Ukraine-Liveblog: ++ Selenskyj: Russische Offensive mit 50.000 Soldaten ++ | ABC-Z

liveblog
Russland zieht nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Selenskyj mehr als 50.000 Soldaten an der Front bei Sumy zusammen. Außenminister Wadephul will heute mit seinem US-Amtskollegen Rubio in Washington über Sanktionen gegen Moskau beraten.
Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat weitere Verhandlungen mit der Ukraine angekündigt. Eine nächste direkte Gesprächsrunde werde in Kürze angesetzt, sagte Lawrow der Nachrichtenagentur Reuters zufolge auf einer Sicherheitskonferenz. Eine zentrale Forderung Russlands in Friedensverhandlungen bleibe, dass die Ukraine den Status eines neutralen Landes einnehme, betonte er.
Die russischen Truppen rücken nach Angaben des russischen Verteidigungsministers Andrej Beloussow an fast allen Frontabschnitten vor. Beloussow wirft der NATO vor, den Ukraine-Krieg für die Ausweitung ihrer Präsenz in Osteuropa sowie in den baltischen Staaten zu nutzen. Der Westen versuche weiter, Russland eine strategische Niederlage beizufügen.
Russland hat nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj 50.000 Soldaten für eine Offensive auf die Region Sumy im Nordosten der Ukraine zusammengezogen. Die Regierung in Kiew habe aber Schritte unternommen, um Russland an einer großangelegten Offensive dort zu hindern.
Sumy liegt gegenüber der russischen Oblast Kursk, wo ukrainische Truppen Anfang August eingerückt waren. “Ihre größten und stärksten Kräfte befinden sich derzeit an der Kursk-Front”, sagte Selenskyj vor Journalisten. “Um unsere Truppen aus der Region Kursk zu verdrängen und Angriffsaktionen gegen die Region Sumy vorzubereiten.”
Bei einem großangelegten ukrainischen Drohnenangriff sind nach russischen Medienberichten zwei Drohnenfabriken im Moskauer Umland getroffen worden. Ein Ziel lag demnach in der Stadt Selenograd am nordwestlichen Rand der Hauptstadt, wie der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin auf Telegram bestätigte. Es gebe nach ersten Informationen keine Verletzten und keine großen Schäden. Russische Telegramkanäle berichteten, dass auch eine Drohnenfabrik in der Stadt Dubna etwa 80 Kilometer nördlich von Moskau getroffen wurde.
Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben in der Nacht zu Mittwoch mit 88 Drohnen und fünf ballistischen Raketen angegriffen. 34 Drohnen seien von der Flugabwehr abgeschossen worden, teilt die ukrainische Luftwaffe mit. Weitere 37 Drohnen seien durch den Einsatz von Störsendern verloren gegangen oder hätten keine Sprengsätze getragen.
Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Jens Spahn (CDU), hat den geplanten Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin ein “starkes Zeichen” genannt. Im rbb24 Inforadio sagte Spahn, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) werde dabei deutlich machen, “dass die deutsche Führungsrolle auch in der Verteidigungsunterstützung für die Ukraine” weiterhin gelte.
Ob Deutschland auch “Taurus”-Marschflugkörper liefern wolle, dazu äußerte Spahn sich nicht klar: “Ich denke, es macht wenig Sinn, über einzelne Waffensystem zu reden. Putin darf ruhig im Unklaren darüber sein, was wir tun, was wir liefern, welche Möglichkeiten die Ukraine hat. Entscheidend ist, die Ukraine wird so ausgestattet, dass sie ihre Heimat und auch unsere Freiheit verteidigen kann”, sagte Spahn.
Bei einem russischen Angriff auf die zentralukrainische Region Kirowohrad sind nach Angaben des dortigen Gouverneurs drei Menschen verletzt worden. Ein Industrieunternehmen in der Stadt Switlowodsk sei beschossen worden, teilte Andrij Raikowytsch laut Nachrichtenagentur Reuters auf Telegram mit. Ein Feuer sei ausgebrochen, das inzwischen eingedämmt sei. Bei dem Angriff seien zudem 76 Privathäuser und ein neunstöckiges Wohngebäude beschädigt worden. 1.400 Einwohnerinnen und Einwohner seien ohne Strom gewesen.
Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht 296 ukrainische Drohnen abgefangen. Von dem Angriff seien 13 Regionen betroffen gewesen. Zunächst hatte das Ministerium mehr als 100 Drohnen gemeldet.
Die Bundesregierung hat den heute anstehenden Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin offiziell bestätigt. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) werde Selenskyj mit militärischen Ehren im Kanzleramt empfangen, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit. “Bei dem Besuch wird es um die deutsche Unterstützung der Ukraine und die Bemühungen um einen Waffenstillstand gehen.”
Dem Gespräch schließe sich ein gemeinsames Mittagessen an. Für 13.30 Uhr sei eine gemeinsame Pressekonferenz vorgesehen. “Im Anschluss werden sich beide mit Vertretern deutscher Unternehmen austauschen. Am Nachmittag wird Staatspräsident Selenskyj mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Gespräch im Schloss Bellevue zusammenkommen”, teilte Kornelius weiter mit.
Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hat die Bundesregierung aufgefordert, den Fokus auf weitreichende Waffensysteme für die Ukraine zu legen. Es sei nun “allerhöchste Zeit, endlich an ‘Taurus’ auszubilden und das System zu liefern”, sagte er der Augsburger Allgemeinen. Der “Taurus” könne “zumindest in Teilen eine Entlastung bringen und somit die Zivilbevölkerung in der Ukraine schützen, wenn das System in größerer Zahl geliefert wird”.
Er reagierte auch auf die Äußerungen von Kanzler Friedrich Merz (CDU) zu an Kiew gelieferte Waffen. Merz hatte am Montag gesagt, es gebe “keinerlei Reichweitenbeschränkungen mehr für Waffen” und auf entsprechende Absprachen mit europäischen Verbündeten und den USA verwiesen. Kiesewetter sagte dazu der “Augsburger Allgemeinen”, Merz’ Aussage sei “faktisch nicht relevant für Deutschland”. Deutschland liefere bislang gar keine weitreichenden Waffensysteme, die Aussage habe damit keine praktischen Folgen für die Ukraine. Der Raketenwerfer “MARS II” hat eine Reichweite von 85 Kilometern, die Panzerhaubitze 2000 hat eine Reichweite von 35 Kilometern. Kiesewetter forderte die Bundesregierung auf, echte Konsequenzen zu ziehen.
Bei seinem Antrittsbesuch in den USA will Bundesaußenminister Johann Wadephul mit seinem US-Amtskollegen Marco Rubio über den Krieg in der Ukraine beraten. “Damit Putin endlich an den Verhandlungstisch kommt, damit Russland endlich in ernsthafte Verhandlungen einsteigt, müssen wir den Druck aufrechterhalten”, mahnte der CDU-Politiker und betonte: “Wir Europäer werden die Sanktionsschrauben weiter anziehen, auch der US-Kongress ist zu mehr Sanktionen bereit.”
Russlands Präsident Wladimir Putin setze seine Angriffe trotz intensiver Friedensdiplomatie, die auch und gerade von den USA verfolgt wird, mit unverminderter Brutalität fort, so Wadephul. Bei seinen Gesprächen in Washington werde es daher um gemeinsame Ziele gehen. “Wir wollen das Sterben in der Ukraine endlich beenden, wir wollen einen sofortigen Waffenstillstand, und wir wollen einen nachhaltigen Frieden”, hieß es vom Bundesaußenminister.
Der Militärexperte Franz-Stefan Gady erkennt zwar einen verlustreichen Vormarsch der russischen Armee – zu einer großen Offensive sei Russland aber nicht fähig. Die Konsequenz der Bemerkung von Bundeskanzler Friedrich Merz, er werde jetzt die Reichweitenbeschränkungen für aus Deutschland an die Ukraine gelieferte Waffen aufheben, sei noch hingegen noch schwer abzuschätzen. Eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern würde den Kriegsverlauf nicht grundsätzlich verändern, so Gady.
Bundeskanzler Friedrich Merz empfängt Medienberichten zufolge den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin. Wie unter anderem das Magazin Spiegel schreibt, wollen die beiden mögliche Schritte hin zu weiteren “technischen Gesprächen” zwischen der Ukraine und Russland beraten. Das ukrainische Staatsoberhaupt war zuletzt im Juni und Oktober 2024 in Berlin.
Offiziell wurde der Besuch bisher weder in Kiew noch in Berlin bestätigt. Allerdings werden aus Sicherheitserwägungen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Auslandsreisen Selenskyjs im Vorfeld kaum kommuniziert. Zumindest hat die Polizei wegen des Besuchs eines hochrangigen Staatsgastes für diesen Tag in Berlin umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen und Verkehrseinschränkungen angekündigt.
Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge hat Russlands Luftabwehr innerhalb von drei Stunden 112 ukrainische Drohnen abgefangen, die meisten davon über den zentralen oder südlichen Regionen des Landes. Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte, sechs ukrainische Drohnen seien auf dem Weg in die russische Hauptstadt abgewehrt worden. Bergungsmannschaften untersuchten nun die Fragmente am Boden, so Sobjanin.
Die Luftfahrtbehörde teilte mit, dass auf den Moskauer Flughäfen Wnukowo und Schukowski Beschränkungen beim Flugverkehr eingeführt worden seien.
Außenminister Wadephul will durch einen Schulterschluss mit den USA den Druck auf Russlands Präsident Putin erhöhen. US-Präsident Trump verschärft seinen Ton gegenüber dem russischen Machthaber.