Verkehr

Hohe Schienenmaut betrifft auch Schienengüterverkehr | ABC-Z

Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, schlägt angesichts massiv gestiegener Trassenpreise für den Schienenverkehr Alarm. Ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung durch die Politik sei das bestehende Angebot im Fernverkehr nicht mehr wirtschaftlich tragbar, so Lutz gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Trassenpreise – also Gebühren, die Bahnunternehmen für die Nutzung des Schienennetzes an die DB-Infrastrukturgesellschaft InfraGo entrichten müssen – belasten nicht nur den Fernverkehr, sondern auch Regional- und Güterzüge. Diese Einnahmen dienen unter anderem der Instandhaltung des deutschen Schienennetzes. Lutz betont, dass ohne eine stärkere Förderung oder eine zügige Reform des Trassenpreissystems das Fernverkehrsangebot wirtschaftlich nicht aufrechtzuerhalten sei. Dies würde der angestrebten Verkehrsverlagerung hin zur klimafreundlichen Bahn entgegenstehen.

Auch Martin Burkert, Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Mitglied des Bahn-Aufsichtsrats, fordert dringende Maßnahmen. Er mahnt den Bundestag, eine Entlastung bei den Trassenentgelten zu schaffen, um Bahnreisende vor historischen Preisanstiegen von mehr als 10 Prozent zu schützen. Burkert warnt zudem vor einer Reduzierung von Fernverkehrsverbindungen – selbst auf stark frequentierten Strecken.

Die DB-Tochter InfraGo hat bei der Bundesnetzagentur eine Trassenerhöhung für 2026 beantragt. Diese sieht folgende Preissteigerungen vor:

  • +23,5 % im Regionalverkehr

  • +10,1 % im Fernverkehr

  • +14,8 % im Güterverkehr

Die Bundesnetzagentur prüft derzeit diese Anträge – ein Ergebnis wird jedoch erst nach Abschluss eines Verfahrens vor dem Europäischen Gerichtshof erwartet. Dort steht zur Debatte, ob eine Begrenzung der Preiserhöhungen im Regionalverkehr rechtlich zulässig ist.

Ein Grund für die steigenden Trassenpreise liegt auch in der hohen Eigenkapitalausstattung der Bahn durch den Bund. Für dieses Kapital müssen Zinsen gezahlt werden, die letztlich über die Trassenpreise refinanziert werden. Dadurch steigen die Betriebskosten erheblich – zulasten der Bahnunternehmen. Bereits die vorherige Bundesregierung hatte daher kurzfristige Entlastungen und langfristige Systemreformen in Aussicht gestellt, darunter auch eine Begrenzung der Eigenkapitalverzinsung.

Lutz appelliert abschließend an die Politik, im Rahmen der Haushaltsberatungen für 2025 und 2026 Lösungen zu finden, um die Finanzierungslücken zu schließen. Sollte das nicht gelingen, müsse sich der Markt auf wirtschaftlich tragfähige Verbindungen beschränken – sowohl bei der Deutschen Bahn als auch bei ihren Wettbewerbern.

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