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Eishockey-WM 2025: Schweiz besiegt Deutschland – Sport | ABC-Z

Deutschland gegen die Schweiz, Schweiz gegen Deutschland: Kaum eine Paarung bot in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten im internationalen Eishockey mehr Brisanz als diese. Fünfmal standen sich die Nachbarn bei großen Turnieren gegenüber, immer in K.-o.-Spielen; viermal gewann die Mannschaft des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), ehe im vergangenen Jahr die Eidgenossen mal wieder dran waren und sich anschließend WM-Silber holten, so wie das DEB-Team 2023, jeweils nach einem Duell im Viertelfinale.

Bei der WM in Dänemark trafen beide am Donnerstag bereits in der Gruppenphase aufeinander, Deutschland nach drei glatten Siegen als Tabellenführer der Gruppe B, die Schweiz mit sieben Punkten knapp dahinter. Dem „Puckmanagement“, dem sorgfältigen Umgang mit der Scheibe, werde entscheidende Bedeutung zukommen, hatte Bundestrainer Harold Kreis gemahnt. Denn anders als die Norweger zwei Tage zuvor verstünden es die Schweizer, mit guter Lauf- und Schlägerarbeit zu punkten. Kreis sollte recht behalten. Seine Mannschaft leistete sich gegen agile Schweizer viel zu viele Schlampigkeiten und verlor verdient 1:5 (0:0, 0:4, 1:1). „Wir haben die Lücken geöffnet und die Schweizer haben sie gefunden“, sagte der Trainer.

Der Schweizer und die Schweizerin gelten als Reinlichkeit liebende, Unordnung verabscheuende Menschen (siehe „Asterix bei den Schweizern“). Insofern müssten die Nachbarn sich in Herning ganz behaglich fühlen. Denn so eine WM ist eine saubere Sache. Wenn das Spiel dreimal pro Drittel für Werbepausen unterbrochen wird, sausen sofort Helferlein auf flinken Schlittschuhen los: jeweils zehn mit Schneeschaufeln, die den Eisabrieb von der Piste räumen, und noch mal zwei mit Lappen und Scheibenklar, damit die TV-Kameras streifenfreie Sicht durch die Kunstglasbanden haben. Solche fliegenden Putzkommandos würde man sich für zu Hause wünschen.

Immerhin das Eis blieb diesmal in Herning stabil

Über die Sanierungsarbeiten zwischen den Dritteln war in den Tagen davor allerdings heftig gegrummelt worden. Nach der Kritik an der Eisqualität in Herning – DEB-Kapitän Moritz Seider sagte, es sei „schwierig, darauf erstklassiges Eishockey zu spielen“, Torwart Philipp Grubauer warnte vor „sehr hoher Verletzungsgefahr“, Sportdirektor Christian Künast nannte sie gar „einer WM nicht würdig“ – hatte der Weltverband IIHF beschlossen, dass die Drittelpausen jeweils um zwei Minuten verlängert werden: von 15 auf 17. Das Wasser, das in dieser Zeit auf die Eisfläche aufgetragen wird, um Schrammen auszubügeln, soll so mehr Zeit haben, um anzufrieren. Im Spiel der deutschen Mannschaft gegen Norwegen am Dienstag war eine größere Scholle herausgebrochen, die Mannschaften mussten vorzeitig in die Kabinen, bis der Schaden notdürftig repariert war.

Gegen die Schweiz nun also bekamen Mensch und Material erstmals mehr Ruhezeit, und siehe: Das Eis hielt. Das deutsche Spiel war trotzdem alles andere als erstklassig.

Kreis hatte nach dem 5:2-Sieg gegen Norwegen drei Änderungen vorgenommen. Im Tor setzte sich das Wechselspiel fort, statt Grubauer stand wie gegen Kasachstan Mathias Niederberger zwischen den Pfosten; für den verletzten Lukas Reichel, dessen WM zu Ende ist, rückte Leo Pföderl wieder in die Aufstellung, Manuel Wiederer stand erstmals im Line-up.

Man dürfe sich keine leichtfertigen Scheibenverluste leisten, hatte Marc Michaelis gewarnt, und dann leistete sich ausgerechnet Seider, der Kapitän, gleich in der ersten Minute einen Scheibenverlust im eigenen Drittel, aber Timo Meier vergab die Großchance. Auch eine erste Strafzeit überstand das DEB-Team. Bis zur ersten deutschen Chance durch Verteidiger Korbinian Geibel dauerte es mehr als fünf Minuten. Danach gestaltete sich die Partie ausgeglichener. „Im zweiten Drittel war das Bild dann etwas anders“, meinte Kreis.

Der deutschen Offensive um NHL-Profi Tim Stützle fehlt jede Passgenauigkeit und Klarheit

In der 25. Minute nutzte Damien Riat die Gunst der Sekunde: 1:0 für die Eidgenossen, die nur 84 Sekunden später durch Sven Andrighetto nachlegten. Das DEB-Team drohte nun auseinanderzubrechen wie das Eis an anderen Tagen, als auch Michael Fora traf – allerdings aus Abseitsposition. Der Protest des deutschen Trainerstabs hatte Erfolg, es blieb zunächst beim 2:0.

Die deutsche Offensive um NHL-Profi Tim Stützle, mit 15 Treffern und 15-prozentiger Schusseffizienz bislang die zweitproduktivste des Turniers, fand Kreis „zu optimistisch“. Und in der Defensive blieben die Deutschen sträflich unaufmerksam. Wieder bekam Andrighetto Platz und Zeit und überwand Niederberger über der linken Schulter (34.) – und wieder legten die Deutschen Protest ein: Per Videobeweis aber erlangte der Treffer diesmal Gültigkeit, obendrein kassierte das DEB-Team eine Zweiminutenstrafe – und Gegentor Nummer vier, abermals durch Andrighetto (35.). Der Zürcher versetzte den Deutschen mit seinem Hattrick in einem katastrophalen zweiten Drittel den frühen K.o. und legte im dritten Abschnitt seinen vierten Treffer nach (49.). Michaelis (59.) gelang der sogenannte Ehrentreffer. „Schon bitter“, sagte Pföderl, „weil wir das Spiel im zweiten Drittel in fünf Minuten wegschmeißen.“

Ordnung liebende Schweizer hatten unaufgeräumte Deutsche einfach mal sauber weggeputzt.

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