Wohnen

Fußballtrainer gesteht sexuellen Missbrauch an Minderjährigen | ABC-Z

Gemerkt oder geahnt hat von den Zeugen niemand etwas: nicht von dem täglichen Alkohol- und Kokainkonsum des Jugendfußballtrainers und auch nicht von seinen Annäherungen an minderjährige Jungen. Er sei immer zuverlässig gewesen, sagt der Mann, der mit ihm gemeinsam die Jugendmannschaft in Kelkheim trainiert hat. Die Mutter eines Opfers beschreibt ihn als „hibbelig“, weil er viel geredet habe, und „durchaus nettes Kerlchen“. Alle sagen: Er war unauffällig.

Wenn man die Schilderungen des Angeklagten hört, kann man fast nicht glauben, dass mehr als fünf Jahre lang niemandem etwas aufgefallen ist. Der 28 Jahre alte Angeklagte sagt, er habe in dieser Zeit täglich Kokain konsumiert, mindestens ein bis zwei Gramm. Finanziert habe er sich dies durch Prostitution. Auch nach seiner Festnahme machte einem Zeugen zufolge in Kelkheim das Gerücht die Runde, dass er wegen Drogenhandels festgenommen wurde.

Ein Opfer vertraute sich seinen Eltern an

Doch der Mann aus Bad Soden im Taunus sitzt wegen anderer Taten nun vor dem Frankfurter Landgericht: Fünf männlichen Minderjährigen hat er zwischen Juli 2019 und Juni 2024 sexualisierte Gewalt angetan. Jahrelang war der erwachsene Angeklagte mit deutlich jüngeren und minderjährigen Jungs unterwegs, ging mit ihnen bei einer Fast-Food-Kette essen, fuhr mit ihnen in seinem Auto durch den Main-Taunus-Kreis und spielte mit ihnen Playstation. Einen Verdacht hatte jedoch niemand.

Die Opfer, alle zwischen 13 und 16 Jahren alt, haben geschwiegen, aus Scham oder weil sie die Tat selbst nicht als strafbare Handlung eingeordnet haben. Bis zum Sommer vergangenen Jahres: Nach einem sexuellen Übergriff in der Nacht vertraute sich ein Jugendlicher seinen Eltern an. Diese gingen schließlich zur Polizei und zeigten den Trainer an, wodurch die Ermittlungen anfingen. Wenige Monate später wurde der Mann auf einem Fußballfeld von der Polizei festgenommen.

Bei seiner Festnahme sagte er nach eigener Aussage noch, die Handlungen seien einvernehmlich geschehen. „Die ersten drei Monate habe ich gedacht, ich bin unschuldig“, sagte er am ersten Prozesstag. Erst als er die Aussage eines Opfers, die dieses in einer richterlichen Vernehmung während der Ermittlungen gemacht hatte, gelesen habe, habe er angefangen, darüber nachzudenken. Heute sei ihm klar, was er falsch gemacht habe.

Er hebt in der Verhandlung hervor, er sei nicht Trainer geworden, um diese Position zu missbrauchen. Auch sagt er, er fühle sich nicht sexuell von Kindern angezogen, sondern eher von Jugendlichen und Heranwachsenden zwischen 16 und 21 Jahren, allerdings nicht ausschließlich. Dass eines seiner Opfer zum Tatzeitpunkt erst 13 Jahre alt war, habe er nicht gewusst. „Dass man niemanden unter 14 Jahren anfassen darf, wusste ich ja.“

Die Taten, die ihm die Anklage vorwirft, gesteht der Mann zu Prozessbeginn. Nur in zwei Punkten widerspricht er: Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er zwei Minderjährige zum Kokainkonsum genötigt habe. Die beiden haben laut seiner Aussage die Droge jedoch freiwillig konsumiert. „Ich weiß, dass ich niemals jemanden bedroht oder bewusst genötigt habe“, sagt der Angeklagte.

Back to top button