Bezirke

Skulpturentage in Vaterstetten: Die Schmolche bekommen Besuch – Ebersberg | ABC-Z

Die „Schmolche“ sind wirklich ein lustiges Völkchen. Drollige Fabelwesen zwischen Maus, Frosch und Mensch, die jede Menge Gelassenheit und Freundlichkeit ausstrahlen. Man kann diesen etwa kindgroßen Bronzefiguren begegnen in Innenhöfen und Parks in München und sogar vor einem asiatischen Lokal in Berlin. Ihr Zuhause aber haben die schmunzelnden Gesellen in Vaterstetten.

Der Bildhauer Steffen Schuster hat diese Spezies erfunden, vor 20 Jahren schon, für einen zu gestaltenden Durchgang in einer Riemer Wohnanlage. „Dort leben viele Eigentümer, aber es gibt auch Sozialwohnungen und eine Kita. Deswegen sollte es bei diesem Werk um Toleranz gehen.“ Schuster aber hat dann kein ernstes Mahnmal erschaffen, sondern eben die Schmolche, die ihre Botschaft vom „Leben und Lebenlassen“ mit großer Leichtigkeit und einem Lächeln transportieren. Kein Wunder also, dass Schuster fragt, ob wir nicht alle etwas mehr Schmolch sein sollten?

Wenn Steffen Schuster seiner Kreativität freien Lauf lässt, kommen dabei nicht nur Schmolche heraus, sondern auch gefährlichere Kollegen. (Foto: Christian Endt)

Und nun, am Wochenende vom 5. und 6. Juli, bekommen seine Fabelwesen Besuch von allerhand anderen Figuren: Steffen Schuster veranstaltet erstmals die „Baldhamer Skulpturentage“ und konnte renommierte Kollegen aus ganz Deutschland dafür gewinnen. Charlott Szukala, Remo Leghissa und Horst W. Wendland sind ebenfalls freischaffende Bildhauer und werden Schusters Atelier sowie die Außenflächen drumherum mit ihren Skulpturen bevölkern.

„Das wird sicher eine sehr niveauvolle, intensive und abwechslungsreiche Ausstellung“, schwärmt Schuster, denn das Schaffen der vier professionellen Künstler zeichne sich aus durch ganz unterschiedliche Materialien und Herangehensweisen. Von beeindruckenden Bronzeplastiken über ausdrucksstarke Holzskulpturen bis hin zu modellierter Keramik, geschweißten Figuren und abstrakten Objekten aus Stahl: „Diese Vielfalt lädt zum Staunen ein!“

Freut sich schon auf die Arbeiten seiner Kollegen: Bildhauer Steffen Schuster in seinem Baldhamer Garten, der bereits reichlich bevölkert ist.
Freut sich schon auf die Arbeiten seiner Kollegen: Bildhauer Steffen Schuster in seinem Baldhamer Garten, der bereits reichlich bevölkert ist. (Foto: Christian Endt)

Schuster hat in München Grafik-Design studiert und mehrere Jahre in einer Werbeagentur gearbeitet, bevor er dank seines Vaters, der Bildhauer und Illustrator war, ganz auf die Seite der Kunst wechselte. Seine Arbeiten sind deutschlandweit zu sehen. Der Baldhamer gestaltet Räume in Kirchen, Kliniken und Kindergärten, entwirft Trophäen für Auszeichnungen wie den bayerischen Klimaschutzpreis, arbeitet aber immer wieder auch ganz frei. Und ist dabei weder auf einen Werkstoff noch auf eine Technik oder einen Stil festgelegt. Der 60-Jährige verwendet Edelstahl, Blei, Holz, Glas, Acryl, Bronze und Zeichenstift, seine Formensprache ist mal gegenständlich, mal abstrakt.

Unter Charlott Szukalas Händen wird totes Holz scheinbar wieder lebendig.
Unter Charlott Szukalas Händen wird totes Holz scheinbar wieder lebendig. (Foto: Veranstalter)

Den weitesten Weg nach Vaterstetten hat Charlott Szukala, die im Saaletal lebt. Ihre Werke werden europaweit ausgestellt. Als ihren Lehrmeister bezeichnet die Holzbildhauerin, die auch Keramik und Metall als Werkstoffe für sich entdeckt hat, die Natur. Farben und Formen, das Zwischenmenschliche, die Freude an den Details einer Geste, der Funke, der überspringt, die Lebendigkeit: All das sei die Intension ihrer Arbeit, schreibt Szukala. Doch lieber lasse sie ihre Figuren für sich sprechen – „denn vielleicht ist da auch noch mehr, etwas Unaussprechliches, etwas zum Fühlen, und für jeden ist es ganz individuell…“.

„Seelenpforte“ nennt Remo Leghissa diese Skulptur aus Edelstahl.
„Seelenpforte“ nennt Remo Leghissa diese Skulptur aus Edelstahl. (Foto: Veranstalter)

Ebenfalls europaweit stellt Remo Leghissa aus. In seiner Heimat Vilsbiburg gründete er zudem einen großen Skulpturenpark, wohin er jeden Sommer Kollegen und Publikum einlädt. In abstrakten Metall-Skulpturen spürt Leghissa intuitiv und spielerisch dem pulsierenden Auf und Ab des Lebens nach. „Manchmal wird daraus eine Forschungsreise zur persönlichen Wildheit, dem ureigensten Ausdruck eines jeden Menschen.“ Bei seinen abstrahierten Tierdarstellungen wiederum geht es dem Künstler um das Erfassen von Bewegung und Haltung. Allem Überflüssigen entkleidet bleiben die wesentlichen Linien, die in ihrem Zusammenspiel die Kraft der Lebendigkeit entfalten. „Am Ende liegt der Kern der Arbeit im Lauschen, hinein in das Material, in das Leben oder in sich selbst.“

Horst W. Wendland schweißt seine Skulpturen aus verschiedenen Metallen zusammen.
Horst W. Wendland schweißt seine Skulpturen aus verschiedenen Metallen zusammen. (Foto: Veranstalter)

Horst W. Wendland aus Frickenhausen bei Memmingen hat sich als Veranstalter des Allgäuer-Skulpturen-Sommers einen Namen gemacht. Seine Werke sind nicht nur in Europa, sondern auch in den USA zu sehen. Sie haben einen hohen Wiedererkennungswert, überzeugen durch Lebendigkeit sowie Körperspannung. Wendlands geschweißte Plastiken bestehen zumeist aus Eisen, Stahl und Bronze – schwere Materialien, die in ihrer endgültigen Form jedoch transparent und filigran wirken. „Eine Metamorphose aus Metall, Feuer und eisernem Willen geschaffen – dem Zahn der Zeit erneut überlassen“, so der Künstler.

„Baldhamer Skulpturentage“, Atelier von Steffen Schuster, Hamsterweg 2 in Vaterstetten, am Samstag und Sonntag, 5./6. Juli, jeweils 11 bis 17 Uhr, Vernissage am Samstag um 12 Uhr.

Back to top button