Archäologen staunen über antiken Fund vor Siziliens Küste | ABC-Z

Rom. Unterwasserarchäologen haben vor der Küste Siziliens eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht. Der Fund soll Teil eines Filmprojektes werden.
Kristallklares Wasser, feiner Sand und felsige Küsten: Mitten im Urlaubsparadies im Südosten von Sizilien haben Archäologen einen seltenen Fund gemacht. In sechs Metern Tiefe sind die Forscher auf ein griechisches Schiffswrack gestoßen, das aus dem sechsten bis fünften Jahrhundert v. Chr. stammen soll. Der Fund ist das Ergebnis einer Kampagne für Unterwasserarchäologie, die von der Universität Udine zusammen mit der Meeresaufsicht der Region Sizilien im Gebiet von Ispica nahe der sizilianischen Stadt Ragusa durchgeführt wurde.
Neben der Schiffsstruktur konnten unter anderem der Mast, schwarze Keramikfiguren, ein kleines Fläschchen mit der in griechischer Sprache eingravierten Aufschrift „Nau“ (Schiff), sowie ein in außergewöhnlich gutem Zustand erhaltenes Tausegment geborgen werden. Die Überreste des 2.500 Jahre alten Wracks waren zunächst von einer Sandschicht und von Steinen bedeckt, wurden aber seit 2024 teilweise freigelegt. Dank des Einsatzes eines Wasser-Saugbaggers wurde das Grabungsareal erweitert, wodurch weitere Schiffsteile, darunter das Mittelschiff und eines der beiden Ruder, zum Vorschein kamen.
Archäologe erklärt Besonderheit: „Bleibt nur sehr selten erhalten“
Die Arbeiten dauerten fünf Wochen von Mai bis Juni und führten zur Freilegung eines großen Teils des Wracks. Mittels Vermessungen und Aufnahmen wurde ein 3D-Modell erstellt. Parallel wurden weitere mögliche Fundstellen in der Region untersucht, um zukünftige Forschungen vorzubereiten. „Mit Vorsicht vorgehend“, – erklärte Massimo Capulli, Dozent der Universität Udine und Koordinator des Projekts – „ist es uns gelungen, neue und wichtige Teile des Schiffes zu dokumentieren, einschließlich seines Mastes, der nur sehr selten erhalten bleibt.“
Das Schiff wurde nach der sogenannten „su guscio“- oder „shell-first“-Technik konstruiert, bei der die Planken mithilfe von Schwalbenschwanzverbindungen und Klammern fest aneinander gefügt wurden. Diese Methode ermöglichte die Konstruktion eines selbsttragenden Rumpfes und zeugt von den fortschrittlichen Kenntnissen im Schiffsbau jener Epoche. Die langfristige Einwirkung holzfressender Organismen hat jedoch dazu geführt, dass die Holzstruktur heute einen fragilen Zustand aufweist.
Die Universität Udine erhielt für die Studienkampagne zum altgriechischen Wrack von Ispica eine Förderung der Gesellschaft „Sunk Costs Productions“. Gemeinsam mit US-Regisseur Martin Scorseses Sikelia Productions entsteht das Filmprojekt „Shipwreck of Sicily“. Der zweijährige Dreh in Sizilien soll weitere Unterwasserwracks zeigen. Während der Grabungen in Ispica wechselten sich wissenschaftliche Untersuchungen mit Filmaufnahmen für diesen von Scorsese koproduzierten Dokumentarfilm ab.
Sizilien als wichtiger Knotenpunkt in der Antike
„Die Zusammenarbeit zwischen der Region Sizilien und der Universität Udine bringt großartige wissenschaftliche Ergebnisse. Die Unterwasserarchäologie leistet einen wertvollen Beitrag zum besseren Verständnis der Zivilisationen, die die Insel über Jahrtausende bewohnten“, kommentierte der sizilianische Kultur- und Identitätsminister Francesco Paolo Scarpinato.
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Aufgrund seiner strategischen Lage im Mittelmeerraum kommt Sizilien eine bedeutende historische Rolle zu. Bereits in der Antike fungierte die Insel als zentraler Knotenpunkt des Handels. In der Antike war die Küste von Ispica unter dem Namen „Porto Ulisse“ (Hafen des Odysseus) bekannt. Dieser natürliche Hafen wurde bereits von den Griechen genutzt und soll laut Legende der Ort gewesen sein, an dem Odysseus während seiner Reisen im Mittelmeer Zuflucht fand. Archäologische Funde belegen die historische Bedeutung dieses Küstenabschnitts. Hier wurden unter anderem mehrere archäologische Ausgrabungen durchgeführt und Überreste von Feuerstellen und Mauern, Gebäude und antike Wohnungen, sowie eine Arbeitsgrube aus der römischen Kaiserzeit gefunden. Vermutet wird, dass der Hafen über mehrere Jahrhunderte hinweg kontinuierlich genutzt wurde.