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MU statt M: Autofahrer reagieren ablehnend auf neues Kennzeichen – Landkreis München | ABC-Z

Im Wartebereich der Kfz-Zulassungsstelle haben an diesem Vormittag nur wenige Leute von der Neuerung gehört: Voraussichtlich von Jahresende an wird es ein weiteres Autokennzeichen für den Landkreis München geben – MU. Es ergänzt die bisherigen Kürzel M und MUC für Stadt und Landkreis. Doch wer davon erfährt, ist wenig begeistert. „Das klingt einfach dämlich“, sagt etwa Melanie Földenyi. Beim Kürzel MU kommt ihr sofort „Muh wie die Kuh“ in den Sinn. „Da denkt man direkt an einen Landdepp“, findet die 50-jährige Service-Assistentin aus Garching-Hochbrück.

Auch Bernd Schäfer aus Grünwald ist wenig überzeugt. Der Volkswirt ist an diesem Morgen zur Kfz-Stelle in den Grasbrunner Gemeindeteil Neukeferloh gekommen, um sein Fahrzeug umzumelden – und hatte Schwierigkeiten, seine Wunschkombination mit dem Buchstaben M zu erhalten. Für ihn sei das M mehr als nur ein Buchstabe – es stehe für seine Heimat, sagt der 58-Jährige. „Wenn da künftig MU auf meinem Auto steht, wirkt das provinziell. Da weiß ja keiner, woher man kommt.“

Trotzdem bleibt der Grünwalder realistisch: „Wahrscheinlich ist das am Ende eine Gewöhnungssache. Aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich immer beim klassischen M bleiben – auch wenn ich dann auf meine Wunschkombination verzichten müsste.“

Grund für das neue Kennzeichen ist die Knappheit der Kombinationen im Raum München. Das hat nicht nur zur Folge, dass freie Wunschkombinationen selten sind, die überhaupt noch möglichen Kombinationen aus Buchstaben und Zahlen gehen allmählich aus. Das liegt an der hohen Fahrzeugdichte in der Region. Sowohl in der Landeshauptstadt als auch im gleichnamigen Landkreis sind besonders viele Autos, Lastwagen und Motorräder zugelassen: Zu Jahresbeginn waren es in München rund 766 000, im Landkreis etwa 246 000 Fahrzeuge. Das Bundesverkehrsministerium hat deshalb einem Antrag des Landkreises für eine weitere Landkreiskennung zugestimmt.

Laut Pressestelle des Landratsamts München verfügt die Zulassungsstelle nur noch über wenige Serienkennzeichen. Lediglich Kombinationen mit dem später eingeführten Buchstaben „Q“ (z. B. M-AQ bis M-ZQ 9999) sind in begrenzter Zahl vorhanden – rund 90 000 Stück, die vor allem Großkunden vorbehalten sind. Weitere Kombinationen sind langfristig blockiert, etwa wegen Diebstahl, Verlust, Zehn-Jahres-Sperren, Kennzeichenmitnahmen oder laufenden Reservierungen. Rund 45 000 Kennzeichen sind wiederum dauerhaft durch Wunschkennzeichenreservierungen geblockt.

Voraussichtlich von Jahresende an haben Autobesitzer im Landkreis München die Wahl zwischen den beiden Kennzeichen M und MU. Mit dem neuen Kürzel stehen künftig aber nicht nur mehr Kennzeichen zur Verfügung, sondern erstmals auch Buchstabenkombinationen wie B, F oder G – solche sind bisher ausschließlich für die Stadt München reserviert. Neue Varianten wie MU-T, MU-MM, MU-ND, MU-S oder MU-C werden möglich, ebenso Kombinationen mit beliebten Zahlen wie 911, 1860 oder Geburtsjahrgängen.

In der Kfz-Zulassungsstelle des Landkreises laufen die Vorbereitungen für die neuen Nummernschilder bereits auf Hochtouren: Die Kennzeichenvergabe muss in die digitalen Kfz-Systeme integriert und das Reservierungssystem angepasst werden. Außerdem sind Abstimmungen mit dem Kraftfahrtbundesamt und Softwareanbietern notwendig.

Die Kfz-Zulassungsstelle des Landkreis München in Neukeferloh.
Die Kfz-Zulassungsstelle des Landkreis München in Neukeferloh. (Foto: Magalie Mohler)

Zulassungsdienstleister Marko Vasilic hat an diesem Donnerstagvormittag ebenfalls einen Termin bei der Kfz-Stelle in Grasbrunn. Im Gepäck: ein Dutzend Kennzeichen und einen Stapel Unterlagen von Antragstellerinnen, die sich den Weg zum Amt sparen und stattdessen seinen Service nutzen. Der 25-Jährige sieht in dem neuen MU-Kürzel vor allem Vorteile: „Die Änderung verschafft mehr Spielraum bei der Wahl ihrer Wunschkombination.“ Für ihn selbst bedeute das weniger Abstimmungsbedarf – und mehr zufriedene Kunden. Vasilic erwartet ähnliche Reaktionen wie 2023 bei der Einführung des Kürzels MUC: „Ich kenne Leute, die finden MUC total daneben – andere wiederum sagen, gerade das macht es cool.“ Privat würde er allerdings immer beim klassischen M bleiben.

Rentnerin Silvia Müller hat aus dem Fernsehen von der geplanten Änderung erfahren und sieht keinen Grund, daraus ein großes Thema zu machen. „Mir ist nicht wichtig, was auf meinem Nummernschild steht“, sagt die 74-Jährige. Emotionale Bedeutung misst sie dem Buchstaben am Anfang ihres Kennzeichens nicht bei. Emotional werde es dann, wenn man plötzlich als „Umlandsautofahrer“ abgestempelt werde, meint Alexander Matwejew aus Ismaning. Der 42-Jährige ist selbst in der Autobranche tätig und weiß, dass die Kombination auf dem Nummernschild für viele eine große Rolle spielt. „Ich kenne die Situationen, in denen Autofahrer in der Stadt sofort als nicht ortskundig erkannt werden, und möchte mit MU nicht als solcher in einen Topf geschmissen werden“. Das Kürzel M sei etabliert, das kenne jeder.

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