Garchinger Open-Air: Alkohol verboten, kiffen erlaubt – Landkreis München | ABC-Z

Kiffen erlaubt, vorglühen verboten: Wenn am Samstag, 19. Juli, am Garchinger See das weithin bekannte und beliebte Musik-Festival „Schall im Schilf“ ansteht, dann wird es in der Bannmeile rund um das Gelände eine Neuerung geben. Laut einer Allgemeinverfügung der Stadt Garching dürfen die Besucher vor den Toren des Elektromusik-Events zwar keine Glasflaschen mit sich führen und Alkohol konsumieren, einen Joint aber können sie sich genehmigen – ohne dass die Polizei einschreitet.
Im Gegensatz zum Vorjahr gilt im Radius von einem Kilometer rund um den See diesmal kein Cannabis-Verbot. Beim Festival 2024 hatte die Stadt Garching dies in Absprache mit der zuständigen Polizei in Oberschleißheim für die Bannmeile noch erlassen. Nach den Worten von Inspektionsleiter Stefan Schraut ist eine solche Vorgabe nicht mehr zu rechtfertigen. Denn „Schall im Schilf“, zu dem ohnehin nur volljährige Besucher Zutritt haben, finde nicht in Sichtweite von Kitas oder Schulen statt. Das Kindeswohl sei durch Kiffende also nicht gefährdet. „Wir sind fein damit“, sagt Schraut und lobt: „Die Veranstalter des Festivals machen das seit 15 Jahren vorbildlich.“ Auf dem umzäunten Gelände selbst ist der Konsum von Alkohol und Cannabis erlaubt, ein Ordnungsdienst kümmert sich darum, dass auf dem Festivalgelände am Garchinger See nichts aus dem Ruder läuft.
Dass man die Lage innerhalb der Bannmeile im vergangenen Jahr noch anders bewertet hat, ist dem Oberschleißheimer Polizeichef zufolge der damals herrschenden Unsicherheit geschuldet gewesen. Nach der Cannabis-Freigabe im April 2024 hätten weder Polizei noch Behörden gewusst, was auf sie zukommt und wie sich das neue Gesetz zum Kiffen auswirkt. „Immerhin ging es von null auf hundert“, sagt Schraut, also vom kompletten Verbot bis zum erlaubten Konsum von Haschisch und Marihuana. All die Befürchtungen im Kontext der Legalisierung hätten sich jedoch nicht bewahrheitet.
So müssten die Polizeibeamten seit der Freigabe keineswegs permanent ausrücken, weil sich Menschengruppen im öffentlichen Raum zum Kiffen treffen würden, sagt Schraut. Es komme zwar bisweilen vor, dass in seiner Inspektion Anrufe eingingen und sich jemand darüber beschwere, dass zum Beispiel in einer Wohnung angeblich zu viel Cannabis konsumiert werde, aber: „Dann fahren wir hin, klingeln und stellen fest, dass keine Kinder zu Schaden kommen und nur Erwachsene dort sind“, berichtet der Oberschleißheimer Inspektionsleiter.
Die aktuelle Allgemeinverfügung hat die Stadt Garching nach einem gemeinsamen Termin mit der zuständigen Polizei und dem Veranstalter von „Schall im Schilf“ ausgearbeitet. Leon Rebay vom Verein Kellerkind begrüßt die Neuregelung im Hinblick auf den Cannabis-Konsum innerhalb der Bannmeile rund um das Festivalgelände. Dass in diesem Bereich nach wie vor ein Glasflaschen- und Alkoholverbot gilt, ist für die Organisatoren von „Schall im Schilf“ nachvollziehbar.
Die Garchinger Stadtverwaltung begründet diese Vorgabe damit, dass man mit einem Alkoholverbot außerhalb des Festivalzauns die Scherbenhaufen und das Müllaufkommen eindämmen will, um dem Bauhof die Arbeit zu erleichtern. In der Vergangenheit sei es immer wieder vorgekommen, dass Besucher auf dem Weg zum Musik-Event am Garchinger See das eine oder andere Bier zum Vorglühen getrunken und die leeren Flaschen dann wild in die Landschaft geworfen hätten, sagt Björn Schulz vom Ordnungsamt im Rathaus.
Das Cannabis-Verbot vom vergangenen Jahr aber sei nicht aufrechtzuerhalten. 2024 habe es Befürchtungen gegeben, „dass es ausarten könnte“, wenn die Festivalgäste außerhalb des umzäunten Geländes am Garchinger See kiffen würden. So kurz nach der Legalisierung habe man ja nicht so genau gewusst, was auf die Stadt zukomme, sagt Schulz. Rückblickend habe es jedoch „absolut“ keine Vorkommnisse gegeben, die eine Fortführung der strengen Regelung von 2024 gerechtfertigt hätte. Die aktuelle Allgemeinverfügung ist von Samstag, 19. Juli, um 10 Uhr bis Sonntag, 20. Juli, 4 Uhr gültig. So möchte die Stadt nach den Worten von Schulz sicherstellen, dass nach Ende des Festivals keine feuchtfröhlichen „After-Show-Partys“ auf Garchinger Flur gefeiert werden.
Das Festival ist fast ausverkauft. Es gibt nur noch wenige Karten
„Schall im Schilf“ hat vor mittlerweile 15 Jahren als private Abschlussparty von Absolventen des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in Garching begonnen und sich im Laufe der Zeit mit Ausnahme der zwei Corona-Sommer zu einem festen Termin für Fans von elektronischer Musik in der Region und darüber hinaus entwickelt. Zu Gast sind bei dem Festival lokale Größen und international bekannte DJs. Heuer gibt es nach den Worten von Leon Rebay zum ersten Mal vier Bühnen am Garchinger See, auf denen unter anderem die DJs Bradley Zero, Sally C, Identified Patient und Mama Snake stehen werden.
Erwartet werden zu dem Event für elektronische Musik 10 000 Besucher. Beginn ist um 12 Uhr, das Ende der Veranstaltung ist für 1 Uhr in der Nacht vorgesehen. Das Festival ist Leon Rebay zufolge fast ausverkauft, Resttickets sind ausschließlich im Vorverkauf online unter www.kellerkindmusik.de zu bekommen, eine Tages- oder Abendkasse gibt es nicht.