Krieg in Nahost: Angriffe zwischen Israel und Iran gehen weiter | ABC-Z

In der Nacht und am frühen Morgen haben Israel und der Iran einander weiter angegriffen. In der Nähe eines Schwerwasserreaktors im Iran gab es laut dortigen Medienberichten israelische Einschläge.
Der Krieg zwischen Israel und dem Iran geht unvermindert weiter. Bei einem iranischen Raketenangriff ist israelischen Angaben zufolge das Soroka-Krankenhaus in Beerscheva getroffen worden. Es habe große Schäden und 32 Verletzte gegeben, sagte ein Krankenhaussprecher. Die Klinik forderte die Menschen auf, nicht zur Behandlung zu kommen. Nach Angaben der Feuerwehr wurden offenbar auch einige Wohngebäude getroffen. Es habe große Schäden gegeben, hieß es.
Um kurz nach sieben Uhr morgens heulten auch im Großraum Tel Aviv wieder die Sirenen. Es gab erneut gab einen heftigen Angriff mit ballistischen Raketen aus dem Iran. Heftige Explosionen waren zu hören, Rauchwolken stiegen über der Metropole zwischen Wolkenkratzern auf. Direkte Treffer auf Wohnhäuser wurden aus Tel Aviv selbst und der Vorstadt Holon gemeldet. Auch eine Schule soll getroffen worden sein. Es ist von Dutzenden Verletzten und Schwerverletzten die Rede.
Das israelische Militär attackierte den Iran nach eigenen Angaben erneut aus der Luft. Dabei seien Ziele in der Hauptstadt Teheran und anderen Gebieten des Landes angegriffen worden, teilten die Streitkräfte mit.
Explosionen in Teheran
Bereits am Abend hatten Augenzeugen mehrere Angriffe auf Teheran gemeldet. Gegen 20 Uhr Ortszeit hätten demnach mehr als zehn Explosionen die Millionenmetropole erschüttert. Mindestens ein Angriff galt offenbar einem Viertel, in dem sich eine Akademie der Revolutionsgarde befinden soll. Von offizieller iranischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung der Angriffe.
Auch in der Nacht gingen die Raketenbeschüsse weiter, in Teheran wurde die Flugabwehr wieder aktiviert. Nach Angaben der staatsnahen Nachrichtenagentur SNN wurden am Rand der iranischen Hauptstadt Drohnen abgefangen. Im Zentrum der Angriffe standen erneut Anlagen des iranischen Atomprogramms, so zum Beispiel Fertigungsanlagen für Uran-Zentrifugen.
Angriff in der Nähe eines Schwerwasserreaktors
Unterdessen rief die israelische Armee die iranische Bevölkerung in der Nähe des Kernreaktors nordwestlich der Stadt Arak zur Evakuierung auf. Die Mitteilung des Militärs wurde auf der Plattform X geteilt. In dem Beitrag war ein Satellitenbild des Schwerwasserreaktors zu sehen, der rot eingekreist war. Am Morgen meldeten mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf iranische Medien einen Angriff in der Nähe des Reaktors. Die Anlage sei vor dem Angriff evakuiert worden und es bestehe kein Strahlungsrisiko, meldete die Nachrichtenagentur Insa unter Berufung auf offizielle Angaben.
Iranischen Berichten zufolge wurden zudem 18 mutmaßliche Agenten festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, in der Stadt Maschad im Nordosten des Landes Drohnen für Israel gebaut zu haben.
Seit Beginn des Krieges vergangene Woche wurden im Iran laut dem Menschenrechtsnetzwerk HRANA mit Sitz in den USA insgesamt 639 Menschen getötet, davon mindestens 263 Zivilisten. Die Organisation beruft sich auf offizielle Angaben und lokale Berichte. In Israel, wo den Menschen viele Schutzbunker als Fluchtorte offenstehen, gab es nach israelischen Angaben bisher 24 Tote – alle von ihnen Zivilisten.
Weiter Rätselraten über Vorgehen der USA
Derweil bereiten sich die USA einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge auf ein mögliches Eingreifen im Iran in den kommenden Tagen vor. Unter Berufung auf Insider heißt es, die Situation entwickle sich weiter und könne sich noch verändern. Einige der Insider verweisen dem Bericht nach auf mögliche Pläne für einen Angriff am Wochenende. Gestern war US-Präsident Donald Trump noch Fragen dazu ausgewichen. “Niemand weiß, was ich tun werde”, sagte er.
Das Wall Street Journal berichtete, dass Trump am Dienstag seinen Beratern gesagt habe, dass er Angriffspläne grundsätzlich schon genehmigt habe, ohne jedoch grünes Licht dafür gegeben zu haben. “Alle Optionen liegen auf dem Tisch”, sagte ein Mitarbeiter des Weißen Hauses auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP.
In Europa wird versucht, den Iran wieder zu Verhandlungen über dessen Atomprogramm zu bewegen. Am Freitag treffen sich dazu die Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas mit dem iranischen Außenminister in Genf. Ziel der Gespräche ist es nach Angaben der deutschen Diplomaten, die iranische Seite zu einer Garantie zu bewegen, dass sie das Atomprogramm wirklich nur für zivile Zwecke nutzt.
Mit Informationen von Bettina Meier, ARD-Studio Tel Aviv