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Wie der Landkreis Ebersberg bei seinen Schulbauten gewaltig sparen will – Ebersberg | ABC-Z

Ein Bauprojekt in öffentlicher Hand, das im Laufe der Jahre günstiger wird: Das erscheint einem zunächst einmal so wahrscheinlich wie eine Werbeveranstaltung von Donald Trump für die Demokraten. Tatsächlich ist es eher so, dass man sicher darauf wetten kann, dass öffentliche Bauten um immense Summen teurer werden als zunächst kalkuliert. Eines der krassesten Beispiele war die Hamburger Elbphilharmonie, die 77 Millionen Euro kosten sollte, dann aber mit 789 Millionen zu Buche schlug.

Dennoch ist man im Landkreis Ebersberg zuversichtlich, dass man genau das Gegenteil schaffen kann. Dass also drei Schulbauprojekte, deren Kosten vor Jahren mit etwa 240 Millionen Euro berechnet worden waren, für die Hälfte realisiert werden können – und noch dazu viel schneller als zunächst geplant. Noch allerdings ist nicht alles in trockenen Tüchern, denn im Juli müssen die Kreisgremien erst einmal entscheiden, ob sich der Landkreis die immer noch ganz beachtliche Summe leisten kann. Und es muss alles so klappen, wie es sich der Landkreis vorstellt.

Beim ersten der Projekte, der Erweiterung des Gymnasiums Kirchseeon, ist man dabei schon auf einem guten Weg. Hier steht ein Ausbau an, die Schule ist schon jetzt zu klein, und im kommenden Jahr kommt durch die Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums ein weiterer Jahrgang hinzu. 2022 hatte man berechnet, dass der Ausbau 30 Millionen kosten würde – plus 8,5 Millionen für ein Provisorium, das aufgrund der langen Bauzeit erforderlich wäre. Jetzt sieht es so aus, als koste der Bau nur 15,5 Millionen und könnte bis 2026 bezogen werden, wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nun in einem Pressegespräch erläutert hat.

Freilich wird es nicht das Gebäude, das man 2022 bauen wollte: Gemeinsam mit der Schulleitung und Fachleuten aus dem Landratsamt beugten sich die Planer vom Büro Lernlandschaft nochmals über das Konzept, jeder Raum wurde geprüft, Synergieeffekte wurden identifiziert. Das Ergebnis: Man kommt auch mit 30 Prozent weniger Hauptnutzfläche aus als ursprünglich gedacht. „Das spart Kosten für Investition und Unterhalt“, so Niedergesäß. Und die zweite Neuerung: Man beauftragte einen Generalunternehmer, der die Gesamtverantwortung für das Projekt trägt – mit einer gedeckelten Bausumme.

Ein Billig-Betonbau werde es trotzdem nicht, unterstreicht Niedergesäß, das Gebäude werde in Vollholzbauweise in ökologischer Qualität und mit Photovoltaikanlage auf dem Dach realisiert. Läuft alles nach Plan, geht alles jetzt sehr schnell: Spatenstich demnächst, Richtfest noch in diesem Jahr, Bezug möglicherweise schon im Herbst 2026. Natürlich, das räumten der Landrat und Brigitte Keller, Leiterin der Abteilung Zentrales am Landratsamt, ein, ist das Vorgehen nicht ganz ohne Risiko, schließlich ist man nie davor gefeit, dass eine Baufirma sich finanziell übernimmt und pleitegeht. Aber das Risiko gebe es ja auch bei konventionellen Vergaben: Sehr oft sei es schon passiert, dass eine von 20 oder 30 beauftragten Firmen in Verzug geraten sei – mit entsprechenden Folgen für alle nachfolgenden Gewerke.

Alles bis 2030 fertig? Für den Landrat Robert Niedergesäß ist das machbar

Wie in Kirchseeon will der Landkreis auch beim neuen Gymnasium in Poing und dem Berufsschulzentrum in Grafing-Bahnhof vorgehen. Die ursprünglichen Planungen wurden hier deutlich zusammengestrichen: Das Berufsschulzentrum bekommt erst mal weder Mensa noch Dreifachturnhalle, für letztere bliebe aber Platz auf dem Grundstück. Bei der Poinger Schule baut man für 700 statt für 1000 Schülerinnen und Schüler, auch hier bleibt die Möglichkeit für eine spätere Erweiterung, und man hat auch an anderen Stellen das Raumprogramm gestrafft.

So geht man davon aus, dass man für das Gymnasium 55 statt 105 Millionen ausgeben muss, für die Realschule 46 statt ebenfalls 105 Millionen. Im Juli müssen die Projekte durch den Kreistag, der Landrat rechnet aber mit viel Zustimmung, da eine interfraktionelle Arbeitsgruppe die Vorbereitung übernommen hat. Und dann könnten beide Schulen bis 2030 fertig sein, „das ist machbar“, so der Landrat.

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