Coach gibt Tipps – „Training darf kein Zwang sein“ | ABC-Z

Berlin. Piet Könnicke war einer der besten deutschen Straßenläufer, coacht als Trainer das Morgenpost-Laufteam – und sagt, was das Wichtigste ist.
Stress abbauen, Selbstfürsorge, in der Natur sein oder die eigene Fitness zu verbessern – die Gründe, warum Menschen laufen, sind verschieden. Wichtig ist, sagt Piet Könnicke, dass man seine eigene Motivation findet – und nicht nur läuft, weil der Nachbar es auch tut. Könnicke ist seit zwölf Jahren Lauftrainer und betreibt in Potsdam eine Laufschule. „Für mich ist es eine Möglichkeit, meine Leidenschaft zu teilen“, sagt er. „Vor allem bekomme ich enorm viel zurück von meinen Athleten und kann an ganz verschiedenen Erfolgsgeschichten Teil haben.“ Das soll er nun auch beim Morgenpost-Laufteam tun und die Läuferinnen und Läufer in den nächsten Monaten auf den Berliner Morgenpost Great 10K im Oktober vorbereiten.
Zu dem Team gehören Menschen, die gerade erst mit dem Sport anfangen, aber auch erfahrene Marathon-Läuferinnen. Janine Kühnapfel ist im vergangenen Jahr ihren ersten Marathon in Berlin gelaufen. Als Alleinerziehende wollen sie anderen Müttern Mut machen, mit dem Laufen zu beginnen. „Man hat oft das Problem, erstmal zu starten. Der Schweinehund muss überwunden werden“, sagt die 36-Jährige.
Sie selbst habe im vorletzten Jahr wieder mit dem Laufen angefangen. „Ich habe damals 81 Kilo gewogen und gesagt, jetzt muss Schluss sein“, erzählt sie. Inzwischen hat sie mehr als zehn Kilo abgenommen und hofft im Coaching mit Piet Könnicke und dem Morgenpost-Laufteam nun darauf, ihr Wissen übers Training weiter zu vertiefen.
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Laufen: Im Training ist die Balance entscheidend
Könnicke kann aus seiner Erfahrung einiges erzählen. Mit 14 Jahren kam er selbst zum Laufen, durch einen Klassenkameraden, der damals Geher war. Weil ihn dessen Erfolg so beeindruckte, ging er eines Tages mit zum Training, lief mit dem Trainer zusammen zwölf Kilometer – und blieb danach dem Sport treu. Mit seinen eigenen Erfolgen finanzierte er sich später sogar sein Studium. Aber nicht immer lief alles glatt. Er kennt es auch, zu viel zu trainieren und schließlich einen Punkt zu erreichen, wo kaum noch etwas geht. „Ich war im Keller und habe ewig gebraucht, wieder rauszukommen“, sagt er. Entscheidend ist daher die Balance im Training, zwischen Belastung und Erholung.

Bereitet die Läuferinnen und Läufer auf den Berliner Morgenpost Great 10K vor: Trainer Piet Könnicke.
© FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer
Für ihn selbst, sagt der 55-Jährige, bedeute Laufen heute Freiheit. Sein Handy oder Kopfhörer lässt er bewusst zu Hause, um keine Ablenkung oder Störfaktoren zu haben. Und obwohl Könnicke, der früher zu den besten deutschen Straßenläufern zählte, bis heute schnell unterwegs ist, betont er auch: „Laufen hat nichts mit Tempo zu tun, sondern mit Rhythmus.“
In seinem Coaching geht es deshalb auch darum, sich besonders auf den Laufrhythmus zu konzentrieren, teilweise auch mal in einem ungewohnten Rhythmus zu joggen, also mit sehr kurzen oder übertrieben langen Schritten. „Auf der Straße oder im Wald soll es rollen“, sagt Könnicke. „Aus solchen Motorikläufen hole ich mir das her.“ Zudem stecke man als Läufer in jeden Schritt Energie – Ziel ist es deshalb, zu lernen, auch das Optimum herauszuholen.
Tipps zum Laufen: Training soll vor allem Spaß machen
Als Ziel seiner Arbeit benennt es der 55-Jährige, der im vergangenen Jahr den Berliner Altersklassenrekord im Marathon verbessert hat, auch, zu vermitteln, wie vielfältig Laufen sein kann. Neben Dauerläufen, in ruhigem Tempo, sodass Gespräche möglich sind, gibt es etwa Intervalle, Berganläufe, sogenannte Fahrtspiele in wechselnder Geschwindigkeit oder Tempodauerläufe.
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Bei all den Optionen betont Könnicke aber: „Training darf kein Zwang sein, Training darf kein Druck sein.“ Stattdessen solle das Laufen in erster Linie Spaß machen. Wenn es verschiedene Trainingsoptionen gibt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, rät er Sportlern deshalb, die Möglichkeit zu wählen, die ihnen am meisten Freude bereitet.

Beim Lauftraining lernen die Sportler, sich besonders auf den Rhythmus zu konzentrieren.
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Ähnliches sagt er auch mit Blick auf Trainingspläne. Diese könnten helfen, um eine Struktur zu bekommen. Aber wenn sie für dauerhaften Druck sorgen, solle man auch den Mut haben, sein Ziel zu korrigieren. „Es ist keine Schande, Ziele zu ändern und neu zu definieren“, sagt er – etwa dann, wenn sich die äußeren Bedingungen verändern und plötzlich weniger Zeit bleibt. „Laufen soll Lebenssituation bereichern, nicht einschränken“, so Könnicke.
Lauftrainer rät: „Lasst euch nicht kleinmachen“
Als Läufer wie auch als Trainer hat der 55-Jährige auch gelernt: Misserfolge gehören dazu. Als Coach sei er bei verfehlten Zielen genauso unzufrieden, wie die Athleten selbst, erzählt er. „Ich überlege dann auch, was hätten wir anders machen können, und leide ein Stück weit mit.“ Gleichzeitig seien es die Misserfolge, die ihn besonders fordern würden. „Das motiviert mich dann noch mehr“, so Könnicke.

Das Laufteam der Berliner Morgenpost startet im Oktober beim beliebten Lauf Great 10K in Berlin.
© FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer
Allen Läufern und Läuferinnen, die an Events wie dem Berliner Morgenpost Great 10K teilnehmen, gibt der Experte noch mit: „Finisher-Medaillen sind für mich alles Goldmedaillen. Keiner weiß, wie es euch geht oder wie eingeschränkt ihr wart, keiner kann sagen, ob das eine gute oder schlechte Wettkampfleistung war.“ Der einzige, der sich ein Urteil über ein Ergebnis erlauben dürfe, sei der Läufer oder die Läuferin selbst, so Könnicke. Allen, die andere Situationen erleben, sagt er deshalb: „Lasst euch nicht kleinmachen.“
Der Berliner Morgenpost Great 10K findet am 12. Oktober mit Start und Ziel am Schloss Charlottenburg statt, zur Auswahl stehen zehn Kilometer oder die Kurzdistanz über 4,2 Kilometer. Alle Details zum Laufevent gibt es unter berlin-laeuft.de/great10k