E-Bike-Fahren: So gesund ist es | ABC-Z

Stand: 07.07.2025 10:32 Uhr
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E-Bike-Fahren ist gesund. Studien legen nahe, dass das Fahren eines E-Bikes ähnlich positive Auswirkungen auf den Körper und das Wohlbefinden haben kann wie das Fahren mit einem herkömmlichen Rad.
Rund 16 Millionen E-Bikes waren 2024 auf Deutschlands Straßen unterwegs. Ein Aspekt für den Erfolg der E-Bikes könnte der nachgewiesene gesundheitliche Nutzen dieser motorisierten Räder sein. Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover fanden in einer Studie heraus: Wer ein E-Bike fährt, ist körperlich aktiver, weil er Strecken zur Arbeit oder zum Einkaufen eher mit dem Fahrrad als mit dem Auto zurücklegt. Auch Menschen, die aufgrund von Alter, körperlichen Einschränkungen oder mangelnder Fitness keine längeren Strecken auf einem herkömmlichen Fahrrad zurücklegen können, sind durch das E-Bikes wieder in der Lage, aktiver und mobiler zu sein.
E-Bike: Was ist das genau?
Als E-Bike werden umgangssprachlich alle Zweiräder betitelt, die durch einen Elektromotor unterstützt werden. Hier kann noch zwischen Pedelec, S-Pedelec und E-Bike unterschieden werden, wobei im Alltag alle diese Varianten oft einfach als E-Bike bezeichnet werden, also auch der “Klassiker” mit kleiner Motor-Unterstützung.
- Pedelec: Pedelecs sind Fahrräder mit elektrischer Unterstützung, bei denen der Motor nur dann aktiv ist, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Die Motorunterstützung erfolgt bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Sobald der Fahrer aufhört, zu treten oder schneller als 25 km/h fährt, schaltet sich der Motor ab. Pedelecs sind rechtlich dem Fahrrad gleichgestellt. Der Fahrer braucht keinen Führerschein und keine Zulassung, solange die Motorleistung 250 Watt nicht überschreitet.
- S-Pedelec: Die schnellen Pedelecs funktionieren ähnlich wie die normalen Pedelecs. Ihre Motorunterstützung schaltet sich aber erst bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h ab. Sie gehören rechtlich zu den Kleinkrafträdern. Wer sie fahren möchte, muss in Deutschland mindestens 15 Jahre alt sein (im restlichen Europa gilt das Mindestalter von 16), braucht eine Einzelzulassung des Kraftfahrtbundesamts und eine Fahrerlaubnis.
- E-Bike ohne Strampeln: Wer vorwärtskommen, sich dabei aber nicht anstrengen möchte, der kann auf ein E-Bike umsteigen. E-Bikes haben einen Elektroantrieb, der durch einen Drehgriff oder einen Schaltknopf angeschaltet wird. Der Fahrer muss dabei nicht selbst in die Pedale treten. Er braucht aber eine Betriebserlaubnis, ein Versicherungskennzeichen und eine Mofa-Prüfbescheinigung.
Gesundes Fahrradfahren: Gut für Körper und Psyche
Körperlich aktiv zu sein ist gesund. Insbesondere Radfahren kann Krankheiten vorbeugen und das Wohlbefinden steigern.
- Regelmäßiges Radfahren senkt das Risiko, vorzeitig zu versterben im Mittel um 10 Prozent. Das errechneten Forschende bei einer Metaanalyse und sie beschrieben den größten Vorteil bei Personen, die 100 Minuten pro Woche Rad fuhren im Vergleich zu Nicht-Radfahrern.
- Radfahren nützt Menschen mit Diabetes: Es gibt wissenschaftliche Hinweise darauf, dass schon eine Stunde Fahrradfahren pro Wochen über fünf Jahre ausreicht, um das Sterblichkeitsrisiko bei Diabetes zu senken. Wer mehr als drei Stunden pro Woche Fahrrad fährt, senkt sein Risiko um mindestens 35 Prozent, vorzeitig zu sterben.
- Radfahren kann einen positiven Effekt auf die Psyche haben: Studien legen zudem nahe, dass Radfahren mit weniger Stress, einer besseren Stimmung und einer höheren Lebenszufriedenheit verbunden sein kann. Wer statt Bus, Bahn oder Auto das Rad nimmt, um zur Arbeit zu fahren, kann wissenschaftlichen Ergebnissen zufolge mehr Spaß am täglichen Arbeitsweg empfinden, weil besonders auf der Rückfahrt nach der Arbeit durch das Fahrradfahren vermehrt Stresshormone abgebaut werden. Menschen, die regelmäßig Fahrrad fahren, berichten zudem seltener über depressive Phasen.
- Radfahren stärkt den sozialen Zusammenhalt: Eine Studie der Fernuni Hagen zeigt: Radfahren scheint mit einem guten Miteinander in der Stadt einherzugehen. Die Forscher der Uni analysierten Umfragedaten aus deutschen Städten und fanden heraus, dass Radfahren unter anderem mit nachbarschaftlicher Solidarität verknüpft zu sein scheint. Gründe hierfür könnten sein, dass Radfahrer ihre Umgebung bewusster wahrnehmen, weil sie etwas langsamer unterwegs sind. Außerdem hören sie eher das Grüßen der Nachbarn und können auf dem Rad leichter mit anderen ins Gespräch kommen. Forscher mutmaßen, dass solche alltäglichen Begegnungen die eigene Nachbarschaft stärken. Und soziale Beziehungen gelten als wichtiger Gesundheitsfaktor.
Wie gesund ist E-Bike-Fahren?
Was für das Fahren mit einem herkömmlichen Rad gilt, kann auch für das Fahren mit einem E-Bike gelten. Für die Studie der Medizinischen Hochschule Hannover wurden rund 1.300 Fahrer von E-Bikes (genauer: Pedelecs) und rund 630 Fahrer mit herkömmlichen Rädern analysiert. Alle Teilnehmer wurden mit Fitnesstrackern ausgestattet, die über einen Zeitraum von vier Wochen die gefahrenen Strecken und die Herzfrequenz der Fahrer aufzeichneten. Von den E-Bike-Fahrern hatten rund ein Drittel Erkrankungen wie Asthma, Bluthochdruck oder Gelenkverschleiß. Einige hatten in der Vergangenheit schon einen Herzinfarkt. Die E-Bike-Fahrer waren außerdem im Schnitt älter und hatten einen höheren Body-Mass-Index.
Gelenkschonendes Training für Muskeln, Herz und Kreislauf
E-Bike-Fahren ist gesund für das Herz-Kreislauf-System: Die Auswertung der fast 60.000 Fahrten zeigten: E-Bike-Fahrer waren 135 Minuten pro Woche auf ihren motorisierten Bikes unterwegs. Allein dadurch konnten sie zwei Drittel des WHO-Bewegungsziels von 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche erreichen und damit ihrer Gesundheit Gutes tun. Weiterhin zeigte die Analyse der Fahrten: Das Herz-Kreislauf-System wurde nahezu genauso intensiv gefordert wie beim herkömmlichen Radfahren. Diese sportliche Betätigung wiederum hilft, das Herzinfarkt-, Krebs– und Diabetes-Risiko zu senken. Zudem ermöglicht das Fahren mit einem E-Bike auch Menschen mit wenig Kondition oder Vorerkrankungen den Einstieg in eine sportliche Aktivität.
Ein weiteres Ergebnis: Fahren mit dem E-Bike ist gut für Muskeln und Gelenke. Während beim Joggen ein Vielfaches des Körpergewichts auf den Fuß- und Kniegelenken lastet, schont E-Bike-Fahren die Gelenke. Für Menschen mit Gelenkproblemen wie Arthrose oder bei entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis kann das E-Bike also vorteilhaft sein. Das kontinuierliche Treten beim E-Bike-Fahren stärkt insbesondere die Beinmuskulatur. Auch Po und Arme, Rücken und Füße werden beansprucht. Eine starke Muskulatur wiederum entlastet die Gelenke.
E-Bike als Chance bei Übergewicht und Vorerkrankungen
Ein E-Bike kann auch Menschen, die chronisch krank sind oder an Übergewicht leiden, ein Gefühl von mehr Freiheit geben. Sie können körperlich aktiv sein, ohne Angst haben zu müssen, der körperlichen Belastung nicht gewachsen zu sein. Auch die Studie der Medizinischen Hochschule Hannover hat dies gezeigt: Die zum Teil vorerkrankten Teilnehmer hätten sich Touren auf herkömmlichen Rädern nicht zugetraut – auf E-Bikes allerdings schon, so die Wissenschaftler. Wer vorerkrankt ist, sollte sich vor dem Fahren mit dem E-Bike am besten ärztlicher Rat holen. Menschen, die sich Insulin spritzen, weil sie an Diabetes Typ 2 leiden und plötzlich eine längere Strecke fahren, sollten dabei ihren Blutzucker im Auge behalten. Menschen mit Bluthochdruck oder Herzschwäche sollten vor allem am Anfang die Anstrengung gut dosieren, um Herz und Kreislauf nicht zu überlasten. Als Faustregel empfehlen Experten: so fahren, dass man sich beim Fahren noch unterhalten kann, ohne aus der Puste zu kommen.
Positive Effekte fürs Gehirn und die Psyche
Eine weitere Studie zeigte, dass E-Bike-Fahren wichtige Gehirnfunktionen verbessern kann. Teilnehmende, die dreimal pro Woche 30 Minuten Fahrrad fuhren, schnitten bereits nach acht Wochen bei kognitiven Tests besser ab als Kontrollpersonen, die nicht Rad fuhren. Egal, ob die Radler ein herkömmliches Fahrrad oder ein E-Bike nutzten: Sie waren schneller und genauer bei Wahrnehmungs- und Denkaufgaben. Auch das Wohlbefinden und der psychische Zustand besserten sich. Da die positiven Effekte nicht allein durch die körperliche Belastung entstanden sein können, vermuten die Forschenden, dass die Aktivität in der Natur eine wichtige Rolle spielt.
Gestiegene Unfallzahlen bei E-Bikes
Insgesamt ist die Zahl der E-Bike-Unfälle in Deutschland in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Das zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Im Jahr 2023 meldete die Polizei rund 23.900 Unfälle mit Personenschaden im Zusammenhang mit E-Bikes. Das waren etwa elfmal so viele wie 2014 – was natürlich auch mit der wachsenden Beliebtheit dieser Fahrzeugklasse zusammenhängt. Um Unfälle zu vermeiden, ist es wichtig, das E-Bike vor dem Gebrauch einmal genauer kennenzulernen.
E-Bikes sind schnell und schwer
Wer vom E-Bike-Fahren profitieren möchte, sollte Folgendes beachten: Zwar wird bei den Pedelecs der Motor ab einer Geschwindigkeit von 25 km/h abgeschaltet, dennoch müssen die Fahrer erst einmal mit diesem Tempo zurechtkommen: Viele Menschen, gerade in höherem Lebensalter, würden auf Rädern ohne Unterstützung das Tempo des E-Bikes schwer erreichen. Wer nicht daran gewöhnt ist, könnte die Gefahren unterschätzen – insbesondere bei der Nutzung in der Stadt. Die höheren Geschwindigkeiten erfordern eine schnelle Reaktionsfähigkeit, ein gutes Gleichgewicht und Sicherheit beim Ausweichen von Hindernissen. Diese Fähigkeiten sollten E-Bike-Neulinge am besten üben. E-Bikes sind außerdem um einiges schwerer als ein normales Rad. Das verlängert nicht nur den Bremsweg. Die Handhabung insgesamt erfordert einiges an Kraft – besonders in kniffeligen Situationen.
E-Bike-Fahren am besten vorab üben
Sicheres Fahren, die richtigen Einstellungen – wie etwa die Sattelhöhe des Rads – und die grundsätzliche Handhabung des E-Bikes können in speziellen Kursen bei Polizei oder Verkehrswacht geübt werden. Ein angeleitetes Training ermöglicht auch realistische Fremd- und ehrliche Selbsteinschätzungen der körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Bevor es also in den Straßenverkehr geht, sollten E-Bike-Anfänger am besten auf einem Parcours das E-Bike besser kennenlernen und das Fahren üben. Fahrer sollten außerdem auf jeden Fall einen Helm tragen. Er verhindert unter anderem Kiefer- und Gesichtsverletzungen, die häufig eine Folge von Unfällen mit dem Fahrrad sind. Kopfverletzungen durch Stürze gelten als wichtiger verhinderbarer Risikofaktor für später auftretende Demenzerkrankungen.
Vorurteile gegenüber E-Bikes
Obwohl es immer mehr E-Bikes auf den Straßen gibt, gibt es nach wie vor einige Vorurteile über die motorisierten Räder.
- E-Bikes sind nicht nur etwas für Senioren: Auch jüngere Menschen setzen immer mehr auf das Rad mit Motorunterstützung. Das geht aus einer Umfrage eines Energieunternehmens hervor. Demnach besaßen 2024 fast 18 Prozent der 18- bis 29-Jährigen ein E-Bike. Bei den 30- bis 39-Jährigen waren es fast 20 Prozent.
- E-Bikes kaufen nur Frauen: Eine Umfrage, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit durchgeführt wurde, hat gezeigt: Die meisten E-Bike-Käufer sind Männer. 71,6 Prozent der Käufer waren der Umfrage zufolge männlich – und 27,6 Prozent weiblich.
- E-Bike Fahren hat keinen Trainingseffekt: Unterschiedliche Studien haben diese Annahme widerlegt. Wer auf dem E-Bike selbst tritt, dabei den Motor nur zeitweise zuschaltet oder nur mit leichter Unterstützung fährt, hat einen ähnlichen Trainingseffekt wie beim Fahrradfahren mit einem herkömmlichen Rad.