Zahl antisemitischer Vorfälle in Berlin hat sich 2024 laut Recherchestelle verdoppelt | ABC-Z

Statistik für 2024
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Rias Berlin zählt doppelt so viele antisemitische Vorfälle wie im Vorjahr
Beleidigungen, Beschädigungen, Bedrohungen: Antisemitische Vorfälle haben sich in Berlin 2024 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, wie Zahlen der Recherchestelle Rias zeigen. Drei Bezirke sind den Angaben zufolge besonders betroffen.
Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (Rias) hat im vergangenen Jahr 2.521 antisemitische Vorfälle in der Hauptstadt registriert. Das war die höchste Zahl seit Beginn der Erfassung und es waren etwa doppelt so viele Taten wie 2023, als insgesamt 1.270 Vorfälle gezählt wurden, wie Rias am Dienstag im Jahresbericht für 2024 mitteilte.
Dem Bericht nach hatten knapp 44 Prozent der Vorfälle (1.101) einen Bezug zum Überfall der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 und das anschließende Kriegsgeschehen gehabt, stellte Rias in dem 92 Seiten umfassenden Bericht fest.
Berliner Innenstadtbezirke besonders betroffen
Viele registrierte Vorfälle sind demnach Beleidigungen in Mails oder auf Internet-Plattformen. Aber es gebe auch gezielte Beschädigungen, Anfeindungen und Beleidigungen von Angesicht zu Angesicht sowie 53 dokumentierte Angriffe und zwei Fälle von extremer Gewalt. Unter den 99 dokumentierten Sachbeschädigungen seien 54 Beschädigungen von Gedenkorten.
Betroffen war vor allem der Berliner Innenstadtbereich und dort die Bezirke Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln, wie es hieß. Rias berichtete von 45 Vorfällen, bei denen jüdische und israelische Kinder in der Schule, auf der Straße oder auf dem Sportplatz angefeindet worden seien. 208 Demonstrationen mit antisemitischen Parolen, Reden oder Plakaten wurden registriert. Die meisten davon gehörten zum Spektrum des antiisraelischen Aktivismus, also der Pro-Palästina-Bewegung.
Kiziltepe sieht “Jüdinnen und Juden in unserer Stadt unter Druck”
Antisemitische Botschaften online wie offline seien gewaltvoller und enthemmter geworden, hieß es weiter. Sie würden Androhung von Gewalt, Vernichtungsfantasien oder Befürwortungen der Schoah enthalten. Pro Woche habe es im Schnitt vier Versammlungen mit antisemitischen Vorkommnissen gegeben. Laut Rias wirken sich die vielen Vorfälle weiter einschränkend auf den Alltag von Israelis, Jüdinnen und Juden aus.
“Die aktuellen Zahlen von Rias Berlin sind erschütternd: Allein im ersten Halbjahr 2024 gab es bereits mehr antisemitische Vorfälle als im gesamten Jahr zuvor. Fast jeden Tag werden in Berlin mehrere antisemitische Taten gemeldet”, teilte die zuständige Senatorin für Vielfalt und Antidiskriminierung, Cansel Kiziltepe, in einer Mitteilung am Dienstag mit. Es müsse alarmieren, “wie sehr Jüdinnen und Juden in unserer Stadt unter Druck stehen”. Sie mahnte entschlossenes Handeln dagegen an.
Sendung: rbb24, 20.05.2025, 13:00 Uhr