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Fürstenfeldbruck: Musikschulen beklagen Lehrermangel – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Den Musikschulen fehlt es an Personal, klagt der Verband deutscher Musikschulen auf seinem Kongress in Dresden. Betroffen sind auch die drei Einrichtungen im Landkreis, die Kreismusikschule, die Heinrich-Scherrer-Schule in Schöngeising und die Rasso-Musikschule in Grafrath. Dramatisch könnte es werden, wenn ältere Lehrkräfte demnächst in Rente gehen. Auf dem Kongress wurde eine Tarifreform angemahnt, allerdings halten sich die drei Musikschulen im Landkreis gar nicht an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, sondern zahlen weniger.

Bei der Kreismusikschule (KMS) herrscht aktuell kein Mangel, aber im Prinzip fehle es bayern- und bundesweit an Fachkräften, sagt der Leiter Dirk Olbrich. Es fehle an Lehrkräften für die musikalische Früherziehung, für Hackbrett, Harfe, E-Gitarre und Zither, und für die Blockflöte „findet sich fast niemand“. Genügend Fachkräfte gebe es noch für Klavier und Querflöte.

Interesse für die Mandoline: Instrumentallehrerin Antje Strömsdörfer und Kinder. (Foto: Jana Islinger)

Die KMS ist ein Verbund aus neun Kommunen, es gibt Zweigstellen in Alling, Eichenau, Fürstenfeldbruck, Germering, Gröbenzell, Maisach, Moorenweis, Olching und Puchheim. 80 Mitarbeiter sind dort inklusive Verwaltungskräften beschäftigt, darunter neun Lehrkräfte in Vollzeit, 62 in Teilzeit.

Mehr als 3400 Schüler haben 2024 das Angebot wahrgenommen, heißt es im Jahresbericht. In Kooperation mit Schulen und Kindertagesstätten wurden weitere knapp 900 Kinder und Jugendliche erreicht. Es gibt 46 verschiedene Ensembles, ein neues Musiktheater-Projekt, den Austausch mit der Brucker Partnerstadt Livry-Gargan und die Bluestrings-Tournee. Fast 150 Kinder haben im vergangenen Jahr mit großem Erfolg an freiwilligen Leistungsprüfungen sowie dem Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen. Die Nachfrage ist groß, laut Jahresbericht standen vergangenes Jahr 100 Schüler auf der Warteliste.

Kreismusikschule zahlt unter Tarif

Das Gehalt könnte eine Rolle spielen. „Wir zahlen etwas schlechter als im Tarifvertrag“, sagt Olbrich, betont aber, das machten alle Musikschulen. Ein Berufseinsteiger in Vollzeit würde bei der KMS etwa 3500 Euro brutto im Monat verdienen.

Die KMS sei ein fairer Arbeitsgeber, findet deren Vorsitzender, der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl (SPD). Die Gehälter seien „nah dran“ am Tarifvertrag. Im übrigen bekämen alle Lehrkräfte eine Sonderzahlung von 75 Prozent ihres Gehalts, eine Art Weihnachtsgeld oder dreizehntes Monatsgehalt, wenn die KMS einen Überschuss erwirtschafte. Im vergangenen Jahr erzielte die KMS einen Überschuss von rund 62 000 Euro. Ausgaben von etwa 3,25 Millionen standen Einnahmen von 3,31 Millionen gegenüber.

Griffe auf der Klarinette: Lehrer Luka Gantar und ein junger Besucher.
Griffe auf der Klarinette: Lehrer Luka Gantar und ein junger Besucher. (Foto: Jana Islinger)

Deshalb findet es der Sozialdemokrat in Ordnung, nicht den Tarifvertrag anzuwenden. Man habe damit der KMS eine gewisse Flexibilität ermöglichen wollen, zumal die Einrichtung durch die Kommunen und die Elternbeiträge finanziert werde. „Je höher die Beiträge, desto weniger Kinder kommen“, sagt Seidl. Immerhin müsse eine Familie ein paar hundert Euro im Jahr hinblättern, wenn ihr Kind die Musikschule besucht.

Bei der Heinrich-Scherrer-Musikschule in Schöngeising kostet eine halbe Stunde 76 Euro, sagt Mitarbeiterin Nicola Anton. Die Einrichtung wird von Schöngeising, Türkenfeld, Landsberied sowie Alling für den Ortsteil Biburg betrieben. Etwa 300 Schüler besuchen die Kurse, musikalische Früherziehung ist besonders gefragt, dort lernen die Kinder einzelne Noten und Instrumente kennen, Rhythmus und betätigen sich mit einfachen Geräten wie der Triangel. Bei größeren Kindern sei die Nachfrage eher rückläufig, teilweise wegen der offenen Ganztagsschule, weil manche nicht mehr wollen, aber auch wegen der Kosten für die Eltern, erzählt Anton.

Die Schule beschäftigt 18 Lehrer, darunter Jutta Winckhler als musikpädagogische Leiterin. Sie berichtet, dass es schwierig sei, Lehrkräfte für bestimmte Instrumente wie Klarinette oder tiefes Blech zu finden. „Wir kriegen viele Absagen, teilweise weil es zu wenig Geld für die Arbeit gibt“, sagt sie. Die meisten Lehrkräfte hätten Minijobs. Selbst die schöpfen sie nur etwa zur Hälfte aus, wenn sie einen Nachmittag fünf oder sechs Schüler unterrichten.

Kleine Schulen bieten wenig Perspektive

Viele hätten mehrere Jobs, was aber mehr Aufwand und Kosten für die Fahrten bedeutet. Winckhler weiß, wovon sie spricht. Sie hat selbst so gearbeitet. „Es ist belastend“, sagt sie. Vor zehn Jahren hat Winckhler angefangen. Heute arbeitet sie neun Wochenstunden als Leiterin in Schöngeising, gibt dazu Gesangsunterricht und leitet einen Kinderchor. Sie ist außerdem anderweitig als Sängerin beschäftigt.

Die Lehrkräfte in Musikschulen haben in der Regel ein Instrument studiert und verfügen über pädagogische Zusatzqualifikationen, manche haben auch eine Lehrbefähigung von der Bundesakademie für Musik, erzählt sie. „Junge Leute gehen sehr schnell wieder und sehen sich anderweitig um, weil es nicht zum Leben reicht“, sagt Winckhler. Vor allem kleine Musikschulen könnten ihnen kaum eine Perspektive bieten. Nicola Anton bangt daher um die Zukunft. „Wenn jemand aufhört, finden wir kaum noch Lehrer“, sagt sie. In drei bis vier Jahren werde es noch schwieriger, weil einige in Rente gehen. „Ich weiß nicht, wo wir dann stehen“, sagt sie.

Ähnlich ist die Lage in der Rasso-Musikschule in Grafrath. Seit etlichen Jahren sei es schwierig, neue Lehrkräfte zu finden, erzählt Vorsitzender Franz Oellinger. Die Rahmenbedingungen seien schlecht, die Lehrkräfte müssten ein abgeschlossenes Studium vorweisen und hohe Steuern zahlen, wenn sie mehreren Beschäftigungen nachgingen, von der Tätigkeit in einer Musikschule könnten sie aber nicht leben.

Die Rasso-Musikschule hat derzeit etwa 180 Schüler und elf Lehrer, davon zwei in Vollzeit. Aktuell fehlt es laut Oellinger eher an Räumen. „Hätten wir mehr Räume, könnten wir mehr anbieten, aber dann hätten wir keine Lehrer.“ Auch er fürchtet den Abgang der Boomer-Generation in die Rente. „Wenn einige in ein paar Jahren aus Altersgründen aufhören, dann wird es richtig schwierig.“

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