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Rückgang der Schweinswale in der Ostsee: Ursachen und Schutzmaßnahmen – Wissen | ABC-Z

Die Anzahl der Schweinswale in der Ostsee sinkt. „Die Population geht stark zurück“, sagte die Leiterin der Landesstelle Ostseeschutz des Nabu, Dagmar Struß, der dpa. Allein von 2016 bis 2022 ist die Anzahl der Gewöhnlichen Schweinswale (Phocoena phocoena) in der westlichen Ostsee laut einer 2023 veröffentlichten Schätzung von rund 42 000 auf etwa 14 000 Exemplare geschrumpft. Forscher schätzten den jährlichen Rückgang seit 2005 in einer 2024 veröffentlichten Arbeit auf 2,7 Prozent.

Einen weiteren Bestand gibt es in der inneren Ostsee, der bis in die Gewässer um Rügen und am Darß vorkommt, wie das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund auf Anfrage mitteilte. Dort lebten nur noch etwa 100 bis 1000 dieser Schweinswale, die auch Kleine Tümmler genannt werden und bis zu 1,80 Meter lang werden. Diese Population gilt als akut von Aussterben bedroht. Weit mehr Schweinswale gibt es in der Nordsee, dort wird der Bestand noch auf mehr als 300 000 Exemplare geschätzt.

Laut Struß hat der Rückgang des Schweinswals in der Ostsee zahlreiche Gründe: „Die Stellnetzproblematik liegt ganz vorne, aber gleichzeitig ist es so, dass die Lebensräume auch immer weniger werden“, sagte die Nabu-Expertin. So verheddern sich die Tiere oftmals in Netzen und ertrinken. Überdies schwinde in der Ostsee der Fischbestand: „Wenn die Fischerei ihre Existenz schon nicht mehr sicher kann, dann wird es auch für den Schweinswal knapp“, sagte Struß. Die Tiere müssten rund um die Uhr nach Nahrung suchen und seien dabei sehr anfällig für Störungen.

Der Klimawandel verschärft die Probleme

Gerade in Regionen, wo es viel Lärm im Meer gebe – etwa durch Schiffe oder andere menschliche Aktivitäten –, seien die Tiere schlechter ernährt, so Struß. Denn bei der kleinsten Störung würden Schweinswale, anstatt nach Nahrung zu suchen, sich am Meeresboden still verhalten und abwarten, bis die Störquelle wieder verschwunden sei.

„Es ist so, dass die Probleme schon vorher da waren, aber der Klimawandel verschärft diese noch mal“, sagte Struß. So jagen Schweinswale unter anderem Hering. Wenn diese Heringe allerdings aufgrund des Klimawandels früher schlüpfen, keine Nahrung finden und dann verhungern und zudem noch überfischt werden, können sie auch nicht als Nahrung für die Schweinswale dienen. Zudem führe die Überfischung dazu, dass Populationen zu klein werden, als dass sich einzelne Tiere an die neuen Bedingungen durch den Klimawandel anpassen könnten.

Nach Angaben des Deutschen Meeresmuseums ist es zum Schutz der Schweinswale wichtig, Beifang vermindernde Fangmethoden in der Fischerei zu entwickeln und einzusetzen. Gerade der ungewollte Beifang in Stellnetzen sei die häufigste Todesursache der Tiere.Generell würden Schweinswale von einer sauberen Ostsee mit wenig Chemikalien profitieren – und auch von ruhigen Zonen, in denen Unterwasserlärm durch Menschen vermieden wird, hieß es.

Die Nabu-Expertin Struß plädierte überdies für einen Nationalpark Ostsee. „Einzelne Flicken im Meer, wo nicht gefischt werden darf, sind gut, aber viel zu wenig“, sagte sie. „Alle, die in irgendeiner Form negative Einflüsse auf die Ostsee haben, müssen sich ein Stück weit zurücknehmen.“ Der Schweinswal stehe exemplarisch für den Zustand der Ostsee und für ihre Schutzbedürftigkeit.

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