Preise für Zucker, Olivenöl, Salat: Supermarkt-Inflation schwächt sich ab | ABC-Z

Nicht nur die Inflationsrate insgesamt in Deutschland, auch die Teuerung von Nahrungsmitteln ist mittlerweile spürbar zurückgegangen. Das zeigt der vierteljährliche F.A.Z.-Preisbericht. Die deutsche Inflation ging von 2,2 Prozent im März und 2,1 Prozent im April und Mai auf 2,0 Prozent im Juni zurück. Die Teuerung der Nahrungsmittel sank von 3,0 Prozent im März und 2,8 Prozent im April und Mai auf 2,0 Prozent im Juni.
Noch bis vor Kurzem war das anders gewesen: Da waren in der Inflationsmessung weiterhin kräftige Preissteigerungen für Nahrungsmittel nur durch sinkende Energiepreise ausgeglichen worden. Philip Lane, der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), hatte noch im Mai im Interview mit der F.A.Z. von einer „überdurchschnittlichen Supermarkt-Inflation“ gesprochen. Das hat sich zumindest für Deutschland geändert.
Kaffee ist teurer geworden
Jetzt gibt es zwar weiterhin kräftige Preiserhöhungen für bestimmte Nahrungsmittel wie Kaffee, Kakao und Schokolade. Zum Teil stehen diese im Zusammenhang mit schlechten Ernten für die Rohstoffe, die Folgen des Klimawandels sein könnten. Sie werden aber stärker als in der Vergangenheit ausgeglichen durch Preissenkungen für andere Nahrungsmittel wie Zucker oder Olivenöl, die zuvor außergewöhnlich teuer geworden waren.
Die stärkste Preissenkung auf Jahressicht unter den Lebensmitteln gab es laut einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes für Zucker mit 28,6 Prozent. Auf Platz zwei folgte Olivenöl mit 21,1 Prozent. Deutlich günstiger wurden auch Möhren um 19,3 Prozent, Gurken um 14,8 Prozent, Kopfsalat um 12,3 Prozent und Kartoffeln um 11,2 Prozent.
Den stärksten Preisanstieg hingegen gab es für Kaffee um 19,8 Prozent. Es folgte Kakao mit 18,5 Prozent. Deutlich teurer wurde auch Trockenobst mit 17,7 Prozent und Schokolade mit 17,4 Prozent. Rinderhackfleisch verteuerte sich um 17 Prozent, Orangensaft um 16,1 Prozent und Butter um 13,9 Prozent.
Ruth Brand, die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, hob hervor, die Inflationsrate habe im Juni den niedrigsten Stand des ersten Halbjahres erreicht: „Neben den fallenden Energiepreisen ging insbesondere der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln zurück“, sagte sie. Inflationstreibend habe dagegen die Dienstleistungsteuerung gewirkt.
Der Ölpreis zeigte in den zurückliegenden Monaten ein starkes Auf und Ab. Die US-Zölle und die Sorgen über die Weltkonjunktur drückten ihn im April und Mai zeitweise unter 60 Dollar je Barrel (Fass zu 159 Litern) für die Nordseesorte Brent, bevor der Nahostkonflikt ihn im Juni kurzzeitig auf mehr als 80 Dollar hochtrieb. Zuletzt pendelte er um die 70 Dollar.
Das hatte Einfluss auch auf die Energiepreise in Deutschland. Im Durchschnitt lagen sie im März 2,8 Prozent unter dem Vorjahreswert, im April 5,4 Prozent, im Mai 4,6 Prozent und im Juni 3,5 Prozent. Auf Jahressicht gingen im Juni vor allem die Preise für Kraftstoffe mit minus 4,6 Prozent zurück. Dabei verbilligte sich Super mit einem Preisrückgang um 4,8 Prozent stärker als Dieselkraftstoff mit 4,4 Prozent.
Strom wurde auf Jahressicht billiger
Haushaltsenergie wurde im selben Zeitraum im Durchschnitt 2,8 Prozent günstiger. Heizöl sank 5,6 Prozent im Preis. Strom verbilligte sich um 2,4 Prozent und Fernwärme um 0,1 Prozent. Erdgas hingegen war im Juni 0,1 Prozent teurer als im Vorjahresmonat.
Die Teuerung für Dienstleistungen lag in den zurückliegenden Monaten weiter oberhalb der Gesamtinflation. Auf Jahressicht betrug sie im März 3,5 Prozent, im April 3,9 Prozent, im Mai 3,4 Prozent und im Juni 3,3 Prozent. Sie war also zuletzt etwas rückläufig, bleibt aber trotzdem eher hoch.
Dabei spielt die Preiserhöhung für das Deutschlandticket zum Jahresbeginn immer noch ein Rolle. Deutliche Preiserhöhungen gab es aber auch für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen, unter anderem in der Pflege, mit einem Plus von 8,5 Prozent.
Die Prämien für Versicherungen stiegen um 8,1 Prozent. Essengehen verteuerte sich um 4,1 Prozent. Pauschalreisen wurden im Schnitt 3,8 Prozent teurer. Dagegen verbilligten sich Flugtickets um 1,3 Prozent und Telekommunikationsdienstleistungen um 1,4 Prozent.
Nach wie vor etwas unklar ist, wie sich die Zölle von Donald Trump mittelfristig auf die Inflation hierzulande auswirken werden.
Auf absehbare Zeit rechnet der Ökonom Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim mit einer „asymmetrischen Inflation“ durch die Zölle, das heißt höheren Inflationsraten in den Vereinigten Staaten und eher niedrigeren in Europa. Die Pläne für Gegenzölle der EU könnten aber auch die Preise hierzulande steigen lassen.
Bundesbankpräsident Joachim Nagel hält es zumindest für möglich, dass die Entwicklung der Inflation als Reaktion auf die Zölle u-förmig verläuft, also zunächst gedrückt wird, aber später steigt.
Bislang sieht man insbesondere Folgen über den Wechselkurs und den Ölpreis. Der gegenüber dem Dollar stärker gewordene Euro vergünstigt Importe. Der gegenüber dem Jahresbeginn gedrückte Ölpreis sorgt für niedrigere Energiepreise. Beides wirkt tendenziell inflationssenkend.