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Hitzewelle in Spanien: Rekordtemperaturen im ganzen Land – Panorama | ABC-Z

Hitzewelle – das Wort kommt einem schnell über die Lippen, wenn der Schweiß über den Rücken rinnt. Und auf der Iberischen Halbinsel rinnt dieser Tage viel Schweiß. 46 Grad wurden am Sonntag in El Granado an der Grenze zu Portugal gemessen, neuer Rekord in Spanien. Der bisherige Höchststand von 45,2 Grad wurde 1965 in Sevilla verbucht.

An einigen Orten in Portugal waren es am Wochenende sogar noch ein paar Zehntelgrade mehr. In Spaniens Hauptstadt Madrid stand die Luft mit knapp 40 Grad in den Gassen, auf Mallorca waren es um die 36 Grad.

Damit war nicht mehr nur am eigenen Rücken abzulesen, sondern behördlich bestätigt worden, dass die erste ola de calor des Jahres, die erste Hitzewelle, über das Land hereingebrochen war. Das will etwas heißen, denn die harten Kriterien einer (auch arbeitsrechtlich relevanten) „Hitzewelle“ traten in einem Juni in Spanien seit 1975 bisher nur elfmal ein.

Um eine Hitzewelle von ein paar warmen Tagen zu unterscheiden, hat die nationale Wetterbehörde Aemet ein wissenschaftliches Kriterium ausgetüftelt. So müssen mindestens ein Zehntel der amtlichen Wetterstationen im Land an mindestens drei Tagen hintereinander Tageshöchstwerte aufweisen, die höher liegen, als es an 95 Prozent aller Sommertage der Jahre 1975 bis 2000 der Fall war.

2022 dauerte eine Hitzewelle ganze zwei Wochen

Um das begreifbarer zu machen, gibt es für alle Provinzen Referenzwerte, welche die 95-Prozent-Schwelle markieren. Dieser Wert liegt zum Beispiel in Sevilla bei 41,2 Grad. Werden an mindestens drei Tagen hintereinander die 41,2 Grad übertroffen, sind dort die Kriterien für eine ola de calor erfüllt. Für einen nationalen Hitzealarm müssen allerdings eine Menge weiterer Orte ihre Referenzwerte übersteigen.

Für Madrid gilt eine Schwelle von 36,5 Grad und auf Mallorca liegt sie bei rund 35 Grad. An Spaniens Nordküste, zum Beispiel in Santander, reichen mancherorts weniger als 30 Grad, um den Referenzwert zu schlagen.

Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit. Dutzende Thermometer im ganzen Land übertrafen ihre Referenzwerte, seither rollt la ola über Spanien. Für mehr als drei Viertel aller Gemeinden wurden Gesundheitswarnungen ausgegeben. Sogar die Kanaren sind betroffen.

Hat eine Hitzewelle begonnen, so dauert sie manchmal nur drei oder vier Tage, manchmal aber auch 14, so zum Beispiel im Jahr 2022. Die Menschen in Andalusien erleben diesen Zustand natürlich ganz anders als beispielsweise die Kantabrier. In Sevilla ist es im Juli und August an einem Viertel aller Tage wärmer als 38 Grad, quasi Normalzustand. In Molina in der Region Aragon sind 38 Grad die höchste je gemessene Temperatur.

Die meisten Spanierinnen und Spanier tun, was sie in solchen Phasen tun: Sie bleiben gelassen, verlangsamen das Leben. Aguantar ist das Schlüsselwort, zu Deutsch: aushalten. Wer kann, bleibt zu Hause. Auch wer keine Klimaanlage hat, schließt gegen Mittag die Läden oder auch die Fenster, denn von draußen ist keine Abkühlung mehr zu erhoffen. Der Morgen ist die richtige Zeit für Einkäufe oder Behördengänge. Die Tageshöchstwerte werden am späten Nachmittag erreicht, weil die spanische Sonne später als in Mitteleuropa über den Himmel zieht.

Immerhin, die Wäsche trocknet in Rekordzeit auf den Leinen. Und in Zeiten einer ola de calor haben Spaniens Arbeitnehmer das Recht, ihre Tätigkeit einzustellen, wenn sie sich unwohl fühlen. Am Montagabend brachte ein Gewitterschauer kurz etwas Abkühlung nach Madrid. Während der Niederschlag auf den Straßen zu verdampfen schien, fühlten sich 32 Grad plötzlich angenehm erfrischend an.

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