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Deutsche U21 verliert EM-Finale nach starkem Comeback noch | ABC-Z

Stand: 29.06.2025 00:06 Uhr

Erst nervös, dann bärenstark, dann mit zwei Aluminium-Treffern unglücklich: Die deutsche U21-Fußball-Nationalmannschaft verliert das EM-Endspiel gegen England in der Verlängerung.

Exakt zwei Jahre nach der letzten Niederlage – ebenfalls bei einer EM gegen England – unterlag der zuvor bei der Endrunde in der Slowakei so starke DFB-Nachwuchs am Samstag (28.06.2025) in Bratislava mit 2:3 (2:2, 1:2) nach Verlängerung. Die “Young Lions“, die den vierten U21-EM-Titel für England holten, gingen schon früh durch Harvey Elliot (5.) und Omari Hutchinson (25.) in Führung.

Nelson Weiper (45.+1) hauchte dem deutschen Team kurz vor der Pause neues Leben ein, ehe Paul Nebel (61.) das 2:2 gelang. In der Nachspielzeit traf Nebel (90.+3) noch die Latte. Im Abnutzungskampf der Verlängerung hatte dann England durch den eingewechselten Jonathan Rowe (92.) das bessere Ende für sich, weil Merlin Röhl (120.+1) mit dem zweiten Alutreffer den deutschen Lucky Punch verpasste. “Wir haben bis zum Schluss dran geglaubt, aber der Fußballgott war heute nicht auf unserer Seite, leider“, sagte U21-Trainer Antonio di Salvo enttäuscht in “SAT.1” und Rocco Reitz meinte: “Wir haben ein richtig gutes Turnier gespielt, aber das ist jetzt extrem bitter.

Mega-Serie endet ausgerechnet im Endspiel

Damit endete für die deutsche U21 unter den Augen von Bundestrainer Julian Nagelsmann und Englands Nationalcoach Thomas Tuchel ein Lauf von 20 Spielen ohne Niederlage ausgerechnet im entscheidenden Spiel gegen Titelverteidiger England, den die U21 in der Gruppenphase mit einer B-Elf noch mit 2:1 bezwungen hatte.

Nick Woltemade ging im Endspiel zwar leer aus, wurde aber mit sechs Treffern trotzdem Torschützenkönig des EM-Turniers 2025. Zum Spieler des Turniers wurde Harvey Elliott vom FC Liverpool gekürt, mit fünf Treffern zweitbester Schütze. Im Gespräch mit “SAT.1” hatte Elliott lobende Worte für den Gegner übrig: “So ist Fußball. Beide Mannschaften haben hart bis zum Letzten gekämpft und Deutschland war ein starker Gegner.

Nick Woltemade (l.) ging im Finale leer aus, wurde aber EM-Torschützenkönig.

Deutlich besserer Start für England

Di Salvo änderte seine Start-Formation gegenüber dem starken 3:0 im Halbfinale gegen Frankreich zwar nur auf zwei Positionen und doch wirkte es von Anfang an so, als stünde eine ganz andere Elf in Bratislava auf dem Feld. England war fokussierter, griffiger und hatte sich gut auf die Stärken des deutschen Nachwuchses eingestellt.

Und dann saß gleich der erste Torschussversuch. Nach einem Vertikalpass in die linke Strafraumhälfte war Hutchinson völlig frei. Noah Atubolu im deutschen Tor rettete gegen den Außenristschuss zwar stark, aber dann spitzelte Nnamdi Collins den Abpraller ungeschickt mit der Pike ins Zentrum genau auf Elliot, der aus 14 Metern unten rechts zum 1:0 einnetzte.

DFB-Team flattert – England selbstbewusst

Der frühe Rückstand tat dem deutschen Nervenkostüm nicht gut. Viele Ungenauigkeiten im Spielaufbau schlichen sich ein, die Abstände stimmten nicht und die Offensivkräfte kamen gegen die gut aufgestellte englische Defensive überhaupt nicht zum Zug. England spielte dagegen enorm selbstbewusst. Im Anschluss an einen Freistoß stand James McAtee links im Strafraum frei, legte scharf vor das Tor – doch zwei Mitspieler rutschten vorbei (15.). Kurz darauf verpassten die “Young Lions” nach einem Konter in einer ähnlichen Situation erneut knapp den zweiten Treffer (19.).

Vor allem über Collins’ Abwehrseite wurde es immer wieder brenzlig. Und offensiv kam das di-Salvo-Team überhaupt nicht in die Gänge. Erst nach 24 Minuten gab Eric Martel den ersten deutschen Torschussversuch ab. Die Direktabnahme aus 18 Metern von halbrechts ging aber weit, weit über das Tor. Und im Gegenzug schlug England eiskalt zu: Hutchinson veredelte einen schönen Konter auf Vorlage des umsichtigen McAtee von halblinks zum 2:0.

Nelson Weiper belebt U21

Die Mainzer Profis Nebel (l.) und Weiper bejubeln den Anschlusstreffer gegen England.

Beim deutschen U21-Team war guter Rat teuer. Bis 30 Meter vor dem Tor lief es gefällig, ab da fehlten Tempo, Präzision und Ideen. Dafür hatte England noch vor der Pause eine dicke Chance. Atubolu (40.) rettete stark gegen McAtee.

Aus dem Nichts kam dann doch noch vor der Pause der Gamechanger aus deutscher Sicht. Paul Nebel setzte sich erstmalig in einem Dribbling auf links durch, flankte präzise in die Mitte und Weiper köpfte stark aus zehn Metern oben links zum 1:2 ein. Der Kampfgeist im deutschen Team war damit geweckt. Der Start in die zweite Halbzeit gelang viel besser.

Nebel-Kracher zum Ausgleich

England hatte nach einem Solo durch die deutsche Hälfte durch McAtee (52.) zwar die erste Möglichkeit, doch auch die DFB-Auswahl kam jetzt ins Rollen. Nebel (57.) verzog aus aussichtsreicher Position eine Vorlage für Woltemade. Doch wenig später durfte der Mainzer jubeln: Nach einer Ecke von rechts landete der Ball bei Nebel im Strafraum und der nagelte das Leder leicht abgefälscht an drei Gegnern vorbei oben rechts zum 2:2 ins Tor.

Danach war die Partie endgültig offen. Beide Teams ließen nicht locker. Mit hoher Intensität fighteten beide um den Titel. Die erste Chance zur Entscheidung bot sich dem eingewechselten Brooke Norton-Cuffy (81.). Doch hinter seinem Abschluss aus 16 Metern war zu wenig Druck, so dass Atubolu den Ball aufnehmen konnte.

Auf der anderen Seite setzte Nebel (84.) einen 22-Meter-Schuss knapp links am Tor vorbei und hatte dann in der Nachspielzeit das Happyend auf dem Fuß. Doch sein Drehschuss Richtung rechten Winkel landete nur an der Latte. So musste die Verlängerung entscheiden.

Englischer Paukenschlag in der Verlängerung

Zu Beginn musste England mit McAtee und Elliot zwei seiner Leistungsträger komplett erschöpft ersetzen. Doch einer der Eingewechselten war sofort hellwach: Rowe schlich sich auf eine lange Flanke zwischen Collins und Oermann weg und köpfte aus sieben Metern zum 3:2 ein.

Die di-Salvo-Elf kämpfte noch einmal um den großen EM-Traum. Aber mehr als ein verzogener Abschluss von Rocco Reitz (105.) von halblinks im Strafraum kam lange nicht heraus – ehe dann Röhl mit einem weiteren Lattenkracher erneut in der Nachspielzeit das nächste Comeback verpasste.

Englands U21-Kapitän James McAtee hält den EM-Pokal in den Händen.

So durfte England in einem spannenden Finale zweier gleichwertiger Gegner jubeln – und Deutschland ging im sechsten U21-EM-Finale zum dritten Mal leer aus.

Rekordsieger U21-EM
Nation Titel Sieger
Spanien

5

2004, 2000, 1996, 1994, 1992

Italien

5

2019, 2013, 2011, 1998, 1986

England

4

2025, 2023, 1984, 1982

Deutschland

3

2021, 2017, 2009

Sowjetunion

3

1990, 1980, 1976 (U23-Turnier)

Niederlande

2

2007, 2006

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