Ukraine düpiert mit Drohnen Putins Diktatur | ABC-Z

Unter Stalin, so meinte eine Moskauer Boulevardzeitung, wären dafür einige Kommandeure an die Wand gestellt worden. Aber auch in den „humanen Zeiten“, in denen das Blatt Russland wähnt, wird es ranghohen Offizieren in den Streitkräften und Geheimdiensten an die Schulterstücke, wenn nicht an den Kragen gehen.

Denn die Ukrainer haben mit ihren spektakulären Drohnenangriffen auf mehrere Flugplätze tief in Russland nicht nur einen Teil der strategischen Bomberflotte ausgeschaltet und damit jedenfalls für einige Zeit die Fähigkeit Moskaus verringert, die Ukraine mit luftgestützten Marschflugkörpern und Bomben anzugreifen.

Kiew düpierte mit dieser komplexen geheimdienstlichen Operation auch Putins Diktatur, die die aufziehende Gefahr auf eigenem Boden nicht bemerkte und die Stützpunkte nicht ausreichend beschützte, obwohl die strategischen Bomber eine der drei Säulen der russischen Atommacht bilden, mit der Putin immer wieder droht. Eine größere Schmach hätte der ukrainische David dem russischen Goliath kaum beibringen können.

Waren die Angriffe kurz vor den Gesprächen in Istanbul „unverantwortlich“, wie es sofort aus den Reihen der AfD tönte? Die Russen jedenfalls hatten in den jüngsten Tagen kein Problem damit, bei ihren Luftangriffen auf zivile Ziele in der Ukraine einen Rekord nach dem anderen aufzustellen. Putin könnte jederzeit der von der Ukraine angebotenen bedingungslosen Waffenruhe zustimmen. Doch setzt er weiter so unbeirrbar auf die militärische Gewalt, dass selbst Trump bei Putin „ein Maß an Unvernunft“ festgestellt hat (so der amerikanische Ukraine-Beauftragte Kellogg).

Putin beeindruckt wie Stalin nur die Macht, die aus den Gewehrläufen kommt. Kiew hat dem Kreml gezeigt, dass es dessen Kriegsapparat auch noch im vierten Kriegsjahr schmerzliche Schläge zufügen kann – mit Lastautos und Drohnen. Deren Einsatz ändert nicht alles im Krieg, aber vieles. Die Bundeswehr muss auf diesem Feld viel Zeit aufholen, die von der Politik verloren wurde.