Taschenanhänger-Trend: Von Kitsch zu Stil – Stil | ABC-Z

Für sie: Cooler Kitsch
Ein Trend, der Social Media und Zara-Filialen flutet: Taschenanhänger. Man nehme eine teure Handtasche, am besten eine Birkin Bag von Hermès, und versehe sie mit vielen Anhängern. Den Millennials unter uns kommt das alt vor, gab es das doch vor ungefähr 15 Jahren schon mal. Alle Luxuslabels dieser Welt verkauften neben ihren Taschen auch noch passende Anhänger, kleine Monster aus Pelz gab es bei Fendi. Damit wären wir auch schon beim größten Unterschied zwischen dem Original und der Wiederholung heute: Damals trug man so was mit erbärmlichem Ernst, weil die Dinger so viel kosteten wie anderer Leute Jahresgarderoben. Kitsch waren sie natürlich trotzdem, genauso wie die billigen Varianten von heute.
Am gelungensten ist der Look also, wenn man so aussieht, als käme man gerade von der Kirmes und habe eine Handvoll Polyester-Teddys aus dem Kran-Spielautomaten gefischt – dieser Anhänger des portugiesischen Tand-Herstellers Parfois ist ein gutes Beispiel. Nahrungsmittel aus Plastik, von der Tomate bis zur Brezn, sind auch ein modernes Bag-Tag-Thema. Aber woher kommt dieser plötzliche Hang zum Plunder? Wir können es uns nur mit der allgemeinen Langeweile am guten Geschmack erklären, den ja jetzt jeder hat – und der auch längst Kitsch ist. Reiche amerikanische Ladies zum Beispiel geben mehr als 900 Euro für einen Leder-Tag aus, der mit dem Porträt des eigenen Haustiers handbemalt wird (loganreal.com). Alles geht also. Nur sich und seine Handtasche total ernst zu nehmen, das wäre wirklich schlechter Geschmack.
Für ihn: Retro-Rasseln
Schlüsselbund und Schlüsselanhänger gehören zu den wenigen Accessoires, mit denen ein Gentleman ganz nebenbei seinen Geschmack oder auch ein bisschen stilistischen Übermut demonstrieren kann. Ähnlich wie Sonnenbrille, Geldbeutel und Uhr, sind es vorrangig funktionale Begleiter, die aber natürlich ganz individuell verfeinert sein müssen, denn das rundet dann beiläufig – beim Griff in die Tasche, beim kurzen Ausleihen an andere Menschen, beim Liegenlassen auf dem Tisch – den gesamten Auftritt eines Mannes ab. Wie für alle Accessoires gilt hier besonders: Sie sollten immer noch eine Qualitätsstufe höher gewählt sein als das eigentliche Outfit, schließlich werden sie jeden Tag benutzt und gehören sozusagen zu den Elementardingen. Gleichzeitig hat man selbst den Schlüssel so oft in der Hand, dass er einem dabei doch bitte Freude machen soll – ausschließlich nüchtern funktionale Lösungen sind deshalb also eine eigentlich vergebene Chance auf ein paar gute Momente am Tag.

Vom kleinen Innsbrucker Kreativteam Montamont A. T. C., das sich seit Jahren mit alpiner Retro-Ästhetik beschäftigt, kommt aktuell dieser Vorschlag für einen heiteren Schlüsselanhänger (limitiert auf 100 Stück) – ein alter Fiat Panda und ein Pizzakarton, sozusagen die Summe eines italienischen Glücksgefühls. So ein verspieltes Anhängsel aus Soft-Emaille und vergoldetem Metall macht zuverlässig eine Sekunde lang Freude, wenn man es auf dem dunklen Rucksackboden entdeckt oder aus der Jackentasche zieht. Gleichzeitig ist ein derart plakatives Kleinod ein guter Gesprächsaufhänger: Italien, erstes eigenes Auto, Urlaub – manche Schlüsselanhänger öffnen eben nicht nur Türen, sondern auch Münder und Herzen.