Ritz Paris und Il Pellicano: Hotelmode in schön – Stil | ABC-Z

Für sie: Luxus als Souvenir
Ein Satz, den die Leute auf Social Media oder Dating-Plattformen gerne über sich selbst sagen, lautet: Ich liebe Reisen. Als ob das ein interessantes Persönlichkeitsmerkmal wäre. Aber die Menschen können ohne Reisen und das Darüberreden eben nicht leben. Sie tauschen zum Beispiel die ganze Zeit Hotel-Tipps aus, ein besonderes uninteressantes Gesprächsthema, bei dem man irgendwann mit der Stirn auf der Tischplatte landet. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich Hotel-Merchandise durchsetzen würde. Vorreiter des Trends sind seit 2021 das Ritz Paris und das skandinavische Jeanslabel Frame, die sich für eine Kollektion zusammengetan haben. Sie wird seitdem immer größer und hat sogar Billigketten wie H&M dazu inspiriert, T-Shirts mit fiktiven Hotel-Logos zu verkaufen. Natürlich ist die Ritz-Kollektion kein echtes Merchandise. Die Shirts sind nicht aus billigster Baumwolle und die Pullis manchmal sogar aus Kaschmir, kurz: Diese Hotelmitbringsel sind ein superteures Fake.
Die Zielgruppe ist offensichtlich nicht am Nervenkitzel von den früher geklauten Bademänteln und Aschenbechern interessiert, auch nicht am lustig ironischen Tragen eines T-Shirts mit Firmenlogo. Sonst gäbe es ja zumindest auch Holiday-Inn-T-Shirts! Das Schlimme an dieser gehobenen Hotelmode ist: Man muss dafür gar nicht ins Ritz, man kann sie einfach jederzeit im Internet bestellen. Aber wenn es denn sein muss, diese Jogging-Anzugjacke geht gerade so, weil sie ein bisschen so wirkt, als hätte man mal im Valet-Service gearbeitet. Eine Tätigkeit, die einen zu einer wirklich spannenden Social-Media-Persönlichkeit machen würde.
Für ihn: Dick auftragen
Das Il Pellicano gehört zu jenen Hotels, die viel mehr sind als ein Beherbergungsbetrieb. Das luxuriöse Haus bei Porto Ercole verkörpert seit Jahrzehnten sophisticated Glamour und südlichen Retrochic – bis heute ist die Grandezza von Slim-Aarons-Fotografien denkmalgerecht erhalten und zieht jeden Sommer eine illustre Gästeschar an. Zum 60. Geburtstag wurde jetzt im Hotel nicht nur eine stilvolle Party gefeiert, es gibt auch eine kleine Kollektion, die mit der Hipster-Plattform Highsnobiety entstanden ist. Sie besteht aus ortstypischer Hochsommermode, also dem Wenigen, was man zwischen Swimmingpool und einer Spritztour mit dem Riva-Boot trägt, bevor man sich zum Aperitif umzieht.

Besonders treffend ist dabei das „Terry Polo“. So ein Kurzhemd aus kuriosem Frotteestoff hat ja nur einen beschränkten Einsatzradius, ist an manchen Tagen aber unschlagbar. Man hat quasi ein komfortables Handtuch an, der Stoff ist zwar dick, trägt aber nicht zu sehr auf – für den Betrachter sieht es immer ein wenig so aus, als ob ein Unschärfefilter über dem Träger liegen würde. Umso schärfer zeichnen sich gebräunter Hals und Arme ab, wo sie aus dem Flauschhemd wachsen. Ein Terry Polo schluckt zudem Schweißtropfen und Spritzwasser klaglos und ist genau richtig, um sich durch die Hitze des Tages treiben zu lassen. Natürlich wäre es aber ein Stilbruch, mit einem Il-Pellicano-Shirt durchs Il Pellicano zu laufen. Das ist wie, das Band-Shirt der Band zu tragen, auf deren Konzert man gerade ist – macht man nicht!