FOCUS Briefing von Tanit Koch: Die Mullahs haben keine Hemmungen, eine Atombombe auch zu nutzen | ABC-Z

Israel attackiert seit Freitag zentrale Machtstrukturen im Iran – mit ungekannter Härte und Präzision. Geht die Hoch-Risiko-Strategie von Benjamin Netanjahu auf? Sie könnte sich durchaus lohnen.
Das FOCUS Briefing von Tanit Koch und Thomas Tuma. Kompakt die wichtigsten Informationen aus Politik, Wirtschaft und Wissen ab jetzt werktags immer um 6 Uhr in Ihrem Postfach.
Israel war lange mit den Symptomen beschäftigt – Hamas, Hisbollah, Huthis –, seit Freitag attackiert der jüdische Staat den Kern des Problems: die Mullahs auf dem Weg zur Atombombe.
Wie weit die Strecke noch gewesen wäre, ist unklar. Fest steht: Das ohnehin unpopuläre Regime ist massiv geschwächt.
Bislang hat Israel iranische Top-Militärs und Atom-Experten gezielt eliminiert. Jedoch nie, wie jetzt, alle und alles auf einmal: den Stabschef, den Chef der Luftwaffe und der Revolutionsgarde, weitere Generäle, Atomanlagen, Militärkomplexe, Ministerien, mindestens neun Nuklearwissenschaftler und einen der engsten Berater von Ober-Mullah Ali Khamenei – ausgeschaltet.
Der Führungsnachwuchs ist zwar gesichert. Doch selbst der Geheimdienstchef und sein Vize haben ihre Kommandozentrale nicht lebend verlassen. Dass sie dort gemeinsam waren, beweist, wie unerwartet der Angriff für Teheran kam.
Wer jedoch mitten in seiner Hauptstadt eine Uhr zum Countdown für Israels Untergang aufstellt (angeblich 2040) und wer, wie der 85-jährige Khamenei, am 7. Oktober 2023 die Hamas-Gräueltaten öffentlich lobt, sollte mit Konsequenzen rechnen.
Nun sehen alle: Mossad-Agenten haben das Land unterwandert, 200 israelische Kampfjets machen seine Luftabwehr stundenlang lächerlich und die unterdrückten Iraner beklagen unschuldige Opfer, nicht aber die zerstörten Luxus-Apartments der Elite.
Die Angriffe könnten laut israelischen und amerikanischen Regierungskreisen wochenlang dauern, offenbar mit US-Billigung.
Benjamin Netanjahu – darin bislang unterstützt von Oppositionsführer Yair Lapid – fährt eine Hoch-Risiko-Strategie: Weder die Menschen – in beiden Ländern – noch Israels Infrastruktur ist immun. Dehnt sich der Konflikt auf weitere (Öl-)Staaten aus, wäre eine Weltwirtschaftskrise unausweichlich. Und die Mullahs könnten nun erst recht nach der Bombe greifen, zur Abschreckung gegen künftige Attacken.
Doch das Risiko könnte sich lohnen: Wenn eine Atommacht Iran tatsächlich verhindert wird und das Land den Nahen Osten nicht mehr destabilisieren kann.
Einen Irrtum sollten wir vermeiden: zu glauben, mit den Mullahs sei Wandel durch Annäherung möglich. Die Fanatiker mit schwarzem Turban sind Teil eines Todeskults. Sie hatten keine Hemmungen, tausende – iranische – Kinder mit Plastikschlüsseln um den Hals (fürs Tor zum Paradies) in Minenfelder zu schicken. Sie haben keine Hemmungen, Selbstmord-Attentäter zu finanzieren und Frauen ohne Hijab totschlagen zu lassen. Und sie hätten keine Hemmungen, eine Atombombe auch zu nutzen.
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