“Burgtheater” von Elfriede Jelinek: Das Skandalstück | ABC-Z

Dafür wurde Jelinek 40 Jahre gehasst. Nun eröffnet “Burgtheater” die Wiener Festwochen.
© Tommy Hetzel/Wiener Festwochen
Das Jahr 1985 wurde für die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek zum Wendepunkt. Bis dahin war sie in ihrer Heimat als abseitige, leicht perverse Experimentalliteratin nur beiläufig verachtet worden, aber von nun an wurde sie hauptamtlich gehasst. Denn damals wurde ihr Stück Burgtheater uraufgeführt, zwar im fernen Bonn, aber Österreich wurde rasch aufmerksam auf die Aggression, die das Stück enthielt – und das Land schlug hart zurück. Jelinek verhöhnt nämlich das liebste Mittel der österreichischen Daseinsbewältigung, die Verdrängung. Konkret geht es um ein legendäres Schauspielerehepaar, Paula Wessely und Attila Hörbiger, das auch nach dem “Anschluss” mit dem Wohlwollen der Nazis das Wiener Bühnenleben beherrschte, sich nach Hitlers Tod aber als familiäre Widerstandszelle zu inszenieren verstand.