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Bayer, Bayern und BVB: Das sind die X-Faktoren der Titelanwärter | ABC-Z

Bundesliga-Reportage: Ich habe 3 Titelanwärter live gesehen: Das sind die X-Faktoren von Bayer, Bayern und BVB

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Die neue Bundesliga-Saison hat ihr erstes Wochenende hinter sich. Unser Reporter Dominik Rosing hat an drei Tagen drei Meisterkandidaten gesehen. Er erklärt, welche Qualität für das jeweilige Team im Titelrennen steht – und er wagt eine klare Prognose.

Drei Spiele an drei Tagen, drei große Titelanwärter. Das Wochenende des Bundesliga-Auftakts war für mich prall gefüllt und actionreich.

  • Am Freitag ging es nach Mönchengladbach, wo der amtierende Meister Bayer Leverkusen die neue Saison feierlich eröffnete.
  • Samstag hatte ich in Dortmund ein Heimspiel mit der Partie des BVB gegen Eintracht Frankfurt.
  • Den Abschluss bildete am Sonntag der FC Bayern mit seinem Gastspiel im niedersächsischen Wolfsburg.

Welches dieser Teams hat beim Saisonstart am meisten überzeugen können? Wer hat noch eklatante Schwächen? Meine Erkenntnisse aus meinem persönlichen Bundesliga-Triple.

Bayer Leverkusen

Sie haben das Momentum aus der Vorsaison einfach mit in die neue Spielzeit genommen. Den Meister umgibt die Aura der Unbesiegbarkeit. Das, was den FC Bayern über Jahrzehnte auszeichnete, dieser unendliche Glaube an die eigene Qualität, hat Xabi Alonso seiner Mannschaft implementiert.

3:2 gegen Gladbach, Siegtreffer in der 101. Minute nach VAR-Elfer. Ist das „typisch Bayer“?

Was für Leverkusen spricht: Aura der Unbesiegbarkeit

Manche nennen es Dusel, wie Leverkusen dieses absurde Spiel in Gladbach gewonnen hat. Manche nennen es Glück. Erfolg ist aber kein Glück. Wenn du als Mannschaft so oft noch kurz vor Schluss die Partie zu deinen Gunsten entscheiden kannst, ist das eine meisterliche Qualität.

Eine Qualität, für die aber selbst Alonso „keine Erklärung“ hat, wie er nach dem Spiel sagte. „Das ist Fußball. Das passiert für uns oft […]. Wir haben die große Mentalität, um wiederzukommen.“

Spielerisch hat die Werkself noch Luft nach oben – auf einen Geniestreich von Florian Wirtz oder ein wöchentliches Traumtor von Granit Xhaka darf sich das Team nicht verlassen. Es braucht mehr Spielkontrolle und Ruhe, wie auch Alonso analysierte.

Irgendwann wird die Serie reißen, irgendwann hat der Gegner mehr Glück. So lange aber können die Leverkusener noch auf ihrer Erfolgswelle reiten und schauen, wie weit sie in dieser Saison getragen werden.

Borussia Dortmund

Spielglück hatte auch der BVB. Wie geht dieses hart umkämpfte Duell mit der Eintracht aus, wenn Fares Chaibi den Ball in der 71. Minute aus drei Metern ins leere Tor unterbringen kann? Im direkten Gegenzug trifft Jamie Gittens schließlich traumhaft zur Führung. 

Wenig später unterläuft Waldemar Anton nach einer Slapstick-Aktion im eigenen Sechzehner beinahe das Eigentor zum möglichen Ausgleich. Wie sprechen wir dann über dieses Spiel?

In zehn Monaten spricht niemand darüber, wie der BVB dieses Spiel mit 2:0 gewonnen und die drei Punkte einkassiert hat. Das weiß auch Trainer Nuri Sahin, der eine erfolgreiche Bundesliga-Premiere an der Seitenlinie feiern durfte.

Während die erste Halbzeit noch recht träge war und sämtliche Torgefahr fehlte, wurde der BVB im zweiten Durchgang weitaus mutiger und ideenreicher. „Mit jeder Minute, mit jeder Aktion wurden die Jungs ein bisschen freier. Das ist auch normal, wenn etwas Neues losgeht“, erklärte Sahin.

Was für den BVB spricht: Kaderbreite und Sahins Händchen

Geholfen haben auch die Wechsel, die der Trainer getätigt hat. „Alle Wechsel haben gezündet“, sagte selbst Sahin. Jamie Gittens wird mit seinem Doppelpack zum Matchwinner, Ramy Bensebaini rettet kurz vor Schluss mit einer Heldengrätsche die Führung. Sahin beweist das richtige Händchen. 

Es zeugt aber auch von der Kaderqualität, insbesondere in der Breite. Auf nahezu jeder Position kann der Trainer namhaft nachlegen und mit unterschiedlichen Spielertypen für Abwechslung sorgen. Torjäger Serhou Guirassy, der aktuell noch verletzungsbedingt fehlt, wird auch noch zum Team stoßen. Das sollte der Konkurrenz Angst machen!

„Über die Saison – wenn du erfolgreich sein willst – musst du von der Bank Qualität bringen, weil die Schere meistens nach 60, 70 Minuten aufgeht“, sagte Sahin. Ist das in diesem Jahr Dortmunds X-Faktor?

FC Bayern

Auch bei den Münchnern feiert der Trainer seinen erfolgreichen Bundesliga-Einstand. Vincent Kompany soll die Bayern zurück auf die Erfolgsspur bringen. Dass das gar nicht so einfach ist, zeigt das wilde Duell gegen den VfL Wolfsburg.

1:0-Pausenführung, plötzlich drehen die Hausherren das Spiel, dann schlägt der FCB wieder zurück und gewinnt mit 3:2. Wer ist an diesem sonnigen Nachmittag in der Volkswagenarena der größere Gegner: die Wölfe oder man selbst?

Besonders die Defensive der Bayern wackelt gehörig und lädt den VfL förmlich ein. Meistertauglich ist das noch nicht.

Was für den FC Bayern spricht: Weltklasse in der Offensive

Dass die Bayern dieses Spiel trotzdem gewinnen, liegt an der enormen Qualität in der Offensive – und an der Mentalität. Diese heben zumindest die bayerischen Akteure geschlossen hervor. Die sportliche Reaktion auf den Wolfsburger Doppelschlag spricht Bände.

Sie ist aber auch nur möglich, weil die Bayern in Jamal Musiala, Harry Kane und Serge Gnabry Unterschiedsspieler in der Offensive haben. Leroy Sané wird ebenfalls noch dazustoßen, Neuzugang Michael Olise wird sich auch noch besser eingewöhnen. 

Die Bayern sind zu jeder Zeit in der Lage, das Tempo anzuziehen und den Ball in die Füße der Superstars zu legen. Diese Weltklasse hat sonst niemand in der Bundesliga.

Und dann wäre da noch dieser Thomas Müller, so ein Teufelskerl. Keine zehn Sekunden ist er auf dem Feld, da macht er ein Tor, ohne ein Tor zu machen. Beim Gestocher zum 2:2 ist er entscheidend im Mittelpunkt – auch wenn nur zur Ablenkung. 

Beim Torjubel holt er den Zettel mit Anweisungen für seine Kollegen aus der Buchse. Anfassen will Kollege Joshua Kimmich den nicht. „Haben Sie gesehen, wo sich der Thomas den Zettel hingepackt hat? Den wollte ich dann lieber nicht anfassen“, erklärte er gegenüber Sky. „Ich habe ihm auf jeden Fall nicht gesagt, dass der Zettel in die Unterhose gehen soll“, sagte Trainer Kompany schmunzelnd bei Dazn.

Auch beim 3:2 durch Gnabry ist Müller entscheidend beteiligt. „Dass Thommy da rumkommt, hätte ich nicht erwartet, hat er aber top gemacht. Manchmal macht er Sachen mit seinem Body, das ist schon Wahnsinn“, adelte der Torschütze.

Ganz nebenbei setzt Müller mit seinem 709. Pflichtspiel für den FC Bayern einen Meilenstein und zieht mit dem bisherigen Rekordhalter Sepp Maier gleich. Eine Legende.

RB Leipzig

Wer in dieser Geschichte fehlt? RB Leipzig natürlich. Auch die Sachsen sind ein ganz heißer Anwärter auf den Titel und werden im Meisterrennen definitiv eine Rolle spielen. Allerdings sind sie das einzige Team aus diesem Quartett, das ich an diesem Wochenende nicht live im Stadion verfolgen konnte.

Der 1:0-Heimsieg gegen den VfL Bochum sorgt jetzt nicht gerade für eine Euphoriewelle. Die Leipziger können aber in dieser Saison – und dafür war das Bochum-Spiel ein erster Indikator – auf eine wichtige Eigenschaft setzen: Konstanz.

Was für RB Leipzig spricht: Konstanz und Stabilität

Konstanz führt zu Stabilität und die benötigt eine Mannschaft, um ganz oben angreifen zu können. Trainer Marco Rose geht in seine dritte Saison und kann dabei nahezu auf die gleiche Stammelf wie in der Vorsaison zurückgreifen. Einzig Dani Olmo ist nun weg, der verpasste letztes Jahr aber auch 13 Ligaspiele verletzungsbedingt.

Besonders wichtig (neben dem Verbleib von Xavi Simons): Während in den Jahren zuvor oft Leistungsträger aus der Defensive abwanderten, wurde die Formation in diesem Sommer nicht auseinandergerissen. Dadurch wird das Team von Rose von Beginn an stabiler auftreten. Dieses Jahr werden wir den Fußball sehen, den Rose spielen lassen will.

Meisterprognose

Alle vier Titelanwärter konnten einen erfolgreichen Start in die Saison hinlegen. Vollends überzeugt hat dabei noch keine Mannschaft. Am ehesten in Vorsaison-Form ist der Meister höchstselbst. Das Gladbach-Duell war unangenehm, aber zugleich ein wichtiger Weckruf. Bayer ist gewarnt: Diese Spielzeit sind sie das Team, das es zu schlagen gilt.

Leverkusen ist nach Spieltag eins mein klarer Titelfavorit. Florian Wirtz hat die Mannschaft und die Mentalität treffend beschrieben: “Ein Grund dafür ist, dass viele aus der Mannschaft immer noch bei uns spielen, dass wir einfach wissen, wie wir auftreten wollen. Jeder weiß einfach Bescheid, was die Idee ist, und hat Lust darauf, Spiele zu gewinnen und einfach guten Fußball zu spielen.„

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