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Tennis und Stars: Wimbledon 2023 in zwei Outfits – Stil | ABC-Z

Für sie: Erster Satzverlust

Wenn es ein Sympathie-Ranking für Sportfans gäbe, dann wären die Tennisturnierbesucher ganz weit unten. Während man bei der Formel 1 tunlichst auf Sportlichkeit bedacht ist (Turnschuhe!) und beim Golf auf Bodenständigkeit (Camping-Stuhl!), ist dem gehobenen Tennispublikum nichts peinlich, weder die altmodischen Strohhüte noch die Jacketts, und, am schlimmsten: die auf dem Spielfeld landenden Champagnerkorken (wie im Finale Sinner gegen Alcaraz). Wo Alkohol- und Modesponsoren mächtig sind, sind die Stars natürlich nicht weit – sie können nicht anders, es ist ihr Gratis-Enthusiasmus. Um diesen zu unterstreichen, brezeln sie sich auf, als sei später noch Oscar-Verleihung: hohe Schuhe, bunte Kleider, teure Handtaschen.

(Foto: Max Cisotti/Dave Benett/Getty)

Hier sehen wir Hannah Waddingham, die wir grundsätzlich verehren, weil sie sich mit ihrer Statur, von der Produzenten früher sagten, sie passe nicht auf den Bildschirm, wirklich von niemandem kleinreden lässt. Leider steht aber ihr Look vom Finaltag für alles, was am Wimbledon-Besucher unerträglich ist: ein Cocktailkleid tagsüber, auch noch kombiniert mit Sonnenbrille. Und dann auch noch in Weiß, was den diesjährigen Versuch vieler weiblicher Sponsorenticketempfänger spiegelt, dem Spielerdresscode Tribut zu zollen (unter anderem auch: Ex-Tennisspielerin und Möchtegern-Modeinfluencerin Ana Ivanović und Adabei Caro Daur). Andererseits: ist der eigenartige Clash der sterilen Zuschauer-Garderobe mit dem echten Schweiß der Gladiatoren wohl einfach Teil eines Spektakels, das so alt wie Rom ist.

Für ihn: Junger weißer Mann

Andrew Garfield führt das Leben eines erfolgreichen Schauspielers, er war mit Emma Stone zusammen und hat sie dann gegen ein Model ausgetauscht, er spielt Superhelden aber auch anspruchsvolle Rollen, kurz: Das Leben meint es gut mit ihm. Zum guten Leben gehören Wimbledon-Tickets, das hat die diesjährige Ausgabe der All England Championships wieder deutlich gemacht – selten war so ein Promi-Auftrieb beim Tennis, und bei manchen Matches wurde über das Publikum anschließend mehr gesprochen als über die Ballwechsel. Dass man sich hier traditionell ein wenig besser anzieht als zu anderen Sportveranstaltungen ist klar, die Herren tragen gerne Krawatten und Sakko, die Damen gehobene Sommergarderobe.

(Foto: Neil Mockford/GC)

Aber es ist immer noch ein Sportereignis, zu viel Kostümierung auf den Rängen ist nicht angebracht, schon aus Respekt vor den Spielerinnen und Spielern, die bekanntlich bei der Arbeit keine Ablenkung wünschen. Für Andrew Garfield bot Wimbledon Gelegenheit, wieder eine neue Freundin zu präsentieren – er zeigte sich erstmals mit der Schauspielerin Monica Barabaro. Sein Outfit für diesen Anlass war außerordentlich weiß und zwar auf eine Art, die ein bisschen zu viel des Guten war. Klar, weißer Sport und so, aber dieses Ensemble aus sehr weißer Bügelfaltenhose samt ebensolchen Socken, einem Hemd mit unvorteilhaft massiven Brusttaschen und dann noch einem verkehrsweißen Zopfpullover ließ den eigentlich sehr brünetten Andrew doch irgendwie furchtbar blass wirken. Es fehlte eine Brechung, irgendwas Heiteres, so sah das alles nach Sommerfest im Ärztehaus aus.

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