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Wilhelmskapelle im Alten Schloss Schleißheim: Restaurierung des Altargemäldes – Landkreis München | ABC-Z

„Jeder Münchner kennt Peter Candid – die Candidbrücke, den Candidtunnel, die Candidstraße“, sagt der scheidende Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, Bernd Schreiber, bei der Präsentation der aufwendig restaurierten Wilhelmskapelle im Alten Schloss Schleißheim. Dort erstrahlt nun ein um 1600 entstandenes Altargemälde des Hofmalers Peter Candid in neuem Glanz, der drei Jahrzehnte hauptsächlich in Stadt und Land München gewirkt hat.

Für Schreiber, der sich Ende des Monats in Pension verabschieden wird, ist es der letzte offizielle Besuch in Schleißheim. Das Frühbarock-Gemälde von Candid (um 1548 bis 1628) sei für ihn so emotional bewegend, dass er die Wiederöffnung der Wilhelmskapelle, die der älteste Teil des Alten Schlosses ist, mit den geladenen Gästen auch „persönlich begehen und nicht durch eine schlichte Pressemitteilung abfeiern wollte“, wie er sagt. Später steht er mit Gästen vor dem Bild und zeigt sich ebenso begeistert von dem gütigen Blick Mariens wie von den verschiedenen Gesichtern der zahlreichen Putti.

Das Ölgemälde von Peter Candid misst circa drei Meter mal 1,70 Meter. Es hing schon im Vorgängerbau der Wilhelmskapelle und zeigt den heiligen Wilhelm von Malavalle, wie er die auf einer Wolke thronende Maria mit dem Jesuskind anbetet. Herzog Wilhelm V. von Bayern (Regierungszeit 1579 bis 1597), der die Schleißheimer Schlossanlage begründete, ließ bewusst einen Heiligen seines Namens malen. Der abgebildete Heilige lebte in einer Einöde von Malavalle bei Grosseto in Italien, er gilt als Schutzpatron der Klempner und ist wie üblich mit Schild, Schwert und Helm dargestellt. Er kniet vor einer dunklen Höhle, die die Szene ebenso überraschend nach hinten erweitert wie der Durchblick auf eine gewellte Landschaft am linken Bildrand. Dieser Durchblick sei unter Blattwerk verborgen gewesen, erzählt Restauratorin Bettina Schwabe, die an dem Altarbild gearbeitet hat. Das Bild hat eine auffällige Zweiteilung. Es ist im Bereich Mariens in hellen Farben gehalten, unterhalb einer Linie aus der Wolke, auf der sie sitzt, herrschen erdige Farben vor.

Die Restauratorinnen Bettina Schwabe und Manuela Frankenstein (von links) haben an den Bildern gearbeitet, die in der Kapelle zu sehen sind. (Foto: Robert Haas)

Unter der Malschicht hätten schon einige Engelsköpfe um das Haupt Mariens durchgeschimmert, ergänzt Schwabe. Diese entpuppten sich nach der Reinigung und Freilegung als zwei Engelskränze aus sich dicht aneinanderschmiegenden hellen Köpfen, darin Maria mit dem Jesuskind. Beide blicken zu dem Einsiedler hinab, Jesus scheint ihn sogar zu grüßen. Nicht nur am Gesicht beider erkennt man die malerische Qualität des flämischen Malers Candid, der ein bedeutender Vertreter des Spätmanierismus in Florenz und Bayern war und mit seinen Werken die künstlerische Entwicklung seiner Zeit prägte. Zahlreiche Details ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Wer sich etwas Zeit nimmt und die einzelnen Bildbereiche betrachtet, wird viele, zum Teil auch profane Entdeckungen machen. Man sollte und darf dicht an das Altarbild herangehen.

Es ist ein mächtiges Werk, das nun im hinteren halbrunden Abschluss der mit Stuck gezierten Wilhelmskapelle seinen Platz gefunden hat. Schreiber bezeichnet es als „Nukleus der gesamten Schlossanlage“, bedauert aber, dass der Firnis noch sehr glänze und daher spiegelt. Später stimmt er zu, dass die Beleuchtung verbessert werden müsste.

Die Wilhelmskapelle ist am Museumstag am Sonntag, 18. Mai, erstmals mit ihrer neuen Ausstattung zu besichtigen.
Die Wilhelmskapelle ist am Museumstag am Sonntag, 18. Mai, erstmals mit ihrer neuen Ausstattung zu besichtigen. (Foto: Robert Haas)

Zu dem Altarbild gesellen sich vier Passionsdarstellungen unbekannter Meister von 1614 aus dem Umkreis Candids, die entlang der Seitenwände aufgehängt sind. Bei der Restaurierung der übrigen neun Bilder des 13-teiligen Passionszyklus, der ursprünglich aus der im 19. Jahrhundert abgerissenen Münchner Franziskanerkirche stammt, können sich weitere Erkenntnisse zum Maler ergeben. Die hauptsächlich von Manuela Frankenstein restaurierten vier ersten Bilder zeigen zwar bewegend gemalte Szenen von Christus vor Kajaphas sowie Geißelung, Kreuztragung und Kreuzannagelung Christi, aber „nicht den detailreichen Realismus und die handwerkliche Perfektion der Candid-Werke“, erläutert der Kunsthistoriker und Kurator der Schleißheimer Schlösser, Sebastian Karnatz, der am 1. Juni Leiter der städtischen Museen seiner Heimatstadt Regensburg wird.

Mit der restaurierten Wilhelmskapelle haben die Schlösser Schleißheim ein neues Highlight. Sie wird am Internationalen Museumstag, dem 18. Mai, erstmals mit ihrer neuen Ausstattung zu besichtigen sein und ist anschließend jeden ersten Sonntag im Monat geöffnet. Beim regulären Museumsrundgang in der Sammlung zur Landeskunde Ost- und Westpreußens kann man vom ersten Stock aus durch drei Fenster in die Wilhelmskapelle blicken und findet Informationen zu allen Bildern an einer neu eingerichteten Museumsstation.

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