Wahlen zum Vereinspräsidenten im November: Watzke vor Kampfkandidatur beim BVB | ABC-Z

Bei Borussia Dortmund brodelt es hinter den Kulissen. Hans-Joachim Watzke muss in einen Wahlkampf ziehen, sollte er – wie erwartet – Präsident werden wollen. Fans äußern Kritik an der aktuellen Führung.
Borussia Dortmund wird in den kommenden Wochen viele Millionen Euro bei der Klub-WM verdienen und auch in der nächsten Saison wieder in der Champions League spielen. Versöhnlicher und besser hätte die letzte komplette Saison als Geschäftsführer für Hans-Joachim Watzke nicht enden können. Doch den ruhigen, nahtlosen Übergang, den sich der mächtige Multifunktionär vorgestellt haben dürfte, wird es vermutlich nicht geben.
Watzke kündigte schon im Januar 2024 an, dass er “im Herbst 2025” aus der Geschäftsführung des börsennotierten Fußballunternehmens ausscheiden werde. Die Formulierung bietet einen versteckten Hinweis, denn im Herbst steht die Wahl zum Präsidenten des Ballspielvereins Borussia (BVB) an, der nach der 50+1-Regel die Stimmenmehrheit in der ausgegliederten Kommanditgesellschaft auf Aktien haben muss.
Zeitpunkt des Ausscheidens Indiz für Kandidatur
Watzke bekannte noch nicht, Präsident werden zu wollen. Doch der Zeitpunkt seines Ausscheidens ist ein weiteres Indiz dafür, genau wie Quellen innerhalb des Vereins.
Aufgrund der Verdienste von Watzke, der den BVB vor 20 Jahren vor der Insolvenz bewahrte, ihn zu mehreren Titeln, zweimal ins Finale der Champions League und zu einem Unternehmen mit weit mehr als einer halben Milliarde Euro Umsatz führte, war lange davon auszugehen, dass sich niemand dem vermeintlichen Ansinnen entgegenstellen würde.
Doch das ist nun der Fall. “Ich kandidiere erneut als Präsident von Borussia Dortmund”, teilte Reinhold Lunow in einem Schreiben mit, das auch der Sportschau vorliegt. Die Gremien des Klubs sind am Montagabend von dem Schritt informiert worden.
Präsident Lunow mit einflussreichem Fanvertreter im Team
Dr. Lunow, 71 Jahre alter Mediziner, ist seit drei Jahren Präsident des e.V. Er war zuvor Schatzmeister, wurde 2022 zum Nachfolger von Reinhard Rauball gewählt.
Lunow ist bundesweit wenig bekannt und dürfte daher als nahezu chancenlos gelten, sollte es bei der Mitgliederversammlung im November 2025 zu einer Kampfabstimmung kommen. Aber zu seinem Team, das der aktuelle Präsident vorstellte, gehört außer Dr. Sabine Aldermann (aktuell im Beirat, der die Geschäftsführung kontrolliert) auch Jakob Scholz an.
Scholz sitzt im Vorstand der Fan- und Förderabteilung des BVB. Er ist hoch angesehen in der Fanszene und bestens vernetzt. Unter den Fans, die Scholz vertritt, gibt es viele, die ihr Stimmrecht bei Mitgliederversammlungen ausüben, und die der Geschäftsführung durchaus kritisch gegenüberstehen. Das zeigte sich etwa bei den Protesten gegen die Partnerschaft mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall.
Fanbündnis: “Trotzdem kein Grund zum Feiern”
Das Fanbündnis “Südtribüne Dortmund” schrieb nach dem Ende der letztlich sportlich noch erfolgreichen Saison, dass es “trotzdem keinen Grund zum Feiern” gebe.
Kritisiert werden etwa “Machtspielchen hinter den Kulissen”, “Indiskretionen gegenüber der Presse”, die “unwürdige Entlassung von Trainer Sahin im Kabinentrakt von Bologna” und die “wiederholt peinlichen Einlassungen des ‘externen Beraters’ Matthias Sammer im TV”.
Das Bündnis, dem auch die größte Ultra-Gruppierung des Vereins, “The Unity”, angehört, fordert: “Die handelnden Personen müssen sich im Sommer dringend die Frage stellen, wofür Borussia Dortmund stehen soll: auf dem Platz und darüber hinaus.”
Lunow fordert “starkes neues Miteinander”
Auch in der Mitteilung des Präsidenten Lunow zur erneuten Kandidatur finden sich Hinweise auf Streitpunkte. So heißt es, dass es ein “starkes neues Miteinander” brauche.
Watzke will neue Lage mit Gremien besprechen
“Es ist das gute Recht von Reinhold Lunow, sich für das Präsidentenamt zu bewerben. Ich werde mit den Gremien des BVB die Ableitungen daraus besprechen”, sagte Hans-Joachim Watzke der Sportschau. Die Frage, ob er kandidieren werde, ließ er offen.
Retter vor Insolvenz, Klopp als Meisterstück
Der 65 Jahre alte Watzke war Schatzmeister beim BVB, ehe er 2005 als Nachfolger von Gerd Niebaum in die Geschäftsführung aufrückte und maßgeblich eine Insolvenz verhinderte. Die Verpflichtung des Trainers Jürgen Klopp im Jahr 2008 gilt als sein sportliches Meisterstück, wirtschaftlich stiegen die Dortmunder unter Watzke zur zweiten Kraft in Deutschland hinter dem FC Bayern München auf.
Viel Einfluss Watzke in der UEFA
Watzke ist Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga und als stellvertretender Sprecher des DFL-Präsidiums qua Amt Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes. Für den DFB sitzt er im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union UEFA.
Eine wichtige Position im Verein ist Voraussetzung, um auch in Gremien von Verbänden vertreten zu sein. Da Watzke noch Geschäftsführer sein wird, wenn die DFL im September zu ihrer Generalversammlung und der DFB im November zu seinem Bundestag zusammenkommen wird, sind seine Posten nicht gefährdet.
Bei der UEFA wurde Watzke gerade erst Anfang April im Amt eines Vizepräsidenten bestätigt. Vor wenigen Tagen wurde nach einer Sitzung des Exekutivkomitees in Bilbao bekannt, dass er nun auch stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Klubwettbewerbe und somit noch mehr Einfluss bekomme.
In der Kommisssion für Klubwettbewerbe wird unter anderem die Champions League ausgestaltet und somit auch viel Geld verteilt.