Trump kuscht vor Putin – und lässt Ukraine eiskalt fallen | ABC-Z

Washington. US-Präsident verspricht Frieden – und liefert Kapitulation. Warum sein Telefonat mit dem Kreml-Herrscher das Blutvergießen nicht stoppt.
Manchmal dauert es einen Moment, bis man das Kabuki-Theater in der amerikanischen Regierungspolitik durchschaut hat. Aber dann ist es sonnenklar: Donald Trump hat sich entschieden. Er will im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine kein ehrlicher Makler mehr werden. Er will allenfalls noch Geld an der Sache verdienen. Und sich ansonsten raushalten.
Trump steht auf der Seite des Aggressors
Das Fazit des zweistündigen Schaulaufens mit Wladimir Putin am Telefon lässt abseits aller Bromance-Allüren (guter Spirit, man sprach sich mit dem Vornamen an etc.) keinen anderen Schluss zu: Trump steht auf der Seite des Aggressors, nicht der des Angegriffenen.
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Weder wird Amerika in Verhandlungen über die Aufnahme von Friedensverhandlungen eine dringend benötigte Schiedsrichter-Rolle einnehmen und programmiertes Foul-Spiel des Kreml durch die Rote Karte knallharter Wirtschafts-Sanktionen ahnden. Noch ist klipp und klar tabuisiert, dass Russland nicht mehr länger Hunderte ukrainische Zivilisten nachts aus ihren Betten bomben darf.
Trump wollte Ukraine-Krieg beenden und scheitert fundamental
Das Geraune von der Trump angeblich ausgehenden Geduld mit „Zocker” Putin, der ihn und die Welt mit seinen Spielchen hinhält, war am Ende leeres Gewäsch. Trump hat in Wahrheit unerschöpfliche Geduld mit dem Tyrannen, dessen Machtfülle er zutiefst bewundert. Darum wird es keine US-Strafmaßnahmen geben, die dem Kreml wirtschaftlich wirklich die Beine gebrochen hätten. Und die Ukraine wird nicht militärisch auf hohem Niveau verteidigungsfähig gehalten.
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Dass der US-Präsident, der vor Monaten voller Hybris versprach, diesen Krieg binnen eines Tages zu beenden, nicht mal Putins Einwilligung in einen bedingungslosen 30-tägigen Waffenstillstand erreichen konnte, offenbart die wahren Machtverhältnisse. Der Amerikaner ist fundamental gescheitert. Er tanzt nach Moskaus Pfeife.
Putin will keinen Frieden, Trump akzeptiert
Trump lässt sich bereitwillig diktieren, unter welchen (für Kiew und Europa eindeutig unannehmbaren) Bedingungen Moskau über die Modalitäten einer etwaigen Beendigung des von Moskau begonnenen Krieges zu sprechen bereit wäre. Geht’s noch grotesker? Hatte Trump nicht erst am Wochenende getönt, er müsse und werde sich schleunigst persönlich mit Putin treffen, um die Dinge endlich ins Lot zu bringen und das „Blutbad“ zu beenden? Von dieser Begegnung ist keine Rede mehr.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Putin will absolut keinen Frieden. Und Trump hat das endgültig akzeptiert. Er hofft stattdessen auf gute Geschäfte, wenn die Waffen irgendwann schweigen sollten. Jämmerlicher hat in der jüngeren Vergangenheit noch kein US-Präsident den Schwanz eingezogen und sich vor schreiendem Unrecht vom Acker gemacht.
Nach Gebietseroberungen kommt Diktat-Frieden
Es wäre früher undenkbar gewesen, dass sich ein russischer Präsident vor Washington ungestraft als Friedensengel darstellen kann, obwohl er in Wort und Tat das Gegenteil verkörpert.
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Putin lehnt den Waffenstillstand, den Kiew bereit ist sofort einzugehen, rigoros ab. Er braucht die Zeit, um dem Nachbarland Schritt für Schritt Souveränität und Selbstbestimmung abzuverhandeln. Dazu gehören für ihn Truppen-Abzüge. Und der Verzicht auf von Moskau unter den Nagel gerissene Gebiete. Erst danach soll ein Diktat-Friedensvertragsentwurf auf den Tisch kommen. Kiew kann und wird das niemals mittragen.
Umso mehr kommt es jetzt auf die messbare und entschlossene Hilfe der Europäer an. Trump hat die Ukraine aufgegeben. Merz, Macron, Meloni und Starmer dürfen dem Beispiel nicht folgen.