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Diese Kandidaten fliegen kurz vor dem Finale raus | ABC-Z

Halbfinale bei „Germany’s Next Topmodel“. Die Nation fiebert der letzten regulären Folge vor dem legendären Live-Showdown aus Kölns schönster Mehrzweckhalle nach dem Müngersdorfer Stadion entgegen. Um die drei Stunden Bruttosendezeit auch mit nur noch acht verbliebenen Restkandidaten adäquat füllen zu können, zeigt Heidi Klum ihrem Oktagon-Kader in einem Peinlichkeiten-Revival-Special zunächst mal ihre Bewerbungsvideos, mit denen seinerzeit der Grundstein für die heute immer noch lebende Hoffnung auf Finalteilnahme gelegt wurde.

Nach einigen Tränchen und gegenseitiger Beteuerung gigantischer optischer und charakterlicher Veränderungen müssen die verbliebenen Final-Aspiranten dann aber direkt in die sogenannten Vollen gehen. Im Spätherbst der Staffel steht endlich das wichtigste Shooting an: das Cover-Shooting für „Harper’s Bazaar Deutschland“. Traditionell gibt sich bei dieser Gelegenheit auch die hauptberuflich als Linda-de-Mol-Double arbeitende Chefredakteurin des teutonischen „Harper’s Bazaar“-Ablegers die Ehre: Kerstin Schneider. Oder wie Heidi Klum sie bei der 2025er-Model-Generation einführt: „Wenn sie auftaucht, wird es ernst!“ Sofort breitet sich panische Enttäuschung bei den Vordenkern der Achtergruppe aus. Zoe etwa sieht man an, dass sie kurzzeitig überlegt, wer wohl dieser Ernst ist und warum er es wird und nicht beispielsweise Jannik.

„Ich sehe hier ein ‚Harper’s Bazaar‘-Cover!“

Da ist Kerstin Schneider aber bereits im Erklärmodus und erläutert dem titelnervösen Achterteam das Cover-Konzept: „Die Idee heute, die wir machen, ist Rot Movie!“ Aha, also ein Werbespot für die SPD? Nein, nur ein etwas harsch ausgesprochenes „Road“. Ach so. Eine Straße ist zwar nicht in der Nähe, und gefilmt wird auch nicht, aber immerhin ist ein Auto vor Ort. Was genau Fashion-Expertin Schneider sich von den Cover-Reflektanten wünscht, hat sie ebenfalls vorab klar definiert: „Sie kommen ans Set, müssen eine Pose finden und in die Kamera schauen!“ Das ist natürlich eine spektakuläre Herangehensweise. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Models für Cover-Shootings für gewöhnlich keine Posen finden und an der Kamera vorbeischauen müssen. Und auch das Ergebnis, das Kerstin Schneider erwartet, ist eindeutig festgelegt: „Am Ende brauchen wir einen guten Shot!“ Eine interessante Forderung, wo doch Alkohol bei GNTM eigentlich grundsätzlich verbotener ist als Kleidung bei Onlyfans.

Wer läuft in die nächste Runde?ProSieben/Max Montgomery

Während die Kandidaten diese knallharten Anforderungen erst mal verdauen müssen, plaudert Schneider aus dem Auflagen-Nähkästchen: „Wir waren letztes Jahr überrascht, wie gut unser erstes Male-Model auf dem Cover verkauft wurde!“ Dieser Überraschungscoup mit dem 2024er-GNTM-Gewinner Jermaine begeistert auch Heidi Klum: „Ich hoffe, dass das dieses Jahr wieder so ist!“ Wobei ich es für relativ ausgeschlossen halte, dass Jermaine dieses Jahr noch mal auf dem Cover landet. Dann doch eher Zoes Erzfeind, der schon angesprochene Ernst. Obwohl, Helene Fischer war auch schon 742-mal auf dem Cover der „Freizeit Revue“, dem „Harper’s Bazaar“ für Musikantenstadl-Fans.

Am schnellsten adaptiert Canel die zahlreichen Schneider-Präsumtionen: „Beim Shooting weiß man nie, wie es läuft. Die Guten können schlecht sein, und die Schlechten können gut sein!“ Wow. Deep. Ein Satz wie aus einem Song von Max Herre. Etwas unglücklich für Canel nur: Manchmal sind die Schlechten auch schlecht. Zum Beispiel heute. Klum und Schneider sind von ihrem Shooting wenig begeistert. Ihre Finalteilnahme wackelt bereits vor der ersten Werbepause.

Beim Shooting mit Mauro Mongiello: Jannik
Beim Shooting mit Mauro Mongiello: JannikProSieben/Max Montgomery

Moritz hingegen will an das Shooting „minimalistisch“ rangehen. Also im Prinzip so, wie an alles andere auch. Möglichst wenig Engagement und keine unnötige Hektik. Bei Pierre dagegen frohlockt sogar die ansonsten mit Lob oftmals eher sparsame Kerstin Schneider: „Ich sehe hier ein ‚Harper’s Bazaar‘-Cover!“ Was natürlich schon mal gut ist. „Ich sehe hier eine Baumarkteröffnung“ beispielsweise hätte mich an Pierres Stelle mehr besorgt. Der nimmt die Lobeshymne gelassen. Der letzte Wiener, der so cool war, war Falco. Der Mann, der mit seinem Song über einen Rekordnationalspieler berühmt geworden ist: „Rock Me, a Matthäus“. Auch Jannik wird von Model-Richterin Schneider gewogen und für gut befunden: „Da sprüht was aus den Augen!“ Ein Phänomen, das man sonst nur aus Filmen wie „Outbreak“ kennt.

Hoffentlich hat keiner der Jungs einen Camcorder dabei

Am Folgetag stehen die Halbfinalisten dann endlich mal vor einer Aufgabe, wie sie auch im echten Modelleben zur alltäglichen Routine gehört: Sie müssen in 90 Minuten zwei Outfits zusammenstellen und haben dafür 1500 Euro zur Verfügung. Wenn man so will, ein Promi-Special von „Shopping Queen“, nur ohne Guido Maria Kretschmer. Tja, früher gab es für die Gewinner einen Opel Adam, 100.000 Euro und ein „Cosmopolitan“-Cover, heute gibt es 1500 Euro für einen Druckeinkauf im Fashion Outlet, ein „Harper’s Bazaar“-Cover und ein paar Beleidigungen von Rankin.

Die meisten Probleme, in kurzer Zeit ein vernünftiges Outfit zu finden und dabei im Budget zu bleiben, hat Eliob. Am Ende liegt er mit seiner Auswahl deutlich über den avisierten 1500 Euro und muss ersatzlos sein Hemd und seine Schuhe zurücklassen. Die Anzugjacke behält er glücklicherweise, denn andernfalls hätten wir neutralen Zuschauer nie erfahren, dass er offenbar eine Akzentuierungsvorliebe für Endvokale hat. Konsequent nennt er sein Sakko daher „Sack-Oh“. Klasse. Sein Lieblingskomiker ist vermutlich Ott-Oh Waalkes. Sein unvollständiger Look könnte ihn wichtige Punkte im Rennen um das Finale kosten. Wobei aus Producer-Sicht leistungsunabhängig eher Moritz aussortiert werden müsste. Das Risiko ist einfach zu groß, dass er mal wieder einen Marina-Hoermanseder-Moment erleidet und zum Finale erst gar nicht erscheint: „Sehe ich nicht, dass ich da auftauchen muss!“

Wie schlägt sich Magdalena beim Shooting?
Wie schlägt sich Magdalena beim Shooting?ProSieben/Max Montgomery

Für den aus den Eigenoutfits bestehenden Final Walk hat Heidi Klum das gesamte Produktionsrestbudget auf den Kopf gehauen und eine Villa gemietet, die jederzeit alle 500 Endrundenkandidatinnen der bisherigen 20 Staffeln GNTM beherbergen könnte. Am Eingangstor prangt ein weithin leuchtendes „H.K.“ Kerstin Schneider kommt aus der Printbranche und ist daher mit Buchstaben vertraut: „Hast du gesehen? H.K., das könnte Heidi Klum heißen. Oder Heidi und Kerstin!“ Ja klar. Oder halt etwas, wonach sich jeder GNTM-Fan verzehrt: „Hayo kommt!“

Die Achtercombo muss hier für die endgültige Finalqualifikation ihre zwei Looks präsentieren und hat dabei nur zwei Minuten Umziehzeit zwischen den beiden Runway-Walks. Quick-Change nennt man das in GNTM-Fachsprache. Besonders quick ist auch Zoe, die offenbar einen Vintage-Store überfallen und ihre 1500 Euro in ein paar originale 2002er-Outfits von Paris Hilton investiert hat. Hoffentlich hat keiner der Jungs einen Camcorder dabei. Stichwort Look: Kerstin Schneider hat sich für den Entscheidungstag in eines ihrer Signature Outfits geworfen: ein roter Wintermantel bei 40 Grad im Schatten.

Schaffen es Daniela und Magdalena ins Finale?

Insbesondere der Quick-Change stellt die Kandidaten vor Schwierigkeiten. Zoe überzieht die zwei Minuten Outfitwechsel-Zeitbudget und kommt zu ihrem zweiten Walk zu spät. Heidi Klum grantelt sofort: „Wäre das eine echte Modenschau, wären wir schon gelangweilt!“ Andererseits, aber das kann Heidi Klum nicht wissen, muss man bei einer echten Modenschau üblicherweise auch keine Dreiviertelstunde durch eine Gartenanlage von der Größe eines durchschnittlichen europäischen Kleinstaats rennen, um vom Fitting zum Catwalk zu gelangen.

Falco-Pierre hat sich für ein sehr erdfarbenes Grundoutfit entschieden und erklärt: „Ich bin sehr braun!“ Also, jetzt nicht im Sinne von AfD, sondern von Jackenfarbe. Jannik hingegen trägt aus unerfindlichen Gründen während seines Laufsteg-Auftritts einen Knopf im Ohr. Den Rest des Abends frage ich mich also logischerweise, was ihm ausgerechnet bei einem Modelwalk, bei dem er weder spricht noch komplizierte Bewegungen macht, wohl aufs Ohr durchgesagt wurde. Vielleicht so was wie: „Jetzt linkes Bein vor, jetzt rechtes Bein vor, jetzt linkes Bein vor …“

Ohne Shirt und ohne Schuhe: Eliob
Ohne Shirt und ohne Schuhe: EliobProSieben/Max Montgomery

Wie vermutet, akzeptiert Klum auch im Halbfinale keine halben Outfits: „Keine Schuhe, kein Hemd, Anzug ist zu klein!“ Und so hart es klingt, ihr Urteil über Eliob ist schlüssig. Barfuß und nur mit Hose und Sack-Oh bekleidet, sieht er ein bisschen so aus wie mein 17 Monate alter Sohn, wenn er sich sein Kita-Outfit selbst aus seinem Schrank aussuchen soll. Vollständig bekleidet, aber dafür beinahe zoemäßig in Zeitdruck präsentiert sich Moritz. Aber auch als ihm die Zeit wegläuft, bleibt er gewohnt gemütlich. Selbst wenn er sprintet, sieht er aus wie Mats Hummels in Zeitlupe.

Nach 16 Outfits ist auf dem Laufsteg auch schon wieder alles vorbei. Bereits eine Stunde vor Folgen-Ende kürt Klum dann die erste Finalistin: Daniela. Eine Entscheidung, die eine gute und eine schlechte Nachricht vereint. Die gute: Mein initialer Tipp war richtig. Schon nach Folge eins hatte ich Daniela als Favoritin ausgerufen. Die schlechte allerdings: Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigt, das ganze Auswahlszenario wird jetzt noch eine geschlagene Stunde dauern, bis auch die sieben anderen Models darüber instruiert sind, ob sie am Finale teilnehmen werden oder nicht. Als Nächstes wird Magdalena ins Finale hofiert. Das hätte sie sich auch nicht träumen lassen, als sie während des Umstylings ausgerechnet von Ex-Friseur Klaas Heufer-Umlauf um etwa 95 Prozent ihrer Haarlänge gebracht wurde und der Abend in einem epischen Tränenmeer endete.

Wer wird Germany’s Topmodel 2025?

Das Finale leider verpassen wird dagegen Canel. Klum erläutert: „Bei Peter Dundas warst du die Beste!“ In den vergangenen 19 Staffeln hätte sie mit Sicherheit „Bei Peter Dundas warst du die Beste gewesen!“ gesagt. Klum hat sich zur Feier dieser Jubiläumsstaffel offenbar tatsächlich in einem mehrstündigen Beauty-Eingriff das Plusquamperfekt-Gen wegbotoxen lassen. Nicht aber ihre gnadenlose Eliminierungsagenda. In einer Modelwelt, widdewidde wie sie die Fashion-Pippi-Langstrumpf Heidi Klum sich zurechtgelegt hat, zählen mitunter recht exotische Parameter bei der Bewertung der Kandidaten. Nachdem Katharina beispielsweise kürzlich in die ewigen GNTM-Jagdgründe zwangsversetzt wurde, weil sie nicht gut als Dragqueen getanzt hat, fliegt heute Eliob, weil sein Anzug zu klein war.

Kommenden Donnerstag werden dann nach 25 langen GNTM-Folgen endlich alle wichtigen Fragen zum großen Livefinale geklärt werden, also zum Beispiel: Wird Heidi Klum wieder versuchen, schon während der Eröffnungssequenz den Löwenanteil der Zuschauer zu vergraulen, und das Intro selbst einsingen? Wird auch während des Model-Showdowns in 34 Werbepausen jedes Mal der Clip mit den Geissens gezeigt, in dem sie Werbung für ein überteuertes, dafür aber ungenießbares Molkereiprodukt machen, in dem Robert Geiss aussieht wie Stefan Raab, der sich an Karneval als Dieter Bohlen verkleidet hat? Und vor allem: Wer wird Germany’s Topmodel 2025? Ich setze mein Geld auf Daniela und Pierre. Auszahlung ist dann nächsten Freitag genau hier. Bis dann!

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