Ukraine-Liveblog: ++ Russland greift mit Raketen und Drohnen an ++ | ABC-Z

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Russland hat laut der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht mit mehr als 700 Drohnen und mehreren Raketen angegriffen. US-Präsident Trump erwägt laut Medienberichten, Kiew ein Flugabwehrsystem zu liefern.
Die wichtigsten Entwicklungen:
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat Russland für den Abschuss des Passagierfluges MH17 im Jahr 2014 über der Ukraine verantwortlich gemacht. Moskau stehe hinter dem Abschuss, der 298 Menschen das Leben kostete, urteilte der EGMR in Den Haag. Damit hat erstmals ein internationales Gericht Russland die Verantwortung für die Tragödie zugewiesen.
Eine Boeing 777 der Gesellschaft Malaysia Airlines war am 17. Juli 2014 auf dem Flug von Amsterdam nach Kuala Lumpur über einem von prorussischen Rebellen kontrollierten Gebiet in der Ostukraine von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden. Keiner der Insassen aus den Niederlanden, Australien, Malaysia, Indonesien, Großbritannien, Belgien, Deutschland, den Philippinen, Kanada, Neuseeland, Vietnam, Israel, Italien, Rumänien, den USA und Südafrika überlebte.
Eine internationale Untersuchung, die von den Niederlanden, Malaysia und Australien im UN-Sicherheitsrat initiiert wurde, kam zu dem Schluss, dass die Rakete, die das Flugzeug zerstörte, zu einer russischen Luftabwehreinheit gehörte. Das Raketensystem wurde demnach in die Ukraine gebracht und nach dem Abschuss von MH17 wieder nach Russland gefahren. Russland bestreitet jede Verantwortung.
Der Kreml zeigt sich unbeeindruckt von den kritischen Äußerungen von US-Präsident Donald Trump über den russischen Präsidenten Wladimir Putin. “Wir sind da ziemlich gelassen”, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Trump sei für seinen “harschen rhetorischen Stil” bekannt. Russland wolle den Dialog mit Washington fortsetzen, betonte Peskow.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist vor Beginn der internationalen Ukraine-Wiederaufbaukonferenz in Rom eingetroffen. Wie das ukrainische Präsidialamt mitteilte, sind neben Selenskyjs Teilnahme an der Konferenz Treffen mit Papst Leo XIV., dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella und dem Ukraine-Sondergesandten der USA, Keith Kellogg, geplant.
An der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz in Rom nimmt auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) teil. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni hatte die Konferenz im Oktober bei einem früheren Besuch Selenskyjs angekündigt. Nach Angaben des Bundesentwicklungsministeriums zählen zu den in Rom besprochenen Themen die Situation der Binnenvertriebenen in der Ukraine, der kriegsbedingte Mangel an Fachkräften sowie die Energieversorgung. Auch die Frage nach dem Umgang mit eingefrorenen russischen Vermögenswerten werde eine Rolle spielen.
Man merke, die Menschen in der Ukraine seien müde, denn es gebe durch russische Drohnenangriffe kaum noch eine Nacht, in der sie durchschlafen könnten, berichtet ARD-Korrespondentin Susanne Petersohn aus Kiew. “Dieses bedrohliche Surren der Drohnen ist angsteinflößend, weil man nie weiß, wann und wo sie einschlagen.”
Zwar seien über 700 der 728 Drohnen, die Russland über Nacht auf die Ukraine gefeuert hat, abgefangen worden, bei Einschlägen von ballistischen Raketen habe es aber dennoch große Zerstörung gegeben.
Russland setzt seinen Vormarsch in der ostukrainischen Region Donezk nach eigenen Angaben weiter fort. Das Verteidigungsministerium meldet dort die Einnahme des Dorfes Tolstoi. Zudem teilt das Ministerium mit, dass während der nächtlichen Angriffe auf die Ukraine Militärflugplätze getroffen worden seien.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow reist nach Angaben aus Pjöngjang in den kommenden Tagen nach Nordkorea. Geplant sei ein Besuch von Freitag bis Sonntag, meldete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch.
Zuletzt waren mehrere hochrangige russische Regierungsvertreter in Pjöngjang empfangen worden. Der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats Russlands, Sergej Schoigu, besuchte Nordkorea in diesem Jahr bereits mehrmals, zuletzt im Juni.
Pjöngjang ist einer der wichtigsten Unterstützer Moskaus im Angriffskrieg der russischen Armee gegen die Ukraine. Im vergangenen Jahr hatten Russland und Nordkorea ein Abkommen über eine “umfassende strategische Partnerschaft” geschlossen, das auch eine Klausel zur gegenseitigen Verteidigung enthält.
Im April bestätigte Nordkorea die Entsendung von Soldaten nach Russland. In der an die Ukraine grenzenden russischen Region Kursk kämpften die nordkoreanischen Einheiten an der Seite Russlands, um dort die ukrainischen Truppen zurückzudrängen. Nach Angaben aus Seoul wurden bei den Kämpfen etwa 600 nordkoreanische Soldaten getötet und tausende weitere verletzt.
Bundeskanzler Friedrich Merz hat der Ukraine weitere Hilfe Deutschlands zugesagt. “Die Mittel der Diplomatie sind ausgeschöpft”, sagt er in der Haushaltsdebatte des Bundestages. Er kritisiert, dass Russland in der Nacht die schwersten Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine geflogen habe.
Der nächtliche Drohnenangriff auf die Ukraine war nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj der bisher größte im gesamten Krieg.
Selenskyj nimmt die Attacke zum Anlass, um erneut eine härtere Gangart der Verbündeten gegenüber der Regierung in Moskau zu fordern. Er verlangt “schmerzhafte” Sanktionen und weitere Strafmaßnahmen gegen den russischen Rohölhandel.
Russland hat nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht mit besonders vielen Geschossen angegriffen. Insgesamt hätten die russischen Streitkräfte 728 Drohnen und 13 Raketen eingesetzt, teilte die Luftwaffe auf Telegram mit. Demnach konnten 718 Drohnen und sieben Raketen zerstört werden.
Nach Angaben des polnischen Militärs ist ein Alarmstart von Flugzeugen Polens und seiner Verbündeten ausgelöst worden. Dies geschehe, um die Sicherheit des polnischen Luftraums zu gewährleisten, teilte das Einsatzkommando der polnischen Streitkräfte der Nachrichtenagentur Reuters zufolge mit. In großen Teilen der an Polen Grenzenden Westukraine war zuvor Luftalarm wegen russischer Angriffe ausgelöst worden.
Russland hat die Ukraine in der Nacht Medienberichten zufolge erneut mit Raketen und Drohnen überzogen. Auch Regionen im Westen des Landes Hunderte Kilometer von der Frontlinie entfernt seien anvisiert worden, wie etwa “The Kyiv Independent” berichtete. Unter Berufung auf die ukrainische Luftwaffe hieß es, Drohnen bewegten sich auf die Städte Lutsk, Chmelnyzkyj und Ternopil zu. Die Nachrichtenagentur RBK-Ukraine berichtete, die Bewohner der nordwestlichen Stadt Lutsk seien angewiesen, Schutz zu suchen. Dem Regionalrundfunk zufolge waren Explosionen in der Stadt zu hören.
Laut “The Kyiv Independent” wurden zudem in Orten näher an der Frontlinie wie Sumy, Saporischschja oder Dnipro Explosionen gemeldet. Zudem hätte Reporter von Explosionen in der Hauptstadt Kiew berichtet. Dem Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge sei das Zentrum angegriffen worden und die Luftabwehr aktiv. Nahe der Hauptstadt sei eine Frau verletzt worden, wie es unter Berufung auf die regionale Militärverwaltung hieß.
US-Präsident Donald Trump erwägt einem Medienbericht zufolge, der Ukraine angesichts der massiven russischen Angriffe ein zusätzliches Flugabwehrsystem vom Typ Patriot zu schicken. Das berichtete das “Wall Street Journal” unter Berufung auf zwei Beamte.
Demnach bat das Weiße Haus das Pentagon um Optionen für die Lieferung zusätzlicher Waffen, darunter auch ein Patriot-System. Es wäre das erste Mal, dass Trump die Lieferung eines größeren Waffensystems an Kiew genehmigt, das über die von der Regierung seines Vorgängers Joe Biden genehmigte Anzahl hinausgeht.
Die USA haben Kiew bislang drei Patriot-Systeme zur Verfügung gestellt, Deutschland hat weitere drei geliefert und ein Konsortium europäischer Länder hat eines geschickt, teilte ein ehemaliger Pentagon-Beamter laut “WSJ” mit. Allerdings seien nicht alle gleichzeitig einsatzbereit wegen Wartungsarbeiten.
Das russische Militär hat neue Luftangriffe auf Ziele in der Ukraine mit Kampfdrohnen und Raketen gestartet. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe ist mindestens eine der schwer abfangbaren Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) in Richtung des westukrainischen Gebiets Schytomyr abgefeuert worden. Militärbeobachtern zufolge könnte der Militärflughafen Oserne das Angriffsziel gewesen sein. Eine Bestätigung dafür gab es nicht.
In der Hauptstadt Kiew war der Schall einer vorbeifliegenden Rakete zu hören. Wegen der Raketengefahr wurde kurzzeitig Luftalarm für das gesamte Land ausgerufen. Zusätzlich wurde vor dem Einsatz Dutzender Kampfdrohnen gewarnt. In der Nacht war in der Dreimillionenstadt Kiew die Flugabwehr wegen Drohnenanflugs im Einsatz. Über Schäden oder Opfer wurde vorerst nichts bekannt.
In der westrussischen Stadt Kursk sind nach russischen Behördenangaben mindestens drei Menschen durch eine Drohne getötet worden. Weitere sechs Menschen wurden verletzt, wie Gouverneur Alexander Chinschtein bei Telegram mitteilte. Er warf der ukrainischen Armee einen Angriff auf einen Strand der Großstadt mit über 400.000 Einwohnern vor. Kursk liegt nur gut 90 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt. Zur gleichen Zeit hatte die russische Armee einen großen Drohnenangriff auf das Nachbarland gestartet.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.