Rassismus-Vorfall? Neuer Wirbel um Antonio Rüdiger bei der Klub-WM – Sport | ABC-Z

Antonio Rüdiger, 32, feierte nach seiner verletzungsbedingten Pause bei der Klub-WM sein Comeback für Real Madrid, er hatte dabei aber kaum Zeit, um sich fußballerisch hervorzutun. Beim Madrider 3:1-Sieg gegen den mexikanischen Vertreter Pachuca vom Sonntag in Charlotte wurde Rüdiger zur 78. Minute eingewechselt, es war sein erster Einsatz seit seinem viel kritisierten Ausraster beim spanischen Pokalfinale gegen den FC Barcelona und einer kürzlich erfolgten Knie-Operation. Und dennoch: Der deutsche Nationalspieler stand neuerlich im Fokus.
Real gewann die Partie durch Tore von Jude Bellingham (35. Minute), Arda Güler (43.) und Federico Valverde (70.), Elías Montiel traf für Pachuca lediglich zum 1:3 (80.). In der Nachspielzeit war Rüdiger im Strafraum Pachucas unvermittelt gestürzt. Kaum, dass er sich wieder aufgerappelt hatte, war er in eine hitzige Diskussion mit Gustavo Cabral verwickelt, dem Kapitän der Mexikaner.
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Was Rüdiger und Cabral einander an den Kopf warfen, war nicht zu hören. Aber Rüdiger ging inmitten des Disputs zum Schiedsrichter und redete erregt auf diesen ein. Wenig später kreuzte der Referee die Arme vor der Brust. Dies ist das Zeichen, mit dem die Schiedsrichter das Rassismus-Protokoll aktivieren. Ob Rüdiger aber wirklich rassistisch beleidigt wurde, darüber gingen die Schilderungen der Beteiligten später weit auseinander.
„Wir glauben Toni“, sagt Real-Trainer Xabi Alonso
Während Rüdiger selbst nicht zu vernehmen war, stellte sich Cabral den spanischen Medien – und verwahrte sich gegen den Rassismus-Vorwurf. „Es gab ein Handgemenge, einen Zusammenprall, ich erhielt einen Tritt. Er sagte, ich hätte ihn mit der Hand geschlagen. Und danach gab’s eine Diskussion, die dazu führte, dass der Schiedsrichter das Rassismus-Zeichen machte. Aber da war nichts“, beteuerte Cabral. Der Profi schilderte weiter: „Es fiel nur ein Ausdruck, den wir in Argentinien häufig benutzen: ‚cagón de mierda‘ (in etwa Drecks-Feigling, Anm. d. Red.). Ich habe das auch hier wiederholt gesagt: ‚Steh auf, Drecks-Feigling‘“.
Rüdiger aber war nicht zu beruhigen. Er forderte Cabral offenbar wiederholt zum Duell heraus: „Ich warte draußen auf dich“, habe Rüdiger gesagt, erklärte Cabral. Aus dem Umfeld Real Madrids verlautete nach dem Spiel, dass Rüdiger nicht „cagón“, sondern angeblich „negro de mierda“ genannt worden war: „Scheiß-Schwarzer.“ So habe er es dem Schiedsrichter zur Anzeige gebracht.

Während Real Madrids uruguayischer Kapitän Federico Valverde davon sprach, dass es sich um einen normalen Disput gehandelt habe („Dinge, die im Fußball passieren“), stärkte Trainer Xabi Alonso seinem Innenverteidiger den Rücken. „Toni hat uns etwas gesagt. Jetzt, da das Antirassismus-Protokoll aktiviert wurde, wird die Angelegenheit untersucht werden. Und wenn etwas vorgefallen sein sollte, müssen Maßnahmen ergriffen werden“, erklärte der vormalige Leverkusen-Coach. Alonso stellte klar: „Wir glauben Toni.“ Offen blieb zunächst, wann die Fifa über eine etwaige Strafe für Cabral entscheiden wird. Cabral sagte, er könne sich nicht vorstellen, verurteilt zu werden. Sein Gewissen sei rein.
Die Fifa verzichtete bei der Klub-WM zunächst darauf, Antirassismus-Videos auf den Leinwänden zu zeigen
Zuvor hatten sich Nichtregierungs-Organisationen wie das Fan-Bündnis FARE (Football Against Racism in Europe) und die von Ex-Profis gegründete Human Rights Soccer Alliance (HRSA) bestürzt über die Fifa gezeigt, weil es zunächst den Anschein hatte, als habe der Weltverband Antirassismus-Botschaften in den Stadien zurückgefahren. Eine FARE-Sprecherin stellte einen Zusammenhang mit der Entscheidung der Trump-Administration her, die Programme „für Diversität, Gleichheit und Inklusion“ (DEI) einzudampfen. „Wir wissen, dass die Trump-Regierung volatil und es notwendig ist, pragmatisch zu sein. Aber die Vermittlung konsistenter und progressiver Werte durch die Fifa ist sehr wichtig“, sagte FARE-Sprecherin Piara Powar. Die Fifa versicherte in ihrer Stellungnahme, dass sie „zu gegebener Zeit“ weitere Antidiskriminierungs-Aktionen durchführen werde.
Der Vorfall um Cabral ereignete sich knapp eine Woche nach einem aufsehenerregenden Bericht über einen angeblichen Verzicht der Fifa auf Antirassismus-Aktionen bei der Klub-WM. Dem Sportportal The Athletic zufolge hatte der Verband davon abgesehen, eigens für die Klub-WM hergestellte Antirassismus-Videos auf den Leinwänden in den Stadien zu zeigen. Eine Erklärung lieferte die Fifa seinerzeit zunächst nicht. Am vergangenen Mittwoch, dem „Internationalen Tag gegen Hassreden“, war das Video dann doch in den Stadien zu sehen. Die Fifa betonte in einem Kommuniqué, dass sie eine „feste Null-Toleranz-Haltung gegen alle Formen von Rassismus und Diskriminierung“ verfolge – unter dem Motto „Fußball eint die Welt“.