Argentinien sieht Gefährdung: Iran droht IAEA-Chef Grossi mit dem Tod | ABC-Z

Argentinien sieht Gefährdung
Iran droht IAEA-Chef Grossi mit dem Tod
29.06.2025, 11:53 Uhr
Im Streit um das eigene Atomprogramm wird IAEA-Chef Rafael Grossi im Iran als das personifizierte Böse angesehen. Die Drohungen gegen ihn nehmen inzwischen ein Ausmaß an, dass sich sein Heimatland Argentinien und der US-Außenminister zu Wort melden.
Der aus Argentinien stammende Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, wird nach Angaben seines Heimatlandes vom Iran bedroht. “Wir unterstützen den Generaldirektor der IAEA, Rafael Grossi, entschieden und verurteilen kategorisch die vom Iran gegen ihn ausgesprochenen Drohungen”, erklärte das argentinische Außenministerium auf X.
Es rief die iranischen Behörden zudem dazu auf, die Sicherheit von Grossi und dessen Mitarbeitern zu garantieren und “von jedweder Handlung Abstand zu nehmen”, die das IAEA-Team gefährden könnten. Auch US-Außenminister Marco Rubio forderte auf X, die Forderungen nach “Verhaftung und Hinrichtung” von Rafael Grossi seien “inakzeptabel und müssen verurteilt werden”.
Die Tageszeitung “Kayhan” hatte die Todesstrafe für Grossi gefordert und den unverhohlenen Gewaltaufruf mit der Behauptung begründet, Grossi habe “für Israel spioniert”. Die Zeitung wird im Land als staatliches Propagandablatt eingestuft. Ihr Herausgeber Hussein Schariatmadari gilt als radikaler Islamist. Irans Außenminister Abbas Araghtschi hatte Grossi am Freitag “böswillige Absichten” vorgeworfen.
Hintergrund der Anfeindungen ist die im Iran verbreitete Darstellung, dass der Bericht der IAEA Auslöser der israelischen Angriffe und des zwölftägigen Krieges war. Das Lenkungsgremium der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien hatte in einer Resolution formell festgestellt, dass Teheran gegen seine Verpflichtung verstoßen habe, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen. Die IAEA-Resolution wurde verabschiedet, nachdem sich Teheran jahrelang geweigert hatte, geheime Atom-Aktivitäten in der Vergangenheit aufzuklären. Teheran kritisierte die IAEA dafür, die israelischen und US-Angriffe auf die iranischen Atomanlagen nicht verurteilt zu haben.
Grossi hatte nach den Angriffen Zugang zu den beschädigten Anlagen gefordert, um die Bestände an angereichertem Uran überprüfen zu können. Die Regierung in Teheran lehnt dies bisher ab. Das iranische Parlament stimmte zudem für die Aussetzung der Zusammenarbeit mit der IAEA.
Wo ist das angereicherte Uran?
Der IAEA-Chef widersprach zudem der Darstellung von US-Präsident Donald Trump, die Angriffe hätten das iranische Atomprogramm um “Jahrzehnte” zurückgeworfen. Wie Grossi dem US-Sender CBS sagte, könnte Teheran nach Einschätzung der IAEA bereits in einigen Monaten wieder mit der Urananreicherung beginnen. Auch der US-Geheimdienst geht laut US-Medien davon aus, dass das iranische Atomprogramm nur um einige Monate zurückgeworfen wurde.
Abgesehen davon sei unbekannt, was nach den Bombardements aus den schätzungsweise gut 408 Kilogramm Uran geworden sei, die der Iran bereits auf einen hohen Grad von 60 Prozent angereichert hatte. “Wir wissen nicht, wo dieses Material sein könnte”, räumte der IAEA-Chef ein. Weiter angereichert auf 90 Prozent, würde dieses Uran für mindestens neun Atombomben reichen.
Ein Teil davon sei womöglich bei den Angriffen zerstört worden, “aber etwas davon könnte fortgebracht worden sein”, sagte Grossi in dem CBS-Interview, das am Sonntag vollständig ausgestrahlt werden soll. Der Verbleib des atomaren Materials müsse noch geklärt werden.
Israel hatte am 13. Juni einen Großangriff auf den Iran gestartet und dies mit dem fortgeschrittenen iranischen Atom- und Raketenprogramm begründet. Der Iran überzog Israel daraufhin mit massiven Angriffswellen. Die USA griffen schließlich vor einer Woche in den Krieg zwischen Israel und dem Iran ein und bombardierten die iranischen Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan. Am Dienstag trat nach zwölf Tagen Krieg eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran in Kraft.