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Was taugen Luxustaschen zum Mieten? | ABC-Z

Stolze 10.300 Euro. So viel kostet die „Classic Flap Bag“ von Chanel in Lammleder – der Verschluss der Handtasche zeigt das Logo des französischen Modekonzerns. Im Falle einer „Capucines MM“ in Glattleder von Louis Vuitton muss man mit 6500 Euro rechnen. Eine kleine „Lady Dior“ gibt es für 5500 Euro. Wer sich davon abschrecken lässt oder sich nicht festlegen will, kann Designertaschen auch mieten. Die Anbieter werben um modebewusste Kundschaft, die sich gern mit verschiedenen Modellen zeigt oder die Tasche nur zu einem besonderen Anlass tragen will. Das Spektrum reicht von der Wochenend-Ausleihe bis hin zu Abomodellen, bei denen regelmäßig gewechselt werden kann.

Die Verleiher streben in einen lukrativen Markt. Laut einer Statista-Studie soll der Umsatz mit Handtaschen allein in Deutschland in diesem Jahr rund 1,42 Milliarden Euro erreichen – dabei steige die Nachfrage nach hochwertigen Luxusmodellen. Begehrt sind ikonische Marken wie Chanel oder Hermès. Second-Hand-Schnäppchen sind rar. Auf dem Vintage-Markt erzielen gut erhaltene Luxushandtaschen aus früheren Jahrzehnten mittlerweile fünfstellige Preise. Die Modelle „Birkin“ und „Kelly“ kosten auf dem Zweitmarkt häufig schon nach wenigen Jahren mehr als das Doppelte ihres ursprünglichen Preises; auch weil Hersteller Hermès das Angebot knapp hält.

„Social Media hat den Trend zum Statussymbol verstärkt“, sagt Dominik Hettich, der am Lehrstuhl für Marketing an der Goethe-Universität Frankfurt forscht. „Der permanente Vergleich auf Plattformen wie Instagram führt dazu, dass sich viele immer an den neuesten Luxus-Trends orientieren.“ Gerade jüngere Leute suchen nach Möglichkeiten, exklusive Accessoires zu tragen, ohne mehrere Tausend Euro ausgeben zu müssen. Die Taschen-Verleiher orientieren sich an bewährten Plattform-Modellen in anderen Segmenten. So verleiht beispielsweise die Plattform „Rent the Runway“ Designerkleidung für besondere Anlässe.

Die Angebote im Vergleich

Mit einem Abomodell lockt das Onlineportal Fobe, das sich als europäischer Marktführer sieht: Im Angebot sind 400 Designertaschen – Klassiker wie die „Gucci Jackie“ in Schwarz bis hin zu aktuellen Trend-Taschen wie die „Andiamo Clutch“ von Bottega Veneta. Fobe arbeitet mit verschiedenen Mietmodellen, die sich nach der gewünschten Dauer richten. Eine zweiwöchige Ausleihe kostet einmalig 159 Euro. Wer sich auf eine Laufzeit von zwölf Monaten einlässt, zahlt ab 69 Euro je Monat. Alternativ gibt es Mietzeiträume von einem Monat (179 Euro), drei Monaten (je 119 Euro) oder sechs Monaten (je 99 Euro).

Für eine „Lady-Dior“-Tasche in Burgunderrot mit einem Neupreis von 5500 Euro werden im Zwölf-Monats-Abo von Fobe insgesamt 948 Euro fällig. Bei anderen Modellen fällt die Differenz deutlich geringer aus. So kostet die „Marmont Super Mini“ von Gucci neu 1200 Euro und damit nicht viel mehr als die zwölf Monatsraten bei Fobe – auch hier werden die 948 Euro fällig. Ein Vorteil ist jedoch: Gegen Aufpreis können die Miettaschen regelmäßig gewechselt werden. Wer im Monats-Rhythmus gegen ein anderes Modell tauschen will, zahlt zehn Euro extra pro Monat. Alternativ gibt es die Möglichkeit, jederzeit für eine einmalige Gebühr von 29 Euro eine neue Tasche aus dem Sortiment auszuwählen.

Nach fünf Jahren als Einkäuferin für verschiedene Marken gründete Marlena Dietz die Plattform Fobe im Jahr 2020 zusammen mit Anton Wochmanin. Die Standorte sind Berlin und Hannover. Sie wolle die Möglichkeit schaffen, Luxustaschen ohne langfristige Verpflichtung zu nutzen, sagt Dietz – „statt sie zu kaufen und ungenutzt im Kleiderschrank stehen zu lassen“. Prominente Marken wie Dior und Saint Laurent seien besonders gefragt. „Oft sind beliebte Modelle innerhalb weniger Stunden vergriffen.“ Forscher Hettich bestätigt den Trend: Die Zielgruppe wolle „sich nicht langfristig binden“.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.



Mit Fobe konkurriert eine ganze Reihe von Anbietern. Allerdings gibt es bei den Mietmodellen starke Unterschiede. Die Düsseldorfer Onlineplattform Cream richtet sich an Mode-Fans, die eine Tasche nur für wenige Tage benötigen. Hier zahlen sie 45 Euro pro Tag für ein Überraschungsmodell aus der gewählten Kategorie, wie beispielsweise „Schwarz“, „Bunt“ oder „Logoprint“. Ab 49 Euro pro Tag gibt es ein Modell, das gezielt ausgewählt wird – der Preis gilt von Montag bis Freitag. Am Wochenende werden mindestens 79 Euro pro Tag fällig. Anders verhält es sich bei „da Alicia“, ebenfalls mit Sitz in Düsseldorf: Diese Plattform bietet eine kleinere, kuratierte Auswahl an Designertaschen, die für maximal 14 Tage gemietet werden können. Die Preise beginnen hier bei 39 Euro pro Tag. Ein weiterer Anbieter, Clothesfriends aus München, verfolgt einen Ansatz, bei dem die Kundschaft Taschen und Designermode nicht nur ausleihen, sondern auch selbst vermieten kann.

Was passiert im Schadenfall?

Was passiert bei Schäden oder Verlust? Bei Cream findet sich der Hinweis „inklusive Versicherung“. Im Gespräch allerdings erklärt die Geschäftsführung, dass die persönliche Haftpflichtversicherung im Schadensfall einspringen muss, nachdem die Tasche geliefert worden ist. „da Alicia“ macht zur Versicherung auf der Homepage keine Angaben und verweist auf Nachfrage auf ein Kautionsmodell. Fobe bietet eine Versicherung auf Wunsch mit oder ohne Selbstbeteiligung. Beschädigungen durch Stürze, Flüssigkeiten oder äußere Einflüsse wie Feuer oder Vandalismus sind darüber abgedeckt. Mit dem Standardmodell Fobe Care tragen Kunden im Schadensfall eine Selbstbeteiligung von maximal zehn Prozent des Neupreises. Verlorene oder durch Kosmetik verschmutzte Taschen sind durch die Police nicht abgedeckt.

Fobe-Chefin Dietz will ihre Taschen möglichst lange im Verleih-Kreislauf halten. „Taschen, die wir vor vier Jahren gekauft haben, sind bei uns immer noch im Einsatz“, sagt sie. Ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells ist der sogenannte Pre-Loved-Bereich, in dem Miettaschen nach einer gewissen Zeit mit Rabatt verkauft werden – zum Beispiel eine Bottega Veneta „Mini Jodie“ für 1100 Euro statt 2400 Euro. Inzwischen macht der Wiederverkauf den größten Umsatzanteil der Plattform aus. Genaue Zahlen nennt Dietz nicht.

Die Zielgruppe hat Fobe ist klar definiert: Frauen in den Dreißigern, die sich theoretisch eine Designertasche pro Jahr leisten könnten, aber Wert auf Abwechslung legen. Sie leben in Großstädten wie München, Berlin oder Düsseldorf und sind abends oft unterwegs. Das Geschäftsmodell hat jedoch auch seine Herausforderungen: Der Aufwand für Reinigung, Kontrolle und Instandhaltung der Taschen ist hoch. Bei jeder Rückgabe wird überprüft, ob es sich tatsächlich um das ursprünglich verschickte Modell handelt; eine App mit KI-Unterstützung hilft dabei. So will Fobe Betrügern auf die Schliche kommen, die gefälschte Taschen statt des ausgeliehenen Original-Modells zurückgeben.

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