Das Streiflicht: Gut gemacht, Papa! Allerdings … Über junge Väter – Politik | ABC-Z

Der moderne Vater lässt sich von niemandem übertreffen, er wuppt die Kinderbetreuung wie ein sesshaft gewordener Superman. Doch es gibt da ein Problem.
(SZ) Der moderne Vater, er ist überall und macht sowieso alles. Schlappt gutmütig in khakifarbenen Birkenstocks hinter seinem zornigen Dreijährigen her, die Einjährige auf dem Arm. Praktiziert gewaltfreie Kommunikation, immer, das ist sein Credo, familienintern wie auch im Job, wo er nach der Elternzeit auf 80 Prozent reduziert hat, vielleicht sind es auch 90, nicht mal seine Frau weiß das genau. Sein Chef wiederum, nennen wir ihn Thomas, ist ein Mann, der mit vollem Verständnis gesegnet ist, wenn es um Väter geht, die moderner sind als er – klar, sagt Thomas also, sie sind nur einmal klein, ich hab’ meine nie gesehen, wie wäre es mit einem kleinen Bonus, zum Ausgleich? Der moderne Vater, er dadfluenct durch Prenzlauer Berg und Schwabing, in der einen Hand einen Buggy zum Preis der ortsüblichen Altbaumiete, in der anderen ein Mikrofon, in welches er Verlautbarungen über Postfeminismus und das Joch der Vereinbarkeit ruft. Er reicht Fläschchen zu Tageszeiten, von denen er bis vor Kurzem gar nicht wusste, dass es sie gibt. Kann Kinderkrankheiten aufzählen wie einst die Zutatenliste für Ottolenghis Shakshuka. Macht Abstriche. Leidet leise. Aber strahlt, das muss der Vater-Glow sein. Er kriegt ja so viel zurück für den ganzen Hustle, das erste Lächeln, das erste Wort, den dreihundertsten Wutanfall, äh sorry, kurz im Jahrhundert verrutscht, das dreihundertste Autonomiebestreben seines sich altersgerecht verhaltenden Zöglings. Und wenn man ihn so sieht, wie er all das wuppt wie ein sesshaft gewordener Superman mit Kindergeldnummer, kann man doch gar nicht anders, als in die Hände zu klatschen und zu rufen: Well done, Papa!