Bezirke

Starnberg: 54-Jähriger wird von Internet-Betrügern für Geldwäsche missbraucht – Starnberg | ABC-Z

Er war fest davon überzeugt, dass sich vor einigen Jahren die von Elon Musk finanzierte Foundation für seine Physikformel interessiert habe, mit deren Hilfe sich Geschwindigkeiten „gefährlicher Galaxien“ drastisch verringern ließen. Der Angeklagte glaubte auch, für seine Erfindung einen Tesla und später vier Millionen Euro für das Sponsoring zu erhalten.

Doch die E-Mails waren gefälscht und stammten den Ermittlungen zufolge von einer international agierenden professionellen Bande unbekannter Cyber-Krimineller. Für sein Musk-Projekt sammelte der Diplom-Betriebswirt aus dem Raum Ammersee laut Anklage zwischen September 2022 und Dezember 2023 fast 346 000 Euro ein und überwies das Geld an die bis heute unbekannten Täter.

Der 54-Jährige musste sich daher vor dem Starnberger Amtsgericht für leichtfertige Geldwäsche in 52 Fällen verantworten. Bis auf zwei Frauen habe er die Unterstützer für sein Projekt nicht gekannt, sagte er im Prozess. Er sei in der ganzen Sache als „gutgläubiger Finanzagent missbraucht worden“, beteuerte der Angeklagte.

Allerdings waren die Geldgeber keine Unterstützer, sondern ebenso Opfer der betrügerischen Transaktionen. Im Verfahren wurde zudem deutlich: Der angeklagte Mann hatte krankheitsbedingt, irrational und ohne kriminellen Vorsatz gehandelt und gedacht, dass „alles in Ordnung“ sei. Er habe sich nicht bereichern wollen, wie das Gericht befand.

Der Betriebswirt wurde schließlich freigesprochen, weil eine Schuldunfähigkeit nicht auszuschließen war. Auch die Staatsanwältin hielt das für nachvollziehbar und folgte den Ausführungen des psychiatrischen Gutachters. Demnach habe der Angeklagte seinerzeit „sein Unrecht nicht erkennen können“. Der Experte verwies auf die „erheblich eingeschränkte Einsicht- und Steuerungsfähigkeit“ des Beschuldigten, der zwar intelligent sei, aber noch immer unter einer paranoiden Schizophrenie leide. Der Angeklagte habe zudem in den Neunzigerjahren unterschiedliche harte Drogen konsumiert und sich bei seinem angenommenen Musk-Projekt in eine „unrealistische Traumwelt“ verirrt, so der Sachverständige.

Ein Betreuer soll dem Mann künftig zur Seite stehen

Der Angeklagte gab an, auch selbst mehr als 5000 Euro bei Überweisungen wegen seiner Projektpläne verloren zu haben. Und: In der Zeit, als er die Gelder weitergeleitet hatte, habe sein Vater im Sterben gelegen. Er habe damals jeden Tag zehn Halbe Bier getrunken, berichtete der Mann, der bis vor sieben Jahren gesetzlich betreut wurde.

Um ihn und andere Menschen künftig vor Internetbetrügern zu schützen, soll ihm nun wieder ein Betreuer zur Seite gestellt werden. Denn psychisch stabil wirkte der 54-Jährige keineswegs. Überdies will er inzwischen herausgefunden haben, dass auch Leute aus dem Umfeld des US-Schauspielers Danny DeVito ihn bei den Geldforderungen getäuscht hätten.

Entscheidend für das Urteil waren die Aussagen des Sachverständigen. Und die entsprachen den Vorstellungen des Verteidigers, der die Schuldunfähigkeit seines Mandanten stets im Blick hatte. Der Anwalt fügte aber an, dass dieses Geschehen mal wieder zeige, wie leicht es sei, im Internet in Fallen zu tappen. Doch ganz ist die Sache für den Angeklagten nicht ausgestanden, denn auf ihn könnten noch zivilrechtliche Forderungen zukommen.

Sechs von zehn Internetnutzern werden Opfer von Cyberkriminalität

Die Justiz muss sich oftmals mit ähnlichen Fällen befassen. Denn nach einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom im März sind sechs von zehn Internetnutzern in Deutschland Opfer von Cyberkriminalität geworden. Zu den häufigsten Delikten gehören der Betrug beim Online-Shopping, sich mit Phishing persönliche Informationen zu beschaffen und Smartphones oder Computer mit Schadprogrammen wie Viren zu infizieren. Man müsse die Anstrengungen für Cybersicherheit erhöhen, im Privaten und in den Unternehmen und Behörden, mahnt Ralf Wintergerst, Präsident des Branchenverbands. Er gehe zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, weil viele Menschen sich nicht an Behörden und Polizei wendeten und Strafanzeige erstatteten.

Die Betrüger melden sich oft per Kurznachrichten, mit Anrufen oder über soziale Medien und locken somit ahnungslose Nutzer in die Falle. Getarnt sind die Botschaften  – wie im hiesigen Fall – als seriöse Angebote, die bei einem Einstieg in die Musk-Foundation mit enormen Auszahlungen locken. Dabei handelte es sich lediglich um eine Scheinstiftung als Köder. Die Täter versprechen hohen Profit und halten über längeren Zeitraum ihre gutgläubigen Opfer immer wieder hin.

Auch Notlagen werden gern vorgetäuscht oder vermeintliche Erbschaften und Schenkungen offeriert, wenn die entsprechenden Gebühren gezahlt würden. Geld wird dann laut Polizei oft nachgefordert und versickert auf dubiosen ausländischen Konten. Die Täter verwischen dabei geschickt die Spuren im Internet. Und eine weitere, nicht seltene Betrugsmasche ist das Love-Scamming, bei der die Opfer von angeblichen Liebhabern unter falscher Identität mit hohen Summen abgezockt werden.

Back to top button