Stil

Eingelegte Wassermelone – Stil – SZ.de | ABC-Z

Die Wassermelone verfügt offenbar über besondere virale Qualitäten, die anderem Obst und Gemüse abgeht. Zumindest scheint es sehr viel einfacher zu sein, mit einem Melonenrezept auf Social Media Aufmerksamkeit zu wecken, als, sagen wir, mit Tipps zu Kochbananen, Sauerkirschen oder Knollenpetersilie.

Beispiele dafür gab es zuletzt viele. Da wäre der Wassermelonensalat mit Feta (und Oliven), dessen viele Zubereitungsvarianten auf Tiktok und Instagram so erfolgreich waren, dass jede zweite Schüssel auf Sommerfestbuffets heute mit roten und weißen Würfeln gefüllt ist. Ähnlich populär sind Cocktailrezepte, für die man die Melone oben öffnet, um das Fruchtfleisch noch in der Schale mit Wodka oder anderen Spirituosen zu hoffentlich irgendwie Daiquiri-ähnlichen Erfrischungen zu pürieren. Diese Art Naturbowle sieht im Video bestechend einfach und auf Gartenpartys hübsch aus, ihre schlichte Zubereitung geht aber ziemlich sicher zulasten der Drink-Qualität.

Die Formel für ehrliche Melonenrezepte lautet: Es macht ein bisschen Mühe, aber die lohnt sich

Hier deutet sich an: Die Wassermelone gilt zwar als ultimative Sommerfrucht, unkompliziert, zuckersüß, beliebt und dekorativ. Doch wenn es darum geht, ihre kulinarischen Möglichkeiten auszuloten, ist das plötzlich mit sehr viel mehr Arbeit verbunden, als gerne behauptet wird. Im vergangenen Jahr etwa gingen zu Recht mehrere Rezepte für köstliche Melonensteaks viral; allerdings dürfte mancher beim Nachkochen überrascht gewesen sein, wie aufwendig es dann doch ist, Melonenscheiben zu marinieren und stundenlang im Ofen so zu dehydrieren, dass ihre Konsistenz an Fleisch erinnert. In diesem Sommer nun wandert die Wassermelone nicht nur auf Instagram ins Einmachglas, wo sie – nach osteuropäischem Vorbild – zusammen mit Knoblauch, Dill, Sellerie und Lorbeer binnen weniger Tage zum ungewöhnlichen Snack fermentiert: erfrischend, gesund (immer schön ans Biom denken!) und vielschichtig. Auch hier gilt die Formel für ehrliche Melonenrezepte: Es macht etwas Mühe, aber die lohnt sich.

Für fermentierte Wassermelone empfehlen wir das Rezept aus David Levitskys Homecooking-Blog „Dish by David“. Levitsky legt die Melone in (gefiltertes) Wasser ein, in dem er zuvor pro Liter 2 TL Meersalz (es sollte kein Jod enthalten) und 1 TL Zucker vollständig auflöst. Für ein sehr großes Einweckglas benötigt man etwa 750 g Wassermelone, die in daumenbreite Scheiben und schließlich in Dreiecke geschnitten wird, die Menge variiert nach Stapelkunst und Glas. Die Außenschale der Melone schält man sehr dünn ab (das hellgrüne, äußere Fruchtfleisch darunter dranlassen), man kann die Melone aber auch mit Schale einlegen, diese dann aber gut abwaschen, etwa mit Essig und/oder Salz.

Nun die Melonenecken im sauberen Glas stapeln, dazu kommen 1-2 Stangen geputzter Sellerie, in 5 Zentimeter lange Stücke geschnitten, gern ein paar Sellerieblätter, 3 Knoblauchzehen, geschält und in Scheiben geschnitten, 3 mittlere Lorbeerblätter sowie vier Stängel frischer Dill. Wer experimentieren will, würzt zusätzlich mit etwas Senfsaat, Koriander, Chili-Flocken oder ein paar Weinblättern. Die Melone so mit Salz-Zucker-Wasser begießen, dass alles bedeckt ist (eventuell Glasbeschwerer nutzen) und das Glas geschlossen für 36 Stunden an einen dunklen Ort stellen. Danach reift die Melone im Kühlschrank weiter. Bereits am vierten Tag kann man probieren. Die Melone ist toll als Salat-Topping, aber auch zu Schinken oder Schafskäse.

Der Autor findet: Frische Wassermelone sollte eiskalt sein, das erhöht den Genuss enorm. 
Der Autor findet: Frische Wassermelone sollte eiskalt sein, das erhöht den Genuss enorm.  (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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