slip dresses and skirts“ kämen dabei offen zum Einsatz, also hauchdünne Kleidungsstücke aus der Negligé-Klasse, die neuerdings statt unter Kleid und Oberteil nun eben einfach so getragen werden – maximal luftig einerseits und ein bisschen sommerlich sexy andererseits natürlich auch. Im Grunde ist der Sachverhalt ja ziemlich simpel und altbekannt – was zu heiß ist, wird ausgezogen. Kinder und Bauarbeiter praktizieren seit jeher im Sommer einen Unterhemden-Chic. In der Mode bahnte sich das offizielle Coming-out der Unterwäsche in den vergangenen Saisons aber schon von allen Seiten an. Voriges Jahr machte bereits ein schlichtes weißes Prada-Unterhemd im klassischen Feinripp-Style Furore. Der offen getragene Sport-BH ist mittlerweile eine Art Modestatement der Generation Z mit ihrer großen Gym-Neigung. Die allgegenwärtigen Oversize-Blazer werden schon länger gerne mit pointiert rausblitzenden Spitzenbraletts kombiniert, und Boxershorts aus der Herrengarderobe wurden sowohl von Frauen als auch von Männern zuletzt gerne mal kurzerhand zu Shorts deklariert. All diese Symptome befördern schließlich die Underwear zur neuen Outerwear und die Hitze der vergangenen Wochen legitimierte diesen kleinen Tabubruch erst recht: Man geht einfach mit dem Leichtesten raus, was man daheim hat, egal ob flatterig, durchsichtig oder offenherzig. Denn von 30 Grad aufwärts spielen Stil und Mode ohnehin keine Rolle mehr.
Sprudel mitnehmen!
Die Marke Sodastream steht für die reine Vernunft. Natürlich ist es viel besser, Wasser zu Hause zu sprudeln, als schwere Kästen zu wuchten oder die Kinder damit zu gängeln („Zu zweit habt ihr den gleich im Keller“, von wegen). Natürlich ist es umweltfreundlicher, weil keine Bataillone an Plastikflaschen im Spiel sind, und ja, das haben Untersuchungen ergeben, es ist ratsam für den Geldbeutel. Den Rücken geschont, das Budget entlastet, der Nachhaltigkeit Rechnung getragen: Das macht die Erfolgsgeschichte des Unternehmens mit der etwas verschlungenen Historie aus (zeitweise wurde im Westjordanland produziert, später kaufte Pepsi die israelische Firma). Das Problem war nur: Exakt so sahen die kantigen Sprudler mit der eingerasteten Kartusche und vor allem die dazugehörigen Trinkgefäße auch aus – nach pragmatischer Haushaltsführung. Jetzt gibt es das neue Designmodell namens Enso in der Nuance „Sand“, und das Beste daran ist die neue Mitnehmflasche in neuen Farben. Schlanke Form, dabei sanft gerundet, mit einer Lasche am Verschluss für beschwingtes Sommerschlenkern oder zum Befestigen an der Badetasche: Die „Fizz&Go“ hat einen etwas achtzigerjahrehaften Spaßnamen, aber ansonsten die Erkennungsmerkmale ihres Schöpfers, des berühmten Designers Naoto Fukasawa, in dessen Entwürfen sich stets Schlichtheit mit japanisch unaufdringlicher Eleganz paart. Damit sieht die Wasseraufnahme an drückend heißen Tagen nicht nur nach dem aus, was sie ist, nämlich überlebensnotwendig. Sondern auch nach Contenance und wie eine kühl geplante Entscheidung für guten Stil. Geeignet auch für stilles Wasser, aber natürlich vor allem kompatibel mit dem Sodastream, alles andere wäre unvernünftig.

Abkühlung auf Knopfdruck
Während der Schwangerschaft entdecken Frauen plötzlich eine komplett neue Produktwelt für sich. Nicht alles davon behält man in guter Erinnerung, aber „Lift Legs“ von Origins war definitiv das, was man im Boomerslang einen „Gamechanger“ nennt. Plötzlich fühlten sich die Waden nicht mehr wie zentnerschwere Brückenpfeiler an, der Kühleffekt war bei jedem Auftragen wieder so erstaunlich wie wohltuend. Bei den Hitzewellen, die wir mittlerweile erleben, muss man kein Kind erwarten, damit die Extremitäten gefühlt um das Doppelte anschwellen. Wer zur Abhilfe lieber sprüht als cremt, nimmt einen „Cooling Body Mist“, zum Beispiel von Susanne Kaufmann. Diese kleinen Helfer sind vielleicht nicht ganz so effektiv wie diese Benetzungsturbinen neben der Trainerbank bei der Klub-WM in den USA, aber Menthol und Rosskastanienextrakt erfrischen und kühlen die Haut sofort.

Mut zum Hut
Unverständlich ist, warum es angesichts der zunehmend heißen Sommer noch nicht zu einem flächendeckenden (im wahrsten Sinne) Comeback des Huttragens kam. Denn kaum etwas bietet so schnell einen angenehmen Schutz und Schatten und ist gleichzeitig so schön ins Outfit zu integrieren wie ein guter Sonnenhut. Dabei gilt grundsätzlich – je breiter und umfassender die Krempe, desto besser der Schutz. Aber auch luftiger Sitz, helle Farben und leichtes Gewebe wie Leinen oder moderne Funktionsstoffe sind fürs optimale Behütetsein wichtig. Die allseits beliebten Strohhüte sind zwar klassisch, aber gar nicht unbedingt die Hüte mit der besten Atmungsaktivität, Stichwort Hitzestau. Den besten Allroundschutz bietet der sogenannte „Boonie Hat“ dessen Anfänge in der militärischen Nutzung liegen – und den man bis heute auch oft bei Rangern, Wildhütern und anderen Busch- und Steppenautoritäten sieht. Der Boonie aus Baumwolle ist sicher kein eleganter Sonnenhut – er sieht aus wie ein Anglerhut mit breiter Krempe, aber er ist leicht in der Tasche zu verstauen, unverwüstlich, kann bei Wind mit einem Riemen am Kinn befestigt werden und schützt sogar bei einem jähen Gewitterregen für eine gewisse Zeit. Aber auch alle anderen krempigen Hüte, die ein bisschen Luft an den Kopf lassen, sind für Hitzewellen geeignet. Baseballcaps hingegen beschatten nur die Vorderseite und bleiben deshalb hinter den Möglichkeiten eines Hutes zurück. Eincremen sollte man sich übrigens auch mit Hut unbedingt.

Schön abgeschirmt
Der Klimawandel bringt längst abgelegt geglaubte Accessoires zurück. Den Fächer, den Hut – womöglich bald auch den Sonnenschirm? Früher sah man nur asiatische Touristinnen damit im Sommer durch die Städte ziehen. Mittlerweile nehmen auch immer mehr Europäer für längeres Rumstehen oder Rumsitzen im Freien – Sportveranstaltungen, Picknick, Sightseeing – einen Regenschirm mit, der bei den besser Ausgerüsteten tatsächlich schon ein UV-Schirm ist. Solche leichten Modelle gibt es zum Beispiel bei Uniqlo, wo die Nachfrage ständig steigt.
Gesund und praktisch ist das natürlich schon irgendwie, zumindest, solange man das Ding nicht so oft stehen lässt wie die Regenversion. Ästhetisch allerdings bewegt es sich ungefähr in der Liga von Strandmuschel-Kolonien an Ostseestränden. Was tun? Wer in letzter Zeit auf einer sehr heißen, aber sehr gut organisierten Hochzeit war, bekam dort vielleicht einen dieser Papierschirmchen in die Hand gedrückt. Quasi die Eisbecherdeko in Groß und Weiß, wie man sie von Fotos aus Japan kennt. Die schützen auch, zumindest, solange sie nicht kaputtgehen, und sind ein Instant-Poser-Accessoire. Kaum hat man das Teil aufgespannt, fühlt man sich gleich so elegant wie die Lady auf dem Bild „Frau mit Sonnenschirm“ von Claude Monet. Bis ins 19. Jahrhundert waren „Parasols“ so gebräuchliche wie wichtige Statussymbole, reich verziert, aufwendig gearbeitet. Frauen der besseren Gesellschaft hatten Dutzende davon, die jeweils auf das Tagesoutfit abgestimmt wurden. Nach der Französischen Revolution kamen sie allmählich aus der Mode, und als Coco Chanel in den 1920ern befand, dass die moderne Frau im Sommer gebräunt sein müsse, war der Sonnenschirm endgültig erledigt. Wer etwas Stabileres als Papier sucht, das auch ein Sommergewitter überlebt, schaut auf Etsy oder anderen Plattformen nach schönen Vintageexemplaren.

Heiße Luft
In jedem Fächer steckt ein bisschen Theater, je nachdem, wie sehr die Trägerin das wünscht. Die rein weibliche Form dürfte hier passend sein, Männer mit Fächer sind selten. Jedenfalls könnte das effektvolle Potenzial des Accessoires ein Grund sein, warum es in diesem Sommer überall zurück ist: Nach der eher blutleeren Noblesse der Quiet-luxury-Saisons mag es die Mode ja gerade wieder unverfrorener, lieber etwas Drama, bloß keine ständige Zurückhaltung. Abgesehen natürlich von dem ebenso einfachen wie genialen Kühlkonzept der Fächer: Auch wenn beim Wedeln nur warme Luft in Bewegung versetzt wird, bewirkt die leichte Brise direkt am Kopf doch ein angenehmes Gefühl von Erfrischung. Das plötzliche Auffalten – zusammengeklappt wirken sie nicht auffälliger als ein schmales Futteral – kann man diskret vornehmen oder als theatralischen Effekt inszenieren. Wird eher effizient gefächelt mit raschem Vor und Zurück oder als weit ausholende Geste, ist das Gesicht geheimnisvoll verborgen oder entblößt, kommen die Augen besonders intensiv zur Geltung? Wer möchte, kann beim schnellen Abkühlen zahllose Spielarten und Maskeraden ausprobieren, und schon die Fächer selbst sehen ja meistens nicht gerade unauffällig aus, bunt bemalt, aus Seidenstoff oder lackiertem Papier. Auch das Modell von Prada, mit Lederband, Goldkarabiner und in schön hitzeglühenden Rot-Gelb-Tönen, ist genau dafür gemacht: den großen Auftritt.