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Frauen-EuroBasket: Fiebich und Geiselsöder brauchen starke Schultern | ABC-Z

Stand: 18.06.2025 18:04 Uhr

Am Mittwoch beginnt in Hamburg die Basketball-EM der Frauen, bei der das deutsche Team eine Medaille holen möchte. Wären da nur nicht die zahlreichen Ausfälle. Alle Hoffnungen ruhen deshalb auf den Schultern von Leonie Fiebich und Luisa Geiselsöder.

Das lang ersehnte Wiedersehen mit dem Nationalteam gab es erst am Sonntag, denn bis vor einer Woche spielten Leonie Fiebich und Luisa Geiselsöder noch vor tausenden Zuschauern in den USA. Nun aber ist der Kader komplett. Bereits seit Ende Mai bereiten sich die DBB-Frauen auf die bevorstehende Basketball-EM (18.-29. Juni), deren Gruppenphase in Hamburg stattfindet, vor. Nur fehlten mit den beiden Spielerinnen aus der nordamerikanischen Frauenbasketball-Liga WNBA noch die letzten Puzzleteile.

Ein Teil des Teams waren Fiebich und Geiselsöder aber irgendwie dennoch, auch dank aufgezeichneter Trainingseinheiten. “Ich bin ganz gut up to date, auch weil ich versucht habe, so viel Kontakt wie möglich zum Team zu halten”, so Fiebich gegenüber der Sportschau. Bis zum ersten Spiel gegen Schweden (19. Juni) sei allerdings noch einiges zu tun: “An sich merkt man aber, wie sehr alle Bock haben, das zusammen zu rocken und einfach nur Spaß zu haben.”

Ein Tiefschlag nach dem anderen

Dabei musste das Team von Bundestrainerin Lisa Thomaidis in der Vorbereitung einen Tiefschlag nach dem anderen hinnehmen. Erst sagte Satou Sabally, die gemeinhin als Deutschlands beste Spielerin gilt, ihre EM-Teilnahme ab, um sich auf die parallel laufende WNBA-Saison zu konzentrieren. Anschließend riss sich Kapitänin Marie Gülich im Testspiel gegen Tschechien das Kreuzband, wenig später zog Nyara Sabally, Teamkollegin von Fiebich in New York, wegen Kniebeschwerden zurück. Als sich dann auch noch Alina Hartmann im Testspiel gegen Belgien am Meniskus verletzte, blieb nur noch ungläubiges Kopfschütteln übrig.

Nun liegen die Hoffnungen auf Fiebich und Geiselsöder. Beide spielen schon seit Jahren für das Nationalteam, waren Teil des EM-Kaders, welcher mit einem sechsten Platz 2023 überhaupt erst die historische Olympia-Teilnahme im vergangenen Jahr möglich machte. Vor allem Fiebich entwickelte sich seitdem zum Star – hierzulande und in den USA. Nach ihrem sensationellen Titelgewinn in der WNBA mit New York Liberty ist sie aus deren Starting Five nicht mehr wegzudenken, bis zu ihrer Abreise gewann das Team alle neun Spiele der noch jungen Saison. Geiselsöder spielt dagegen erst seit diesem Jahr in der US-amerikanischen Profi-Liga, hat es aber auch bereits in die Stammformation der Dallas Wings geschafft.

Fiebich und Geiselsöder mit mehr Verantwortung

“Es ist ein bisschen verhext und läuft alles nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben”, gibt Fiebich zu: “Die Ausfälle müssen wir kompensieren. Wir alle müssen ein Stück zusammenrücken, das kann keine einzelne Spielerin übernehmen.” Umso mehr komme es auf den Teamgeist an. “Dieses ‘jeden Schritt gehen für den anderen’, das ist das, was uns nach vorne treiben und uns erfolgreich machen wird”, ist sich die Flügelspielerin sicher, ohne die drei der vier Testspiele verloren gingen.

Gleichzeitig ist sich die 25-Jährige bewusst, dass nun mehr Verantwortung auf ihren und Geiselsöders Schultern liegen wird: “Das ist aber nichts Neues für uns. Wir haben schon so viel zusammen erlebt. Deswegen sind wir froh, dass wir da zu zweit drinstecken, weil wir uns eben so gut kennen. Das kriegen wir auf jeden Fall hin.” Außerdem können die DBB-Frauen auf die moralische Unterstützung von Marie Gülich zählen, die trotz Verletzung in Hamburg beim Team sein wird: “Das ist super wichtig. Wir wollen auch für Marie einhundert Prozent geben.”

Den Nachwuchs an die Hand nehmen

Geiselsöder und Fiebich sind jedoch nicht die einzigen “alten Hasen” im aktuellen EM-Kader. Auch Jennifer Crowder, Emily Bessoir sowie Romy Bär und die deutsche Meisterin mit Keltern, Alex Wilke, bringen die nötige Erfahrung mit auf das Parkett. Ihre erste Basketball-EM spielen dagegen Alexis Peterson und Frieda Bühner. Während letztere im Testspiel gegen die Türkei mit 30 Punkten glänzte, ist Peterson, die kurz vor den Olympischen Spielen den deutschen Pass erhielt, auf der Spielmacherposition nicht mehr wegzudenken.

Zumindest der Nachwuchs profitiert bei dieser Europameisterschaft von den zahlreichen Ausfällen. Mit Hilke Feldrappe, Emma Eichmeyer, Clara Bielefeld und Jessika Schiffer haben es etliche neue Gesichter ins Team geschafft. Direkt auf solch einem hohen Niveau Erfahrungen sammeln zu dürfen, sei ein Privileg, so Fiebich. Sie dabei zu begleiten, eine weitere Aufgabe. “Für uns steht im Vordergrund, diese Spielerinnen an die Hand zu nehmen und zu zeigen, wie alles funktioniert. Wir haben jetzt zwar auch noch keine 100 Europameisterschaften gespielt und sind auch noch jung, aber unsere Erfahrung wird uns bestimmt helfen”, sagt Fiebich mit einem Grinsen.

Medaillentraum trotz vieler Ausfälle

Eins steht jedoch fest: das Viertelfinale in Piräus zu erreichen, wo die Hauptrunde ausgespielt wird, ist nicht einfacher geworden. Mit Schweden, Großbritannien und Spanien wartet eine schwierige Gruppe, die Ausfälle tun ihr Übrigens. Peilte das Team vor wenigen Wochen noch fest eine Medaille an, hat man nun wieder ein wenig die Rolle des Underdogs inne. Laut Fiebich würde das an dem Vorhaben aber nichts ändern. “Eine Medaille zu holen, ist immer noch das große Ziel, aber ich glaube, der Druck ist jetzt nicht mehr so groß“, sagt sie.

Sollte es in der Gruppenphase mal nicht so gut laufen, hofft Fiebich auf den Heimvorteil. “Wir wünschen uns natürlich, dass die Fans zu unserer sechsten Frau werden, uns pushen, wenn es nötig wird, und uns so ein bisschen Rückenwind geben”, so die 31-fache Nationalspielerin. Keinen extra Push benötigt dagegen Fiebich selbst, die – anders als ihre Nationalmannschaftskolleginnen – keine Pause zwischen Liga und EM hatte. Das sei aber keine Ausrede, nicht abliefern zu können: “Ich bin ja nicht die einzige mit dieser Doppelbelastung. Jetzt geht nur noch Fokus auf ‚wer ist der nächste Gegner‘ und ‚wie können wir gewinnen‘. Und dann zählt alles andere nicht mehr.”

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