Überblick zum US-Angriff auf Iran: Was über die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen bekannt ist | ABC-Z

In der Nacht zu Sonntag haben die USA drei wichtige Atomanlagen im Iran attackiert und damit in den Konflikt Israels mit dem Iran
eingegriffen. Was darüber bisher bekannt ist.
Was ist passiert?
Die USA haben in den gerade erst eskalierten Konflikt Israels mit dem Iran
eingegriffen und in der Nacht zu Sonntag drei wichtige Atomanlagen im Iran attackiert: Fordo, Natans und Isfahan.
Laut übereinstimmenden US-Medienberichten warfen sechs B-2-Tarnkappenbomber insgesamt sechs bunkerbrechende Bomben auf Fordo ab. Die mehr als 13 Tonnen schweren
Bomben vom Typ GBU-57 können Ziele angreifen, die sehr tief unter der
Oberfläche liegen. In Fordo wurde oder wird Uran in fast 100 Metern Tiefe angereichert. Sie galt als die am
besten gesicherte Atomanlage des Landes. Israelische Bomben können längst nicht so tief vordringen.
Den Berichten zufolge wurden außerdem zwei bunkerbrechende Bomben auf die Anlage in Natans abgeworfen. In Isfahan waren demnach keine bunkerbrechenden Bomben nötig. Auf Natans und Isfahan sind etwa 30 Marschflugkörper vom Typ Tomahawk von U-Booten aus abgefeuert worden. Ziel der US-Regierung sei es gewesen, die nukleare Bedrohung durch den Iran zu beenden. Mit dem Angriff sind sie quasi als weitere Partei in den Krieg eingetreten.
Waren die Angriffe erwartet worden?
Bisher hatten die USA ihren Verbündeten Israel nur bei der Verteidigung unterstützt und betont, dass man nicht direkt in den Krieg eingreifen werde. Trump hatte im Wahlkampf versprochen, die USA aus internationalen Konflikten herauszuhalten.
Wann genau Trump als Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte die Entscheidung zum Angriff gab, ist noch nicht bekannt. Seit Trump am Dienstag überstürzt vom G7-Gipfel in Kanada abreiste und das mit der Lage im Iran begründete, wurde zunehmend über ein mögliches Eingreifen spekuliert. Am Donnerstag kündigte Trump dann an, er werde innerhalb der nächsten
zwei Wochen entscheiden, ob die USA den Iran angreifen werden. Laut
Medienberichten sagte Israels Premier Benjamin Netanjahu daraufhin,
dieses Zeitfenster sei zu lang.
Bundesaußenminister
Johann Wadephul hatte sich am Freitag nach Gesprächen mit seinem französischen, britischen und iranischen Amtskollegen noch vorsichtig optimistisch
gezeigt, dass der Konflikt nicht weiter eskalieren wird. Am Samstag verlegte die US-Armee die für die Angriffe wichtigen Tarnkappenbomber vom Typ B-2 vom US-Bundesstaat Missouri in Richtung der Pazifikinsel Guam. Das war teilweise allerdings so gedeutet worden, dass die USA lediglich ein Bedrohungsszenario aufbauen.
Welche unmittelbaren Folgen hatten die Angriffe?
Das Ausmaß der Schäden an den Atomanlagen ist noch nicht bekannt. Trump sagt, alle drei Anlagen seien durch die Angriffe “komplett ausgelöscht” worden. Die iranische Führung spielte die Wucht der Angriffe herunter und sprach von oberflächlichen Zerstörungen. Die Bundesregierung geht nach eigenen Angaben davon aus, dass große Teile des iranischen Nuklearprogramms durch den Angriff beeinträchtigt
wurden.
Nach Einschätzung der internationalen Atombehörde IAEA wurde bei den Angriffen keine Strahlung außerhalb der Einrichtungen freigesetzt. Wärmebilder von Nasa-Satelliten zeigten indes auffällige Wärmequellen, die auf Brände infolge der Bombardierung hindeuten.
Über Tote oder Verletzte durch die nächtlichen Angriffe ist bisher nichts bekannt. Es bestehe keinerlei Gefahr für die Bevölkerung in der nahegelegenen Großstadt Ghom und um die Stadt herum, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna
unter Berufung auf eine regionale Behörde.
Wie reagiert der Iran?
Irans Außenminister Abbas Araghtschi drohte umgehend mit
Konsequenzen. Die Ereignisse würden dauerhafte Folgen haben, schrieb er
auf X. Der Iran behalte sich im Einklang mit der UN-Charta und dem Recht
auf legitime Selbstverteidigung alle Optionen vor, um seine
Souveränität, seine Interessen und sein Volk zu schützen. Die iranische Führung verurteilte den Einsatz als Verstoß gegen internationales Recht und beantragte eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats.
Wenige Stunden nach den US-Angriffen griff das iranische Militär erneut Israel an. Medienberichten zufolge gab es
mehrere Einschläge, unter anderem in den Großstädten Haifa und Tel Aviv. Dabei wurden mehr als 80 Menschen verletzt. Israel hatte seinen Luftraum kurz zuvor gesperrt.
Was sagt Israels Regierung zu den Angriffen?
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dankte den USA und sprach von einer “mutigen Entscheidung” von historischer Tragweite. Der US-Präsident habe
mit “großer Stärke” gehandelt, um dem “gefährlichsten Regime die
gefährlichsten Waffen der Welt” zu verwehren, sagte Netanjahu in einer Videobotschaft. Der Angriff sei in Abstimmung zwischen ihm und Trump sowie den Armeen beider Länder erfolgt.
In einer weiteren Videoansprache an die israelische Bevölkerung fügte
Netanjahu hinzu, sein Versprechen zu Beginn des Krieges mit dem Iran gehalten
zu haben: Er habe versichert, dass die iranischen Atomanlagen auf die
eine oder andere Weise zerstört würden. “Dieses Versprechen wurde
gehalten.” Die Vereinigten Staaten hätten getan, “was kein anderes Land
der Welt tun konnte”.
Welche internationalen Reaktionen gibt es?
In einer ersten Reaktion zeigte UN-Generalsekretär António Guterres sich zutiefst beunruhigt über die Angriffe. Der Schritt stelle eine “gefährliche Eskalation” sowie “eine direkte
Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit” dar. Es
bestehe ein wachsendes Risiko, dass der Konflikt rasch außer Kontrolle
gerate – mit katastrophalen Folgen für die Zivilbevölkerung, die Region
und die Welt. Entscheidend sei es, eine Spirale des Chaos zu vermeiden.
Bundeskanzler Friedrich Merz forderte den Iran auf, mit den USA zu verhandeln. Laut dem Spiegel war er erst nach Beginn der Angriffe im Iran über das Vorgehen der US-Regierung informiert worden.
Am Vormittag ist demnach eine Schaltkonferenz von Merz mit seinen
Amtskollegen aus Frankreich und Großbritannien, Emmanuel Macron und Keir Starmer, geplant.
Großbritanniens Premier Keir Starmer drängte auf eine diplomatische Lösung. Er bezeichnete das Atomprogramm des Iran als “ernste Bedrohung”, gegen die die USA Schritte unternommen hätte. Der Iran dürfe niemals in die
Lage gebracht werden, eine Nuklearwaffe zu bauen, schrieb Starmer bei
X. Zugleich habe die Stabilität im Nahen Osten oberste Priorität. Die
Führung des Iran rief der Premier daher dazu auf, “an den
Verhandlungstisch zurückzukehren”. Ähnlich äußerte sich die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Sie kündigte eine Lagebesprechung der EU-Außenminister am Montag an.
Hat Trump im eigenen Land Rückendeckung?
In der US-Politik gab es gemischte Reaktionen. Mehrere prominente Republikaner stellten sich hinter die Entscheidung von Präsident Trump. Doch auch unter seinen Parteifreunden gab es Kritik. “Das ist nicht verfassungskonform”, sagte der Abgeordnete Thomas Massie
aus Kentucky. Das Recht, anderen Ländern den Krieg zu erklären, obliegt
eigentlich dem US-Kongress.
Die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez ging weiter und
sagte, Trumps Vorgehen rechtfertige klar ein Amtsenthebungsverfahren.
Der demokratische Senator Tim Kaine argumentierte, die US-Öffentlichkeit
sei mit großer Mehrheit gegen einen Krieg gegen den Iran. Trump habe
ein “schreckliches Urteilsvermögen” an den Tag gelegt. Der demokratische
Senator Chuck Schumer forderte, umgehend über den Fall in seiner
Parlamentskammer zu beraten.
Was haben Trump und der Iran jetzt vor?
Trump forderte den Iran auf, den Weg des Friedens einzuschlagen und keine Vergeltungsangriffe zu verüben, andernfalls drohte er mit noch heftigeren Angriffen auf weitere Ziele. “Entweder wird es Frieden geben oder es
wird eine
Tragödie für den Iran geben, die weitaus größer sein wird, als
wir es in den vergangenen acht Tagen erlebt haben”, sagte Trump wörtlich.
Der Iran könnte in Erwägung ziehen, US-Stützpunkte in der Region anzugreifen.
Das US-Militär hat im Nahen Osten etwa 40.000 Soldatinnen und Soldaten
stationiert. Die Stützpunkte in Bahrain und Katar am Persischen Golf
etwa sind Luftlinie nicht weit vom Iran entfernt. Außerdem könnte der Iran
US-Ziele auch über verbündete schiitische Milizen im Nachbarland Irak
angreifen lassen.
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