Klima bei der FIFA Klub-WM: Beunruhigende Aussichten für die Fußball-WM 2026 | ABC-Z

Hitze, Unterbrechungen, Marathonspiele – die schwierigen klimatischen Bedingungen bei der Klub-WM in den USA bleiben ein Thema und verstärken die Sorgen um die Fußball-Weltmeisterschaft 2026, die ebenfalls in den USA, aber auch in Mexiko stattfinden wird.
Mit Jügen Klopp gibt es den nächsten großen Namen im Weltfußball, der nun Kritik an der Klub-WM äußerte. Die von FIFA-Präsident Gianni Infantino auf vier Wochen und 32 Teams aufgeblähte Veranstaltung, die serzeit in den USA stattfindet, sei “die schlechteste Idee, die jemals im Weltfußball umgesetzt wurde” sagte Klopp, Head of Global Soccer bei Red Bull, im Interview mit der “Welt am Sonntag”. Eine Idee, auf die nur Menschen kommen könnten, “die mit dem Tagesgeschäft noch nie etwas zu tun hatten oder nichts mehr damit zu tun haben”, fuhr Klopp fort.
Nach der EM im Vorjahr und der Klub-WM wartet im kommenden Sommer die große WM in Nordamerika, zählte Klopp auf. Für die Spieler gebe es keine Zeit mehr für Erholung, weder körperlich noch mental, so Klopp, der ein düsteres Szenario entwarf. Er habe die Befürchtung, dass Spieler “Verletzungen erleiden, die sie noch nie hatten. Wenn nicht in der kommenden Saison, dann passiert es bei der WM oder danach.”
Es wird spannend sein zu beobachten, ob Klopp auch in Zukunft weiter in der Oppostion zur großen Sommer-Sause der FIFA bleibt. Wenn etwa RB Leipzig, ein weiterer Klub aus dem ihm unterstellten Fußball-Imperium von Red Bull, beim nächsten Turnier auch einen Startplatz erhält – und damit eine garantierte Millionenprämie in zweistelliger Höhe.
Backofen-Hitze, Gewitter – Klub-WM bleibt umstritten
Die Klub-WM, von FIFA-Boss Infantino auch mit Milliardenhilfe aus Saudi-Arabien mitten in die Fußball-Sommerpause gepflanzt, bleibt umstritten. Für Diskussionen sorgen auch zwei Wochen nach dem Start die schwierigen klimatischen Bedingungen an vielen Spielorten in den USA.
Bislang war vor allem die Backofen-Hitze ein großes Thema. Dortmunds Coach Niko Kovac sprach nach dem Spiel gegen Mamelodi Sundowns von “irregulären Bedingungen” bei Temperaturen von über 40 Grad. “Wir spielen zwar Fußball, aber mit dem Sport an sich hat das nichts zu tun.“
BVB darf in geschlossener Arena spielen
Im Achtelfinale darf der BVB nun zumindest wettertechnisch kurz durchschnaufen: Das Spiel gegen Monterrey findet in Atlanta statt, in einem klimatisierten, geschlossenen Stadion, auch das Duell zwischen PSG und Inter Miami ist in Atlanta angesetzt.
Die übrigen Achtelfinal-Partien jedoch finden in traditionellen Freiluft-Arenen statt, im schwül-heißen amerikanischen Süden. Gedanken an eine mögliche Wettbewerbsverzerrung im weiteren Verlauf des Turniers sind unter diesen Umständen sicher nicht ganz von der Hand zu weisen.
Gewitter-Unterbrechung in Charlotte – Marathon-Match über fünf Stunden
Nach diversen Hitzeschlachten kam am Samstagabend, beim Achtelfinale zwischen Benfica und Chelsea in Charlotte, noch die Warnung vor einem schweren Unwetter dazu – ein für diese Jahreszeit nicht untypisches Phänomen in der Stadt in North Carolina mit seinem feuchten, subtropischen Klima.
Unwetterpause während des Spiels zwischen Benfica und Chelsea
Vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit, beim Stand von 1:0 für Chelsea, musste die Partie wegen drohender Blitzeinschläge in Stadionnähe unterbrochen werden. Dunkle Gewitterwolken sorgten für eine Szenerie wie in Gotham City. Spieler wurden in die Kabine geschickt, für geschlagene zwei Stunden. Auch die Fans mussten aus dem Stadion – viele kamen nicht mehr zurück. Als die Partie wieder fortgesetzt werden konnte, traf Benfica zum Ausgleich und erzwang noch eine Verlängerung – am Ende lagen fast fünf Stunden zwischen Anstoß und Schlusspfiff.
Chelsea-Coach Maresca: “USA nicht der richtige Ort”
Dies brachte auch den Trainer des siegreichen Teams auf die Palme: “Das ist kein Fußball”, sagte Chelseas Coach Enzo Maresca und verwies darauf, dass bereits zuvor sechs Spiele länger unterbrochen werden mussten, wegen der schwierigen klimatischen Bedingungen. Die USA seien “nicht der richtige Ort“, um eine Klub-Weltmeisterschaft auszutragen, befand der Italiener.
Eine Gewitterfront über Florida bremste auch den FC Bayern München vor dem Achtelfinale gegen CR Flamengo in Miami. Der Flug mit dem Bayern-Tross traf erst mit mehr als zwei Stunden Verspätung am Samstagabend in Fort Lauderdale ein.
Düstere Prognosen für Hitze-WM 2026
Die Erfahrungen mit dem Klima bestätigen auch die Sorgen im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer, die in den USA, Kanada und Mexiko stattfindet. Erträgliche Bedingungen, vergleichbar mit Europa, sind eigentlich nur an den Spielorten in Kanada und in den nördlicheren Teilen der USA zu erwarten. Die überwiegende Zahl der Spielorte befinden sich aber südlich davon, in einer Klimazone mit feucht-heißem, subtropischen oder gar tropischem Klima.
Viele Spiele bei der WM sollen mittags oder am frühen Nachmittag angepfiffen werden, abgestimmt auf den europäischen Fernsehmarkt. Ein Team vom Leibniz Institut für Arbeitsforschung der TU Dortmund, die die klimatischen Bedingungen an den WM-Spielorten untersucht hat, hatte bereits im vergangenen Jahr Alarm geschlagen.
Studie über WM-Stadien: Gefühlte Temparaturen bis zu 49,5 Grad Celsius
In zehn der insgeamt sechzehn Stadien bestehe demnach ein “sehr hohes Risiko für extreme Hitzebelastung”. Die gefühlte Temperatur für die Sportler könnte an einigen Spielorten sogar 49,5 Grad Celsius erreichen, zitierte der Deutschlandfunk aus der Studie, dies sei für die Spieler eine “nicht mehr tolerierbare, gesundheitliche Belastung”.
Die FIFA, so die Empfehlung, solle grundsätzlich darüber nachdenken, die Spiele möglichst in die Abendstunden zu verlegen, um wenigstens der Mittagshitze zu entkommen. Oder die Amerika-WM gleich in die klimatisch unbedenkliche, kühlere Jahreszeit zu verlegen. Doch damit dürfte wohl kaum zu rechnen sein.