Kultur

AfD-Podcast: Tiefe und Substanz nur unter Rechten? | ABC-Z

Auf ihrer Seite eins – prominenter geht es in der Printlogik nicht – lobt die Zeit derzeit einen AfD-nahen Podcast. In dem Podcast streitet sich der AfD-Bundestagsabgeordnete Maximilian Krah mit dem neurechten Mastermind Götz Kubitschek über die strategische Ausrichtung der AfD.

Der Zeit-Redakteur Robert Pausch zeigt sich beeindruckt, meint auch feststellen zu müssen, dass alle anderen Parteien nur Floskeln lieferten, und kommt zu der Frage: „Wie kann es eigentlich sein, dass strategische Diskussionen mit Tiefe und Substanz derzeit nur innerhalb der radikalen Rechten stattfinden?“ So steht es tatsächlich da: Tiefe und Substanz nur innerhalb der radikalen Rechten.

Der Zeit-Artikel hat viel berechtigte Empörung hervorgerufen. Tatsächlich fragt sich so einiges. Ist der Zeit der freundliche Blick über die Brandmauer nur unterlaufen, oder ist das Setzung? Wollte sie die anderen Parteien nur aufrütteln, oder ist sie, wie es im Netz diskutiert wird, der Faszination des Bösen erlegen? Und: Welcher Begriff von Debatte wird hier transportiert? Kann man da unabhängig von den Inhalten entspannt Noten verteilen?

In dem Podcast, der sich schnell im Netz findet, diskutieren Kubitschek und Krah darüber, wie der neorechte Elan aufrechterhalten werden kann. Nervös macht Krah nämlich der Showdown, vor dem die AfD steht: bald womöglich doch eine Regierungsbeteiligung irgendwo einerseits, ein öffentlich längst diskutiertes Parteienverbot andererseits.

Vor diesem Hintergrund überlegt Krah, wie möglichst viele AfD-Ziele, an denen er festhält, grundgesetzkompatibel durchgesetzt werden könnten, durch Verschiebung des Sag- und Machbaren nach rechts etwa. Das wenn auch nur instrumentell eingesetzte Systemkonforme daran hat wiederum Kubitschek irritiert. Er wittert Kompromisslertum und verteidigt knallharten rechten Aktivismus. Kurz: interner neorechter Talk. Pragmatische Wendigkeit (Krah) versus reine Lehre (Kubitschek).

Was soll daran vorbildlich sein?

Für AfD-Beobachter ist das nicht uninteressant. Aber so framed die Zeit den Podcast eben nicht, sondern als Vorbild für Grundsatzdebatten. Was soll daran vorbildlich sein? Die Ressentiments gegen Migration und Multiethnizität, in denen sich Krah und Kubitschek einig sind, sicher nicht. Aber die Leidenschaftlichkeit? Sich selbst hinterfragen Krah und Kubitschek dabei jedenfalls keineswegs.

Politik als Kampf, nicht als Suche nach gemeinsamem Boden über Unterschiede hinweg, die offene Gesellschaft als Feind, der Staat als Gegner – da kommen sie zusammen, und am Schluss hat man eh den Eindruck, dass sie sich im nächsten Podcast bei einem Motto wie „Getrennt marschieren, vereint schlagen“ treffen werden.

Die für die Zeit günstigste Lesart besteht noch darin, dass sie öffentliche Diskussionen auch bei den anderen Parteien einfordern wollte – was ja nie falsch ist – und über das Ziel hinausgeschossen ist. Eine naheliegende und für sie ungünstige Lesart aber wäre, dass sie mal eben vergessen zu können glaubte, dass in diesem Podcast nicht nur die Inhalte reaktionär sind, sondern auch der Politik- und Debattenbegriff.

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