Zweite Ex-Freundin berichtet von erzwungenem Sex in „Hotelnächten“ | ABC-Z

New York. Zeugenaussagen gehen weiter: Eine zweite ehemalige Geliebte berichtet im Prozess gegen Sean „Diddy“ Combs von Zwang, Gewalt und Drogen.
Eine weitere Woche im Prozess gegen Sean „Diddy“ Combs ist zu Ende gegangen. Je mehr vor allem Zeuginnen gehört werden, desto mehr legt sich ein dunkler Schatten über den US-Rapper, der laut Aussagen über Jahre Zwang und Gewalt ausgeübt haben soll. Einst erreichte Combs Millionen Menschen mit seiner Musik. Doch inzwischen prägen andere Erzählungen das Leben des 55-Jährigen. Immer mehr Menschen schildern vor dem Strafgericht in New York schlimme Erfahrungen mit Combs.
Weitere Ex-Freundin von Combs berichtet von „Hotelnächten“
Neben Combs‘ Ex-Freundin Cassandra Ventura, die über vier Tage hinweg über erzwungenen Sex mit fremden Männern, Gewalt und Drogenkonsum aussagte, trat am Freitag eine weitere von „Diddys“ ehemaligen Geliebten in den Zeugenstand. Die Dinge, von denen sie berichtete, dürften Beobachtern bekannt vorkommen.
King Combs (l). und Justin Combs, Söhne von Sean „Diddy“ Combs nehmen am Freitag als Besucher am Prozess gegen ihren Vater vor dem Strafgericht in New York teil.
© AFP | Charly Triballeau
Denn auch sie erklärte, dass sie für ihn immer wieder Sex mit dafür bezahlten Männern haben musste. Die Frau, die in New York unter dem Pseudonym Jane aussagte, schilderte den Geschworenen, dass sie auf Combs Betreiben an Sex-Inszenierungen mit diversen Männern teilgenommen habe, die mitunter tagelang gedauert hätten.
Combs-Prozess: Textnachrichten belegen Aussagen
Combs war demnach Zuschauer der von Jane als „Hotelnächte“ bezeichneten Vorfälle. Die Zeugin erzählte unter Tränen, dass sie Combs wiederholt gesagt habe, dass sie keinen Sex mit Eskort-Männern haben wolle. Er sei darauf aber nicht eingegangen.
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Belegt wurden die Aussagen durch eine Reihe von Textnachrichten zwischen Combs und seiner damaligen Freundin. Jane beschrieb darin etwa die „Hotelnächte“ als „Büchse der Pandora“, die sie nicht schließen könne. „Ich bin so viel mehr als eine, die in Hotelzimmern in der Dunkelheit geliebt wird und Dinge tut, von denen ich angeekelt bin“, textete sie Combs. „Ich möchte diese Rolle in Deinem Leben nicht mehr spielen.“
„Düster, schmutzig und ich ekele mich deshalb vor mir selbst“
Jane beschrieb den erzwungenen Sex mit fremden Männern in einer der Nachrichten als „düster, schmutzig und ich ekele mich deshalb vor mir selbst“. Sie fühle sich, als zahle er ihr ihre Miete im Gegenzug für die Sex-Partys. „Ich will mich nicht verpflichtet fühlen zu diesen Nächten mit Dir aus Angst, das Dach über meinem Kopf zu verlieren“, hielt sie Combs vor. Dieser schrieb daraufhin zurück: „Mädchen, hör auf.“

Sean Combs war einst ein gefeierter Musiker. Seit ein paar Wochen sitzt er nun wegen diverser Sexualverbrechen auf der Anklagebank.
© Jordan Strauss/Invision/AP/dpa
Laut Jane wurden die Reisen der Eskort-Männer zu den „Hotelnächten“ von ihr, Combs‚ Assistenten oder ihm selbst gebucht. Die Männer seien häufig mit tausenden Dollar in Bar oder über Apps bezahlt worden. Janes Aussage ist von zentraler Bedeutung für die Anklage, die Combs vorwirft, Männer und Frauen über die Grenzen von US-Bundesstaaten hinweg geholt zu haben, um sie als Prostituierte zu nutzen.
Combs‘ Ex-Freundin berichtet von verstörendem Vorfall
Als besonders verstörenden Vorfall schilderte Jane, dass sie sich einmal übergeben habe, nachdem sie vor Combs Augen mit mehreren Männern stundenlang Sex gehabt habe. Combs sei dann zu ihr hineingekommen, habe gesagt, dass es ihr nach dem Erbrechen nun sicher besser gehe und sie dann gedrängt, einen weiteren Mann zu treffen.
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Combs werden zahlreiche Sexualstraftaten bis hin zur Vergewaltigung zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 55-Jährigen vor, Frauen und Männer sexuell missbraucht und mit Drohungen und Gewalt zur Teilnahme an Drogen- und Sex-Partys genötigt zu haben. Der Rapper und Produzent weist die Vorwürfe zurück. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.
Versucht Combs die Geschworenen zu beeinflussen?
Am Donnerstag bestimmte ein Vorfall, der auf andere Art verstörend gewesen war, das Prozessgeschehen. Richter Arun Subramanian hatte den Rapper verwarnen müssen und mit einem Ausschluss aus dem Gerichtssaal gedroht. Der Grund: Combs habe wiederholt versucht, mit den Geschworenen per Blickkontakt zu kommunizieren. So berichteten mehrere US-Medien übereinstimmend.
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Während einer Zeugenaussage habe Combs genickt und zu den Geschworenen geblickt, was Subramanian mit Blick auf eine unzulässige Beeinflussung der Jury als „inakzeptabel“ kritisierte. Combs‚ Verteidiger versicherte, dass es nicht wieder vorkommen werde. Mehrere Prozessbeobachter sagten nach der aufsehenerregenden Szene aber, dass Combs auch danach immer wieder den Kontakt zu einzelnen Geschworenen gesucht habe.
Bericht über Transport illegaler Drogen
Jane, die nach eigener Aussage bis zu Combs‘ Festnahme 2024 mit ihm zusammen war, sagte vor Gericht auch aus, dass der Musiker sie zweimal illegale Drogen für ihn habe transportieren lassen. Als sie gegenüber einem hochrangigen Mitarbeiter von Combs geäußert habe, dass sie sich „unsicher“ fühle, mit den Drogen von Los Angeles nach Miami zu fliegen, habe dieser geantwortet, das gehe in Ordnung, er selbst mache das „dauernd“.
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Die Zeugin am Mittwoch schilderte ebenfalls eine mutmaßliche Gewalterfahrung mit Combs. So soll er sie über ein Balkongeländer im 17. Stock gehalten haben soll. Die Designerin Bryana Bongolan sagte vor dem Strafgericht, sie leide seit dem traumatischen Erlebnis unter Paranoia und Albträumen. „Manchmal schreie ich im Schlaf“, sagte sie vor den Geschworenen.
Janes Aussage vor Gericht könnte mehrere Tage dauern. Es wird erwartet, dass der aufsehenerregende Prozess noch mindestens einen Monat dauert.
AFP/dpa/le