Urzeitmuseum Taufkirchen schafft Platz für die Urelefanten – Erding | ABC-Z

Das Urzeitmuseum in Taufkirchen wird erweitert. Es soll künftig auch die Skelette der drei Urelefanten zeigen, die Museumsleiter Peter Kapustin im April 2023 zusammen mit seinen Söhnen Alexander und Constantin in einer Sandgrube bei Weipersdorf im Landkreis Erding gefunden hat. Der Fund gilt als Sensation: Zwei Skelette sind nahezu vollständig erhalten, was außerordentlich selten ist. In drei Bauabschnitten ist die Erweiterung geplant. Der erste Abschnitt soll bis zum Beginn der Sommerferien fertiggestellt sein, denn am ersten Ferienwochenende feiert das Museum die „Stones and Bones Days“, eine Mitmachveranstaltung für Kinder.
Urelefanten zählen zu den seltensten Funden in der Paläontologie: „Vom Archaeopteryx sind bislang 13, 14 Exemplare gefunden worden“, sagt Kapustin. „Vom T-Rex nur wenige mehr. Aber weltweit sind bisher nur vier Teilskelette von Urelefanten gefunden worden, die zu 20 bis 30 Prozent erhalten waren. Aber einer unserer Elefanten ist zu 70 Prozent erhalten.“
Urzeitmuseen findet man insbesondere in der Umgebung bedeutender Ausgrabungsstätten wie in Eichstätt oder auf der Schwäbischen Alb. Das konnte Taufkirchen bislang nicht bieten, dort wurde zwar die umfangreiche private Sammlung Kapustin präsentiert, aber ohne lokalen paläontologischen Bezug. Die Urelefantenfunde im Landkreis Erding waren sozusagen der Ritterschlag, der das Museum in den Rang bedeutender Fundorte erhoben hat. „Die Elefanten haben bei uns eine Kettenreaktion ausgelöst“, sagt Kapustin.
Bereits bei der Präsentation des Fundes im April 2024 war absehbar, dass die Funde die bisherigen räumlichen Möglichkeiten des Museums übersteigen würden: Urelefanten der Art Deinotherium Giganteum sind mit mehr als vier Metern Schulterhöhe doppelt so groß wie Mammuts – und das Museum verfügt nun sogar über drei dieser Skelette.
Bislang nutzt das Urzeitmuseum das Untergeschoss des alten Taufkirchener Rathauses, in dem sich auch Klassen der benachbarten Realschule befinden und das dem Landkreis Erding gehört. Der Landkreis hat dem Museum für die Erweiterung zwei Klassenzimmer im Erdgeschoss des Rathauses günstig vermietet, hinzu kommen drei Container, die im Freien aufgestellt werden.
Peter Kapustin arbeitet bereits an der Rochade: Im großen Eingangsbereich des Museums befanden sich bislang die gewaltigen Meeressaurier. Sie sollen in die neuen Klassenzimmer im Erdgeschoss umziehen und dort in einem neuen Umfeld präsentiert werden. Aus dem Eingangsbereich wird dann die Elefantenhalle. Um weiteren Platz zu gewinnen, wird der bisherige Eingang im Untergeschoss in einen der neuen Container verlegt. Dadurch können auch die Kasse und der kleine Souvenirladen dorthin umziehen.
Kapustin arbeitet schon seit Monaten in den neuen Klassenzimmern an der künftigen Umgebung der Meeressaurier. An den Wänden des Gangs sollen die großen Platten mit versteinerten Meeresreptilien und Fischen montiert werden. Ein Klassenzimmer hat er unterteilt in einen kleineren Vorraum und einen größeren Hauptraum. Im Hauptraum sollen künftig die großen Meeressaurier präsentiert werden, die sich noch in der bisherigen Eingangshalle befanden. Den Vorraum hat er mit alten Möbeln, Vitrinen und einer altmodischen Tapete als Arbeitszimmer aus der Gründerzeit anno 1880 gestaltet. „Damals wurden die ersten Fossilien beschrieben“, erläutert der Museumsleiter.

:Zehn Millionen Jahre alte Sensation ausgegraben
Die Kinder eines Museumsleiters entdecken beim Spielen im Landkreis Erding Überreste von Urelefanten. Diese sind in einem derart guten Zustand, dass Wissenschaftler begeistert sind.
Hunderte Arbeitsstunden hat er bereits in die Erweiterung gesteckt – und das nebenher. Denn Peter Kapustin ist hauptberuflich Geschäftsführer des bayerischen Leichtathletikverbandes mit 160.000 Mitgliedern. Meist von 21 bis 1 Uhr nachts rafft er sich nach Feierabend noch auf, um im Museum zu arbeiten. „Sonst würde ich nur vor dem Fernseher sitzen“, sagt er. Das Museum sei auch nicht sein Privatunternehmen, betont er. Es werde getragen von einem Förderverein.
Wie die Knochen präsentiert werden, ist noch unklar
Der erste Bauabschnitt mit dem Umzug der Meeressaurier soll Anfang August abgeschlossen sein. Danach wird die ehemalige Eingangshalle für die Urelefanten umgestaltet, alles bei laufendem Betrieb. Aktuell werden die Knochen der Elefanten noch von einem Team von Wissenschaftlern aus Großbritannien im 3D-Verfahren gescannt. Kapustin ist noch unschlüssig, wie die Skelette präsentiert werden sollen. Stehend geht nicht, dazu sind die Knochen zu schwer und brüchig. Das wäre nur mit einem 3D-Druck der Knochen möglich, allerdings sei das ein teures Verfahren. Möglich wäre liegend, so wie man die Knochen gefunden und ausgegraben habe. Aber das gefällt ihm nicht so gut. Wahrscheinlich wird die Präsentation deshalb auf einer schrägen Fläche erfolgen.
Zudem will er die Umbauarbeiten auch nutzen, um die Ausstellung auf wesentliche Stücke und Eigenfunde zu reduzieren: „Ich will hier kein Sammelsurium zeigen. Wir sind ein pädagogisch ansprechendes Museum, das Laien die Paläontologie näher bringt.“