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Martinsried: Halbzeit auf der U-Bahnbaustelle – Landkreis München | ABC-Z

Man nennt sie „Brain Train“, weil sie zwei weltweit herausragende wissenschaftliche Standorte miteinander verbindet: Die Verlängerung der U-Bahnlinie 6 vom Klinikum Großhadern zum Life-Science-Campus in Martinsried schafft eine durchgehende direkte Verbindung zwischen dem Hochschul-Campus in Garching und dem im Würmtal. Und schon jetzt, rund zwei Jahre vor Beginn des Probebetriebs, wird von der knapp einen Kilometer langen Verkehrsverbindung nur in den höchsten Tönen gesprochen.

Eine „Linie der Superlative“ sei das, sagt der Planegger Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig. Der 56-Jährige hat die Arbeiten von Anfang an betreut, er ist gelernter Bauingenieur und kennt, wie er sagt, „jeden Winkel der Baustelle“. Schaudig ist es auch, der zweimal im Jahr zusammen mit anderen Fachleuten öffentliche Führungen anbietet. Dieses Mal gibt es besondere Anlässe: Die Hälfte der anvisierten Bauzeit ist erreicht, das riesige, 980 Meter lange, rund 20 Meter tiefe und 15 Meter breite Loch in der Landschaft wird zum Teil schon wieder gedeckelt, der unterirdische Bahnhof zwischen den wissenschaftlichen Glaspalästen des Campus ist weitgehend fertiggestellt – und es gibt keine Probleme schwerwiegender Art.

Man sei exakt im Zeitplan, sagt Schaudig, und vor allem: „Der Kostenrahmen von rund 212 Millionen Euro wird eingehalten, nicht gerade üblich bei derartigen Großprojekten heutzutage.“ Überhaupt, erklärt Schaudig den rund 35 Besuchern der Führung, gebe es eigentlich nur Positives zu berichten. So habe man jetzt, wo der Aushub von ungeheuren Erd- und Kiesmengen nahezu vollständig abgeschlossen ist, erfreut feststellen können, dass es keine gefährlichen Altlasten in den Böden gebe – deren Entsorgung hätte die Kosten enorm steigen lassen können.

Unter den Teilnehmern der Führung sind auch einige Kinder. (Foto: Catherina Hess)

Allein sieben Millionen Euro hat die Waschanlage für den Aushub gekostet. Wie ein riesiges Gebirge türmt sich der Kies samt Erdmassen am Waldrand zwischen den Max-Planck-Instituten und den Gebäuden des Innovations- und Gründerzentrums für Biotechnologie mit seinen rund 55 Start-ups auf; der größte Teil des Aushubs wird wieder verwendet oder den Vorschriften entsprechend entsorgt. Vor Baubeginn war vor allem von den hier arbeitenden Wissenschaftlern und den Studierenden befürchtet worden, dass die schweren Baumaschinen direkt vor den Labors und Büros nicht nur zu Lärmbelästigungen, sondern auch zu Vibrationen führen könnte. Alles hat sich bisher im Rahmen gehalten, sagt Schaudig, es gab von Seiten der Wissenschaftler kaum Beschwerden.

Spektakuläre Maschinen beherrschen die Landschaft

In den knapp 30 Monaten seit Baubeginn hat sich die Landschaft rund um die wissenschaftlichen Institute und die Universitätsgebäude komplett verändert. Geradezu idyllisch in die Natur und in blühende Wiesen eingebettet zeigte sich der Campus noch vor drei Jahren, heute trifft der Besucher des Campus auf eine der größten Tiefbaustellen in Bayern, spektakuläre Baumaschinen beherrschen die Landschaft.

60 000 Bohrpfahlmeter sind auf der Strecke verbaut worden.
60 000 Bohrpfahlmeter sind auf der Strecke verbaut worden. (Foto: Catherina Hess)

Im Westen der Baustelle an der Lena-Christ-Straße sind die Umrisse des U-Bahnhofs bereits erkennbar, riesige, kaminartige Lichtschächte mit Glasdeckeln ragen empor, man sieht die Aufzugschächte, die Treppenaufgänge und die Bahnsteige. Oben entsteht hier der Kiss-and-ride-Bereich, der den Planeggern so wichtig war. In einer großen Schleife werden die Fahrgäste von den MVV-Buslinien 266 und 259 direkt zu den Treppen und Aufzügen gebracht, auch private Pkw können kurz hier halten, bevor sie zurück auf die Lena-Christ-Straße müssen; so ist ein ständiges Kommen, Fahren und Gehen gewährleistet.

Hier ganz in der Nähe befinden sich auch mehrere Hundert Fahrradständer. Am Ende der Strecke erkennt man die rund einhundert Meter lange Notspur, falls ein Zug aus irgendeinem Grund einmal übers Ziel hinausschießen sollte. Beeindruckend sind die massiven Betonwände, die die gerade Strecke begrenzen: 3757 durchschnittlich 20 Zentimeter breite Bohrpfähle aus Beton wurden im kiesigen Boden verankert, „60 000 Bohrpfahlmeter“, wie Schaudig stolz sagt. Die bayerische Schotterebene im Münchner Südwesten sei „geradezu eine ideale Bauzone“.

Der Planegger Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig hat den Bau von Anfang an begleitet und bietet immer wieder Führungen an.
Der Planegger Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig hat den Bau von Anfang an begleitet und bietet immer wieder Führungen an. (Foto: Catherina Hess)

In den vergangenen Monaten habe sich an der Finanzierungskonstruktion der für den U-Bahnbau eigens gegründeten Projektmanagement-Gesellschaft aus dem Freistaat, dem Landkreis München und der Gemeinde Planegg einiges geändert, erzählt der Rathaus-Geschäftsführer. Während man in der Würmtal-Gemeinde bisher davon ausgegangen sei, einen eigenen Vollzug im Wert von mindestens zehn Millionen Euro selbst anschaffen zu müssen, werde jetzt gerade mit dem Landkreis München über ein Modell verhandelt, das auch in Garching gilt. So soll der Landkreis künftig als Betreiber fungieren – und im Gegenzug an den Einnahmen durch die Tickets beteiligt werden. Für Planegg sei das „eine riesige Erleichterung“, sagt Schaudig. Immerhin beträgt der Anteil der Kommune an den Baukosten ohnehin rund acht Millionen Euro, 50 Prozent der 212 Millionen trägt der Freistaat, zwei Drittel der Landkreis München.

Knapp zwei Jahre müssen die künftigen Nutzer noch „auf das bayerische Vorzeigeprojekt warten“, wie Schaudig sagt. Irgendwann 2027 geht’s in den Probebetrieb und ein halbes Jahr später ist der Bau vollendet. Ob die Strecke in einigen Jahren Richtung Planegg verlängert wird und später vielleicht sogar nach Germering – das steht in den Sternen.

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