Geopolitik

Baden-Württemberg: Cem Özdemir zum Grünenspitzenkandidaten in Baden-Württemberg gewählt | ABC-Z

Cem Özdemir soll die baden-württembergischen Grünen in die Landtagswahl im kommenden März führen. Beim Landesparteitag in Heidenheim wählten die Delegierten den früheren Bundeslandwirtschaftsminister mit 97 Prozent der Stimmen zum Spitzenkandidaten. 194 Delegierte stimmten für ihn, drei gegen ihn, drei enthielten sich. 

Mit dem Ziel, weiterhin stärkste Regierungspartei zu bleiben, will die Partei unter Özdemirs Führung Geschichte schreiben: Er soll nach 15 Jahren Winfried Kretschmanns Amtszeit der zweite grüne Ministerpräsident Deutschlands werden.

Die Landtagswahl findet am 8. März 2026 statt. Kretschmann, der seit 2011 als erster grüner Ministerpräsident regiert und die CDU nach fast 60 Jahren ablöste, tritt nicht mehr an.

Umfragen sehen CDU vorn

Mit Landespolitik hat Özdemir bislang wenig Erfahrung. Seit 1981 ist er Mitglied der Grünen, von 2008 bis 2018 war er Bundesvorsitzender der Partei. 1994 wurde er zum ersten Mal in den Bundestag gewählt – als erster Abgeordneter mit türkischen Wurzeln. 

Der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister muss sich im Wahlkampf gegen den Partei- und Fraktionschef der Südwest-CDU, Manuel Hagel, durchsetzen. Hagel wurde bereits am vergangenen Wochenende von seiner Partei zum Spitzenkandidaten gewählt.

Mehrere Monate vor der Wahl steht Özdemir allerdings vor einer schwierigen Ausgangslage. Umfragen zufolge könnte die CDU die Landtagswahl deutlich vor den Grünen gewinnen. In der jüngsten Befragung von SWR und Stuttgarter Zeitung landeten die Grünen mit 20 Prozent auf Platz zwei hinter der CDU mit 31 Prozent und dicht gefolgt von der AfD mit 19 Prozent. 

Besser sind allerdings Özdemirs persönliche Umfragewerte. Könnten die Menschen im Land den Regierungschef direkt wählen, würde der Grüne deutlich gewinnen: Einer aktuellen SWR-Umfrage zufolge wünschen sich 39 Prozent der Befragten Özdemir als Ministerpräsidenten. Seinen CDU-Konkurrenten Hagel wünschen sich mit 18 Prozent nicht einmal halb so viele Befragte. 

Kretschmann: “Özdemir ist aus Ministerpräsidenten-Holz”

Er wolle kein Erbe oder keine Thronfolge antreten, sagte Özdemir in seiner Bewerbungsrede. “Ich will für Baden-Württemberg ein neues Kapitel aufschlagen.” Er wolle im Wahlkampf klare Kante, aber auch eine ausgestreckte Hand zeigen. “Ich werde im Wahlkampf nicht dazu beitragen, unsere Heimat weiter auseinanderzudividieren, die Menschen gegeneinander aufzubringen”, sagte Özdemir.

Kretschmann hatte seinen potenziellen Nachfolger zuvor in seiner Rede als bodenständig, pragmatisch, heimatverbunden und zugleich weltoffen gelobt. Özdemir sei “aus Ministerpräsidenten-Holz” geschnitzt, sagte Kretschmann. Das Land brauche eine Führungspersönlichkeit, die es vom ersten Tag an führen könne. 

Neues Wahlrecht

Bei der AfD soll ab Ende Mai über den Spitzenkandidaten entschieden werden. Die SPD will ihre Landesliste am 5. Juli in Fellbach wählen. Für den Tag plant auch die FDP in Pforzheim ihre Wahl. Die Linke folgt am 19. Oktober in Leinfelden-Echterdingen.

Auf dem Parteitag in Heidenheim wollen die Grünen außerdem die Rangfolge ihrer Landesliste für die Landtagswahl festlegen. Das ist ein Novum, bei der Wahl gilt zum ersten Mal ein neues Wahlrecht. Es sieht neben der Erststimme für den Wahlkreiskandidaten auch eine Zweitstimme für die Landesliste einer Partei vor.

Hinweis: In einer früheren Fassung hieß es, die Grünen kämen in einer aktuellen Umfrage von SWR und “Stuttgarter Zeitung” auf Platz drei hinter CDU und AfD. Tatsächlich kommt die Partei laut der Befragung auf Platz zwei hinter der CDU. Wir haben die Passage korrigiert.

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