Strandbad Utting: Improvisierter Saisonstart mit neuer Küche – Starnberg | ABC-Z

Es ist zehn Uhr morgens, die Sonne scheint, und Badende liegen noch locker verteilt auf dem Gelände des historischen Strandbads Utting. Am Nachmittag wird es hier voll, es sind Pfingstferien. „Hoffentlich“, sagt der neue Pächter Martin „Miene“ Gruber. Seine erste Saison startete furios, mit einem sehr gut besuchten Eröffnungsfest, vielen Umarmungen, Glückwünschen und einem sommerlichen Start am 1. Mai, dann begann das Warten: auf besseres Wetter und den Baufortschritt. Denn das Gastronomie- und Sanitärgebäude wird seit Anfang des Jahres komplett umgebaut.
Noch ist nicht alles perfekt, aber das Herzstück im neuen Gastronomiegebäude – die Küche – ist endlich in Betrieb. Zuvor musste Gruber noch aus drei Christkindlmarkthütten die Gäste versorgen und mit blickte auf Bauzäune anstatt auf den Ammersee. Dafür gab es einen „exklusiven Biergartenbereich am Wasser“, sagt er. Uttings Bürgermeister Florian Hoffmann ist froh, mit Gruber einen Pächter gefunden zu haben, der improvisieren kann. „Andernfalls hätten wir das Strandbad ein ganzes Jahr schließen müssen“, sagt er beim Pressegespräch. Vierzehn Wochen Bauzeit waren geplant, nun sind es ein paar Wochen mehr geworden. „Man merkt, dass die Leute mitfiebern“, berichtet Hoffmann – und Gruber freut sich darüber, dass die Atmosphäre im Strandbad respektvoll und freundlich ist, wie er sagt.
Die neue Aufteilung in getrennte Bereiche für Gäste und Mitarbeitende bringt schon erkennbar Ruhe in den Betrieb. Für die Gäste es ist nun übersichtlicher geworden. Bestellt und abgeholt wird an den großen Ausgabefenstern. Ab zehn Uhr ist bei schönem Wetter offen, angeboten werden verschiedenen Kaffeespezialitäten sowie Croissants und Brezen. Derzeit ist die Karte noch klein gehalten, warme Küche gibt es ab 12 Uhr. Meist kocht Gruber selbst, mit Schwerpunkt auf Pasta. Der Renner sei gerade das von ihm kreierte Gericht „Sommer-Tomate“ mit Penne, Kirschtomaten, körnigem Frischkäse und Kräutern, sagt er.
Grundgerüst seines gastronomischen Konzepts ist aber die bayerische Biergartenküche. So gibt es Wurstsalat mit Baguette, Ciabatta mit Mozzarella und Tomate oder Schinken und Käse, Wiener, Debrecziner und Kartoffelsalat, Obatzten und Brezen. Pommes sucht man auf der Angebotstafel vergeblich. „Ich werde oft danach gefragt“, berichtet Gruber. Er habe sich aber bewusst gegen den Einsatz einer Fritteuse entschieden, denn ihm sei die Atmosphäre und die Aufenthaltsqualität auch in der Küche wichtig. So gut wie alle entscheiden sich dann für eines seiner Gerichte, berichtet der Gastronom. Es geht also auch ohne Strandbad-Pommes und die damit einhergehende ölige Duftwolke.
Den Pächterwechsel zum Jahresbeginn nutzte die Gemeinde, um den Gastrobereich komplett neu zu gestalten. Das Gebäude wurde auf einen Sockel gestellt, gedämmt, die Böden und die Elektrik komplett erneuert. Im Inneren findet sich eine neue Zwischendecke, eine Treppe führt nach oben in das Lager. Auch eine komplett neue Kühlzelle wurde eingebaut, die Zeiten diverser Kühltruhen ist damit vorbei. In diesen ersten Bauabschnitt investiert die Kommune etwa 550 000 Euro. Der neue Küchenbereich wurde auch zum Dach hin geschlossen. Verbaut wurden ein neuer Fettabscheider und eine leistungsstarke Abzugshaube. Alleine diese beiden Posten beliefen sich auf 100 000 Euro, berichtet Bürgermeister Hoffmann. Die Kücheneinrichtung selbst baute Gruber ein, drei Viertel davon mit neuen Geräten. In der Mitte der Küche, die im Edelstahl-Look glänzt, steht zum Beispiel die Durchreiche, genannt „Paris“, die „so schwer ist wie ein Fiat Panda“ und aus einer Hotelauflösung stammt, wie Gruber erzählt.
Seit 2016 stehen der alte Kiosk und die Umkleiden unter Denkmalschutz
Im Herbst sollen in einem zweiten Bauabschnitt dann die sanitären Anlagen erneuert werden. Dafür werde die Kommune noch einmal bis zu 150 000 Euro in die Hand nehmen, sagt der Bürgermeister. Viel Geld für ein kleines Strandbad, das den Uttingern jedoch einiges wert ist. Der „Zehner“, wie sie den hölzernen Sprungturm nennen, ist weithin bekannt. Gruber musste als Pächter noch das silberne Rettungsschwimmer-Abzeichen machen, um auch die Bademeisterei zu übernehmen, die insbesondere für den Sprungbetrieb wichtig ist.


Seit 1911 gibt es die Badeanstalt, die 1929 zum Strandbad ausgebaut wurde. Der alte Kiosk, der jetzt als Lager genutzt wird, und die L-förmig angeordneten Umkleidekabinen wurden 2016 unter Denkmalschutz gestellt. Das umgebaute Gastronomie- und Sanitärgebäude ist neuerdings mit unbehandeltem Lärchenholz verschalt, nur die Ausgabebretter sind geölt. Früher war die Fassade blau gestrichen, jetzt passt sie mit der Naturholzfarbe, die mit der Zeit ergrauen wird, besser zum Ensemble. Auf die Gemeinde kommt auch noch ein dritter Bauabschnitt zu, denn seit Jahren frisst sich der Holzwurm durch das Gebälk der Kabinen.
Der hölzerne Sprungturm wurde schon dreimal erneuert, der heutige „Zehner“ findet sich auch auf dem neuen Logo des Strandbades wieder, das Gruber als Einlinienzeichner unter dem Pseudonym Mario Milchbrandtweinstätter selbst entworfen hat. Mittlerweile wird auch wieder Eintritt verlangt, allerdings funktioniert der neu installierte Kassenautomat noch nicht wie gewünscht. Die Jahreskarten, die für Erwachsene 35 Euro kosten, werden gerne genommen, berichtet Gruber. „In den ersten drei Tagen waren es um die zweihundert“, sagt er. Der Biergartenbesuch ist ohne Eintritt möglich.

Zum Strandbad Utting gibt es nur noch einen Zugang, der südlich am Biergarten vorbeiführt. Dort, wo früher der Grillwagen stand, findet sich nun ein von Gruber selbst gebautes Podest. Die große Markise hat die Gemeinde vom Vorgänger abgelöst. Die weiteren Räume im Innenbereich sind noch Baustellen, auch im Außenbereich wird weiter gewerkelt. Betreiber Gruber hat also ein improvisiertes erstes Jahr. Der 55-Jährige kann sich aber auf insgesamt zehn Saisons freuen, so lange läuft der Pachtvertrag. Auch im Winter soll ein eingeschränkter Betrieb möglich sein.
Das Strandbad Utting, Seestraße 12, mit Biergarten hat bei schönem Wetter von 10 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Der Sprungturm ist montags bis donnerstags von 14 Uhr bis 21 Uhr in Betrieb, freitags bis sonntags sowie in den Ferien von 12 Uhr bis 21 Uhr. Beim Sommerfest am Freitag, 11. Juli, ab 19 Uhr, spielt die Band „Jamaram“ – der Vorverkauf startet in Kürze. Es gibt keine Parkplätze, Fahrradstellplätze sind vorhanden.