Katherina Reiche: Bundesregierung will Gaskraftwerke vor allem in Süddeutschland bauen | ABC-Z

Beim geplanten Ausbau der Gaskraftwerke will die Bundesregierung Süddeutschland besonders berücksichtigen. Zwei Drittel der neuen Kapazitäten sollen im Süden entstehen, kündigte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) bei einem Besuch in Bayern an. Hierfür solle es einen “Südbonus” geben, sagte Reiche bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Tegernsee.
Sie sei zu den Ausschreibungen für neue Gaskraftwerke derzeit in “intensiven Gesprächen” mit der EU-Kommission, sagte Reiche. Die Kommission muss für die Staatshilfen grünes Licht geben, um Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der EU zu verhindern.
Bayerns Ministerpräsident Söder begrüßte die Pläne ausdrücklich. Der Freistaat sei in der Vergangenheit benachteiligt worden, nun gebe es einen “echten Hoffnungsschimmer”, sagte Söder. Er kündigte an, mit der neuen Bundesregierung unter Union und SPD eine engere Kooperation anzustreben. Auch der geplante bessere Anschluss Bayerns an das Wasserstoffnetz sei ein “wichtiges Signal”.
Zugleich kündigte Reiche finanzielle Entlastungen für die Wirtschaft an. Noch vor der Sommerpause solle es Senkungen bei der Stromsteuer und den Netzentgelten geben. Die Strompreise in Deutschland seien nicht mehr wettbewerbsfähig, sagte die CDU-Politikerin. Die Bezahlbarkeit von Energie müsse wieder stärker in den Fokus rücken.
Gaskraftwerke im Umfang von bis zu 20 Gigawatt geplant
Der geplante Ausbau der Gaskraftwerke ist Teil einer größeren energiepolitischen Neuausrichtung der neuen schwarz-roten Bundesregierung. Laut Koalitionsvertrag sollen “bis zu” 20 Gigawatt an neuen Gaskraftwerkskapazitäten entstehen – das wären etwa 40 Anlagen und fast doppelt so viel wie in der früheren Planung von Robert Habeck (Grüne). Eine verpflichtende Umstellung auf Wasserstoff soll unter Schwarz-Rot dagegen entfallen. Stattdessen sollen CCS-Technologien zur CO₂-Speicherung genutzt werden können – trotz der damit verbundenen hohen Energie- und Investitionskosten.
Zudem sollen die neuen Kraftwerke laut Koalitionsvertrag nicht mehr ausschließlich als Reserve für sogenannte Wind- und Dunkelflauten dienen, sondern auch aktiv zur Strompreisstabilisierung eingesetzt werden. In der Vergangenheit kam es jedoch gerade deshalb zu starken Preisanstiegen, weil in großem Umfang Erdgas verstromt wurde.
Bayern hinkt bundesweit beim Ausbau der Windkraft hinterher, die Windkraftbranche kritisiert seit Langem ein Nord-Süd-Gefälle. Ein zentraler Streitpunkt zwischen Habeck und Söder war die sogenannte 10-H-Regelung: Seit 2014 müssen in Bayern neue Windräder mindestens das Zehnfache ihrer Höhe von Wohnbebauung entfernt sein. Als Wirtschaftsminister forderte Habeck die Abschaffung der restriktiven Abstandsregel.
Beim Ausbau der Photovoltaik liegt Bayern dagegen seit Jahren auf den vorderen Plätzen. In dem Freistaat sind deutschlandweit mit Abstand die meisten Solaranlagen installiert. Laut Zahlen der Bundesnetzagentur entfiel 2024 rund ein Viertel der neu installierten Photovoltaikleistung auf Bayern – mehr als auf jedes andere Bundesland.
Ehemalige Chefin von Westenergie
Vor ihrer Ernennung zur Wirtschaftsministerin war Reiche Chefin der E.on-Tochter Westenergie, bei dem schwedischen Energieunternehmen Ingrid Capacity saß sie im Aufsichtsrat. Von 1998 bis 2015 war Reiche Mitglied des Bundestags. Die Diplomchemikerin wechselte 2015 zur Hauptgeschäftsführerin des Verbands kommunaler Unternehmen, der viele Stadtwerke vertritt. Ihr Wechsel löste damals eine Debatte aus, ob es eine Übergangszeit für Abgeordnete geben sollte, die in die Wirtschaft wechseln.
Im Juni 2020 übernahm Reiche den Vorsitz im Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung.