Eibsee: Leichen von Vater und Sohn nach Tretboot-Unglück gefunden – Bayern | ABC-Z

Dass der sechsjährige Junge und sein 33 Jahre alter Vater nicht mehr lebend aus dem Eibsee geborgen werden würden, das hatte sich schon vor einer Woche abgezeichnet. Als die fast 80 Helfer von Wasserwacht, DLRG, Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei irgendwann am Abend des vergangenen Samstags ihren Einsatz erfolglos beendet hatten, da hatte Einsatzleiter Manuel Achtner von der Kreiswasserwacht Garmisch-Partenkirchen die Verantwortung für alles Weitere an die Polizei übergeben. Aus dem Rettungseinsatz war damit eine Vermisstensuche geworden, und auch die blieb lange Zeit ohne Erfolg.
Erst an diesem Samstagnachmittag, eine Woche nachdem der Sechsjährige von einem gemieteten Tretboot in den See gefallen und sein Vater sofort hinterhergesprungen war, um ihn zu retten, gibt es die endgültige Gewissheit: Der Mann hat sein Kind nicht retten können, und bei dem Versuch ist er selbst ums Leben gekommen. Polizeitaucher bargen die beiden Leichen aus dem See. Eine Spezialfirma hatte am Tag zuvor in etwa 24 Metern Tiefe Hinweise auf die leblosen Körper entdeckt, die sich am Ende tatsächlich als die Leichen der beiden Vermissten herausstellen sollten.
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Danach hat die Polizei nach eigenen Angaben erst einmal die Angehörigen informiert, allen voran die Mutter des toten Jungen und Ehefrau des ebenfalls ertrunkenen Mannes. Die 34-Jährige war zusammen mit den beiden und mit der vier Jahre alten Tochter der Familie auf dem Boot gewesen. Mutter und Tochter hatten mit ansehen müssen, wie die anderen beiden untergingen. Die Wasserwacht hatte sie dann von dem Tretboot geholt und an Land gebracht, wo sich ein Kriseninterventionsteam ihrer angenommen hatte.
Wie groß ihre eigene Hoffnung noch war, die beiden Vermissten jemals wiederzusehen, ist ungewiss. Die Hoffnung der Retter und Experten war denkbar gering. Denn wenn Vater und Sohn oder auch nur einer von beiden es tatsächlich irgendwie aus dem See ans Ufer geschafft hätten, so hätten sie irgendjemandem auffallen müssen inmitten des Ausflugstrubels am Eibsee. Der ging schon am Tag nach dem Unglück weiter fast wie zuvor. Diejenigen, die von dem Unfall wussten oder die erfragten, warum Mitglieder der Wasserwacht und Polizeitaucher so ausdauernd und akribisch den See absuchten, mögen zwar eine gewisse Beklemmung verspürt haben. Und doch wurde im Eibsee wieder und weiter gebadet, geschwommen, gepaddelt und Boot gefahren.
Mittendrin stets einige Bereitschaftspolizisten und die Polizeitaucher aus München, die später noch Verstärkung aus Nürnberg erhielten. Sie und auch die Suchboote der Wasserwacht, all die Sonare, Scanner und Tauchroboter haben die beiden Vermissten tagelang nicht aufspüren können.

Zu tief war das Wasser an der vermuteten Unglücksstelle, zu schlecht die Sicht mehr als 30 Meter unter Wasser im vergleichsweise klaren See, zu stark die Strömung dort unten, knapp über dem Grund. Große Felsbrocken, wie sie auch an Land die Gebirgslandschaft am Fuß der Zugspitze prägen, verschatten dort am Seegrund Sicht und Sonar. Die speziell ausgebildeten Suchhunde, die menschliche Körper oft in Dutzenden Metern Wassertiefe wittern können, erschnüffelten nichts. Auch aus der Höhe von dem immer wieder aufsteigenden Polizeihubschrauber aus war nichts zu entdecken.
Erst eine spezialisierte Tauchfirma, die von der Polizei hinzugezogen worden war und am Freitagfrüh mit ihrer Arbeit begann, fand noch am selben Tag Hinweise auf die Gesuchten. Am Tag darauf bargen die Polizeitaucher die beiden Toten.
Die Arbeit der Taucher am Eibsee ist damit zu Ende, nicht jedoch die Arbeit der Polizei insgesamt. Die Kriminalpolizei Garmisch-Partenkirchen muss im Auftrag der Staatsanwaltschaft München II weiterhin versuchen, den tödlichen Unfall zu rekonstruieren und die genauen Umstände des Unfalls aufzuklären. Hinweise darauf, dass neben der Familie aus dem unterfränkischen Landkreis Haßberge noch irgendwelche anderen Menschen beteiligt gewesen sein könnten, gibt es jedoch ausdrücklich nicht.
Möglicherweise lassen sich nun anhand der Leichen Hinweise auf die genauen Todesursachen gewinnen. Das Wasser des zu anderen Jahreszeiten oft sehr kalten Eibsees war am Unglückstag etwa 22 Grad warm, trotz der Lage im Gebirge auf fast 1000 Höhenmetern. Ob die beiden Verunglückten oder zumindest der Vater schwimmen konnten, dazu macht die Polizei bisher keine Angaben. Ebenso wenig teilt sie offiziell mit, ob die beiden Schwimmwesten trugen. Dies war aber offenkundig nicht der Fall. Rettungswesten, so hieß es unter anderem von der örtlichen Wasserwacht, hätten das Unglück mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern können. Eine gesetzliche Pflicht, sie zu tragen oder sie zumindest Kindern oder Nichtschwimmern anzulegen, gibt es nicht.