Hitzewelle wird zur Chance für die Wärmepumpe | ABC-Z

Wenn größere Anschaffungen einen kühlen Kopf erfordern, dann war in den vergangenen Tagen keine gute Zeit dafür. Zu heiß da draußen. Also wurden es offenbar oft kleinere Anschaffungen im Kampf gegen die Hitze: Mehrere Einzelhändler oder Onlineplattformen meldeten zuletzt jedenfalls Rekordverkäufe an Klimageräten. Oft sind es mobile Modelle, die es im Baumarkt oder anderswo im Einzelhandel gibt – Hauptsache, in den eigenen vier Wänden ist Kühlung möglich. Dafür sind wenige Hundert Euro nötig, und nur die hochpreisigsten Varianten liegen im vierstelligen Eurobereich. Ein solcher Einkaufsschnellschuss erspart zwar erst einmal die Überlegung, ob eine kostspieligere und in der Installation aufwendigere Lösung langfristig sinnvoller wäre.
Bei Mediamarkt und Saturn, zwei Platzhirschen unter den Elektronikhändlern hierzulande, hieß es schon, der Nachschub mit Klimageräten und Ventilatoren könnte stocken. Die Nachfrage sei vor allem in Deutschland und Südeuropa enorm, sagte eine Sprecherin von Ceconomy aus Düsseldorf, jener Handels-Holding, zu der auch Mediamarkt und Saturn gehören. Immerhin: Aktuell sei in den stationären Märkten, aber auch in den Onlineshops der Unternehmen noch ausreichend Ware vorrätig. Die Rede war von allein mehr als 4000 unterschiedlichen Ventilatoren.
Hornbach und Bauhaus melden höhere Nachfrage
„Der Markt für mobile Klimageräte in Deutschland entwickelt sich sehr positiv“, sagte ein Sprecherin des Marktforschungsunternehmens NielsenIQ auf Anfrage. Im Zeitraum Januar bis Mai 2025 stieg demnach die verkaufte Menge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17,7 Prozent auf 37.000 Stück und der Umsatz sogar um 73,6 Prozent auf 18,9 Millionen Euro. Dies übertrifft das Geschäft der vergangenen Jahre. Und es bedeutet, dass das hochpreisige Premiumsegment mit leistungsstärkeren und energieeffizienteren Modellen in der Tendenz deutlich zugelegt hat. „In den letzten Wochen ist der Markt zum Teil sogar dreistellig gewachsen, die aktuelle Hitzewelle hat zu einer weiteren deutlichen Belebung der Nachfrage geführt“, fügte die Sprecherin hinzu. Und die Erwartung für die Zukunft ist positiv: „Aufgrund des Klimawandels sehen wir auch mittel- bis langfristig weiteres Potential für Klimageräte in Deutschland.“
Die Baumarktketten Hornbach und Bauhaus berichten unisono von gesteigerter Nachfrage nach Kühlgeräten. Nach Angaben von Bauhaus werden neben „klassischen Einstiegsgeräten“ wie Ventilatoren mobile Klimageräte bis hin zu teureren Klimasplitgeräten – stationär wie online – verstärkt gekauft. Im Vergleich zu den ähnlich warmen Vorjahren sei die Nachfrage nicht höher, Bauhaus spricht von einem „ebenbürtigen Konsumverhalten“. Allerdings legten Kunden einen stärkeren Fokus auf den Preis.
Der Konkurrent Hornbach spricht ebenfalls von einer „sehr, sehr hohen Nachfrage“ nach allem, was kühlt, vor allem solchen Geräten, die man nicht installieren müsse. In einzelnen Märkten könne es vorkommen, dass die gesamte Auswahl an Geräten nicht mehr verfügbar sei, online hingegen schon. Bauhaus hat sich nach eigenen Angaben angesichts der „seit Jahren erkennbar heißer werdenden Frühjahres- und Sommermonate“ Vorräte angelegt. Die Geräte seien „zumeist Monate zuvor aus dem außereuropäischen Ausland importiert“ worden. Es stünden – Stand jetzt – ausreichend viele Produkte zur Verfügung.
Mobile Geräte keine Dauerlösung
Alles andere wäre auch erstaunlich, da sich auf diesem Markt neben vielen kleineren und mittelgroßen Herstellern auch nationale und internationale Platzhirsche tummeln: Bosch, Viessmann und AEG aus Deutschland zum Beispiel, aber auch Daikin, Midea und weitere Anbieter aus China. Die Umsatzzahlen zeigen, um welche Kaliber es sich handelt: Daikin kommt auf knapp 30 Milliarden Euro, Midea sogar auf 50 Milliarden Euro.
Diese Konzerne stehen an der Spitze jener asiatischen Hersteller, die mit ihren enormen Skalenvorteilen einen Vorsprung gegenüber ihren Wettbewerbern haben, wie es auch im Branchenfachverband Gebäude-Klima (FGK) heißt. Darunter sind alte asiatische Bekannte wie Samsung, Mitsubishi oder Panasonic, aber auch einige neue Konkurrenten aus China, die den Pool der Anbieter weiter vergrößern. Und natürlich die deutschen Konkurrenten, allen voran Viessmann, Vaillant, Bosch, Stiebel Eltron.
Mobile Klimaanlagen, die gerade so heiß begehrt sind, gelten branchenweit eher als Notnagel, so auch in der Fachabteilung Klima- und Lüftungstechnik im Maschinenbauverband VDMA – wo vor allem Klimalösungen im gewerblichen Umfeld eine Rolle spielen, für Büros, in der Produktion, in der Gastronomie. Die Skepsis gegenüber mobilen Klimageräten – zu ineffizient, zu laut, zu umständlich mit ihren Luftschläuchen an offenen Fenstern, die heiße Luft hereinlassen, bevor sie gekühlt wird – schließt gute Erfahrungen nicht aus: Viessmann zum Beispiel hat in der Corona-Pandemie von einer überraschend hohen Nachfrage nach derartigen Klimageräten profitiert, da diese die Innenluft nicht nur kühlen, sondern auch filtern und so gut wie alle Erreger fernhalten.
Trotzdem ist die Meinung einhellig, dass mobile Geräte keine Dauerlösung sein sollten. Zumal stattliche Stromkosten – die viele Menschen mit der Verwendung von Klimageräten assoziieren – nicht nur ein Klischee sind, wie es vielerorts heißt. Dazu passt eine aktuelle Einschätzung des Onlinevergleichsportals Verivox. Dort hieß es in dieser Woche, dass die Stromkosten bei allen von Verivox untersuchten mobilen Klimageräten nach ungefähr drei Jahren so hoch gewesen seien wie der ursprüngliche Kaufpreis. Geräte für Zimmer zwischen 15 und 30 Quadratmetern kosteten durchschnittlich rund 300 Euro und verursachten 100 Euro Stromkosten im Jahr. Bei leistungsstärkeren Geräten für größere Zimmer sehe es ähnlich aus.
Deutscher Klimaanlagen-Rückstand
Blieben als Kleinlösung noch Ventilatoren – eine Nische, die nicht zu unterschätzen ist: Ein Familienunternehmen wie Helios Ventilatoren aus Villingen-Schwenningen etwa ist auf diesem Gebiet seit Jahrzehnten erfolgreich, beschäftigt knapp 400 Menschen und setzt mehr als 80 Millionen Euro im Jahr um. Der Mittelständler am Rande des Schwarzwalds verspricht, 98 Prozent seiner Serienprodukte ab Lager liefern zu können.
Gut möglich, dass neben solchen kleineren Lösungen ein Produkt von Hitzewellen wie in dieser Woche besonders profitieren könnte, das als politisch arg beschädigt gilt: Die Wärmepumpe – mal als einzig sinnvolle Heizung der Zukunft gepriesen, dann zum Kampfbegriff und vermeintlichen Grundübel im Gebäudeenergiegesetz degradiert – ist mitten im Spiel, wenn es um die Kühlung von Gebäuden geht, ob gewerbliche oder private. Kommen sogenannte Split-Geräte zum Einsatz – eines außen an der Häuserwand, eines oder mehrere im Innern, um die Zimmer zu kühlen –, dann handelt es sich oft um Wärmepumpentechnik, eine Luft-Luft-Wärmepumpe oder Luft-Wasser-Wärmepumpe.
Dieses Prinzip hatten sich schon die vielen asiatischen Wettbewerber zu eigen gemacht: dass nämlich der Bau von Klimaanlagen jenem von Wärmepumpen technisch gleicht, nur ist das Ergebnis in dem einen Fall Wärme, im anderen Kälte. Und weil Asien – anders als Deutschland – aus klimatischen Gründen seit Langem eine Klimaanlagenregion ist, hatten die Unternehmen dort schon Abermillionen Geräte zur Kühlung gebaut, bevor sie darangingen, den europäischen Markt für Wärmepumpen anzugreifen.
Deutschland habe einen Rückstand hinsichtlich der Akzeptanz von Klimaanlagen heißt es in Verbänden und Unternehmen unisono – jedenfalls was den Wohnbereich betrifft, nicht den gewerblichen. Aber die Gewöhnung an eine klimatisierte Umgebung wie zum Beispiel in Autos und die Folgen des Klimawandels sorgten hier für Veränderungen. Hitzeperioden mit Temperaturen jenseits der 30 Grad seien Teil dieses Wandels. Und Wärmepumpen, so die Hoffnung in den Unternehmen, könnten an Renommee gewinnen. Nämlich dann, wenn Verbraucher sich gegen eine schnelle, möglichst günstige Lösung im Kampf gegen die Hitze in ihren Häusern oder Wohnungen entscheiden – und sich der doppelten Möglichkeiten von Wärmepumpen bewusst werden.
Allenfalls ärgerlich, aber nicht hinderlich dürfte sein, dass Kühlung keine staatliche Förderung ermöglicht, wie es beim Heizungswechsel üblich ist. Kommt Wärmepumpentechnologie zum Einsatz, ist entscheidend, welchen Anteil das Heizen und welchen die Kühlung hat. Der handwerkliche Aufwand kommt hinzu. Unter anderem weil Kühlmittel zum Einsatz kommen, sind komplexe Raumklimageräte ein Fall für Profis, nicht für Hobbyhandwerker. Wenn es bei der Kühlung der heimischen Umgebung hakt, dann liegt das in erster Linie nicht an der mangelnden Verfügbarkeit der Geräte, sondern an der Lage auf dem Handwerkermarkt. Man muss erst mal jemanden finden, der mit Fachwissen und Werkzeug anrückt, bevor zu Hause die Temperaturen sinken können.