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Sarah Jessica Parker über Carrie Bradshaw und die neue Staffel And Just Like That | ABC-Z

Frau Parker, die neue Staffel von „And Just Like That“ (zu sehen bei Sky & Wow) zelebriert den Sommer in New York. Sie sind in der Stadt schon lange zu Hause: Was lieben Sie an dieser Jahreszeit besonders?

Jeder New Yorker weiß: Manchmal beginnt der Sommer schon im April. Sobald es mehr als zehn Grad warm ist, tragen die Leute kurze Hosen und Flip-Flops. Im Hochsommer gibt es für mich allerdings nichts Besseres, als aus der Stadt Richtung Long Island zu fliehen. Das Schönste ist, nach ein paar Wochen wieder nach Hause zu kommen. Wenn man auf dem Long ­Island Expressway fährt und vor einem tut sich die Skyline mit dem Empire State Building auf, das ist für mich bis heute ein wunderbarer, aufregender Anblick.

Sie spielen Carrie Bradshaw schon seit 1998, erst in „Sex and the City“, dann in zwei Kinofilmen und nun seit drei Staffeln in der Serie „And Just Like That“. Wie präsent ist Carrie in Ihrem Alltag?

Carrie spukt nicht tagein, tagaus in meinen Gedanken herum. Aber natürlich ist sie präsent, wenn Menschen mich auf der Straße ansprechen. Das bleibt in New York, wo man immer von anderen umgeben ist, selten aus, sei es beim Einkaufen, in der U-Bahn oder wenn ich ins Taxi steige. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich meine Verbindung zu Carrie also schwerlich vergessen. Abgesehen davon gibt es in Manhattan viele Orte, die mich an unsere Dreharbeiten erinnern. Hier ein Restaurant, wo ich während einer Pause bettelte, die Toilette benutzen zu dürfen; dort eine Straßenkreuzung, an der wir für eine ­Szene den halben Tag lang den Verkehr stillgelegt haben. Aber alles in allem würde ich doch behaupten: Carrie ist, wie jede andere Rolle, eigentlich nur dann ein Thema für mich, wenn ich sie spiele. Ansonsten bin ich beruflich wie privat viel zu beschäftigt, als dass ich groß über sie nachdenken würde.

„Sex and the City“ war früher eine Serie, die wahrlich nicht nur Fans hatte, und auch „And Just Like That“ stößt nicht auf einhellige Begeisterung. Wie sehr nehmen Sie sich die Kritik zu Herzen?

Ehrlich gesagt, bekomme ich davon relativ wenig mit, worüber ich nicht unfroh bin. Bei Theaterrollen ist das manchmal anders, aber gemeinhin schenke ich weder Kritiken sonderlich viel Aufmerksamkeit noch was sonst über mich geschrieben wird. Schon weil ich die Zeit gar nicht habe. Als es mit „Sex and the City“ losging, war mir von Anfang an klar, dass die Serie nicht jedermanns Geschmack sein würde. Sie war so radikal anders als alles, was es sonst im Fernsehen zu sehen gab, dass logischerweise manche davon vor den Kopf gestoßen wurden.

Heutzutage kann man gar nicht anders, als halbwegs immun zu sein gegenüber den Meinungen, die andere kundtun. Einfach, weil sich jeder überall und jederzeit ungefragt im Internet äußert. Das auszublenden und mich auf mich und meine Arbeit zu konzentrieren, erscheint mir nur gesund. Natürlich in der Hoffnung, unserem Publikum gerecht zu werden.

„And Just Like That“ will dabei sowohl den alten Fans gefallen als auch neue begeistern. Eine schwierige Balance?

Ich glaube gar nicht, dass wir das so strategisch angehen. Zu viel Kalkül ist in der Kunst und bei kreativem Arbeiten sowieso ein Pro­blem. Wer seine Fernsehserie nur an Zielgruppe, Marktanteilen und Ähnlichem ausrichtet, verliert darüber meistens die Geschichte aus den Augen. Bei uns steht seit 1997, ­also von Anfang an, das Gegenteil auf dem Programm. Die Produzenten, früher Darren Star, nun Michael Patrick King, suchen nach den besten Ideen, den talentiertesten Autoren, den erzählenswertesten Geschichten, die wir alle dann so gut wie irgend möglich umsetzen. Wer mit einer anderen Motivation an ein ­solches Projekt herangeht, kann nur verlieren.

Der Cast von „And Just Like That: Nicole Ari Parker, Cynthia Nixon, Sarah Jessica Parker, Kristin Davis und Sarita Choudhury
Der Cast von „And Just Like That: Nicole Ari Parker, Cynthia Nixon, Sarah Jessica Parker, Kristin Davis und Sarita ChoudhuryAFP

Über die feministische Relevanz von „Sex and the City“ wird bis heute diskutiert, aber was die Darstellung von Frauenfreundschaften und selbstbestimmter weiblicher Sexualität angeht, nimmt die Serie eine Vorreiterrolle ein. Wie würden Sie selbst die Auswirkung auf ganze ­Generationen von Frauen beschreiben?

Nach all den Jahren, in denen mir diese Frage immer wieder gestellt wird, habe ich immer noch keine passende Antwort gefunden. Ehrlicherweise scheue ich mich auch ein wenig, unseren Einfluss auf die Gegenwartskultur zu beschreiben. Das können Kritiker, Akademiker oder auch die Zuschauer viel besser. Als Schauspielerin und leitende Produzentin sehe ich es als meine Aufgabe an, die bestmögliche, unterhaltsamste Serie zu verantworten. Darüber nachdenken, was die Leute daraus mitnehmen oder woran sie sich womöglich stoßen, sollten andere tun.

Jedenfalls hat sich die Welt seit dem Ende der Neunzigerjahre enorm verändert, auch in Sachen Gleichberechtigung und weiblicher Selbstbestimmung.

Stimmt. Nur ob zum Besseren oder Schlechteren hängt wohl sehr davon ab, von welchem Land wir sprechen. Es gibt einige Länder, in denen sich richtig viel getan hat in Sachen Gleichberechtigung, was sich auch niederschlägt in Karrierechancen und gleicher Bezahlung. Aber in den Vereinigten Staaten scheinen wir eher Rückschritte zu machen. Leider versagt unser Land aktuell, wenn es darum geht, Frauen und ihre Rechte und Freiheiten zu schützen und zu fördern. Es gibt eine ganze Liste von Themen, bei denen größte Besorgnis angebracht ist, die Geschlechter­gerechtigkeit ist definitiv eines davon.

Auch in der Film- und Fernsehbranche hinterlässt Trumps Politik Spuren: Diversitätsbemühungen werden gekippt, und mit Zöllen soll das Drehen im Ausland erschwert werden, um nur zwei Beispiele zu nennen. Machen Sie sich Sorgen um die Zukunft von Hollywood?

Aktuell finde ich es noch schwer einzuschätzen, wie viel Einfluss und Handhabe er in unserer Branche hat. Davon hängt ab, wer vor seinen Forderungen einknickt und wann. Es gab immer politisch düstere Zeiten, in denen zum Glück gerade in Hollywood viele dagegengehalten haben. Darauf hoffe ich weiterhin. Ich kann mir keine Film-, Fernseh- und Theaterwelt vorstellen, die nicht daran interessiert ist, diverse und nicht nur amerikanische, sondern globale Geschichten zu erzählen. Wenn das bedroht wird, sind Arbeitsplätze genauso in Gefahr wie Kunstfreiheit und geistiges Eigentum. Ich wünsche mir deswegen, dass wir alle gemeinsam diese Vielfalt aufrechterhalten und nicht nur noch einheitliche Geschichten erzählen. Das wäre gerade aus einem Land, das von Einwanderern aufgebaut wurde und bis heute von ihnen lebt, weder interessant fürs Publikum noch kulturell relevant. Und sicher auch nicht gut fürs Exportgeschäft, zu dem unsere Branche einen entscheidenden Anteil beiträgt.

Noch mal zum Thema Freundschaft, einem Kernthema von „And Just Like That“. Pflegen Sie genauso enge Beziehungen wie Carrie zu Ihren Freundinnen?

Ich würde sagen, der Hyperrealismus, den die Serie in Sachen Mode oder Apartments an den Tag legt, gilt auch für die Freundschaften. Zumindest in dem Sinne, dass ich nicht annähernd so viel Zeit habe wie Carrie, mich mit meinen Freundinnen und Freunden zum Mittagessen zu treffen. Aber davon abgesehen: Ja, meine Freundschaften sind mein Zufluchtsort. Ich liebe und verlasse mich auf meine Freunde, die größtenteils alle schon lange zu meinem Leben gehören. In meinem Alter hat man nur noch hin und wieder Platz für jemand Neues in seinem engsten Umfeld. Auch weil es schwer ist, Freundschaften zu pflegen. Man ist ständig mit Arbeit, Kindern und Partnerschaften beschäftigt und hat für die Freunde nie so viel Zeit, wie man gerne hätte. Gerade wenn ich drehe, komme ich meistens noch nicht einmal dazu, auf Textnachrichten zu antworten. Zum Glück gehört aber zu echten, tiefen Freundschaften – genau wie in der Serie – auch das Verzeihen.

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